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Ich will gerade ins Bad gehen, da kommt Darren mit nassen
Haaren, die er sich mit einem Handtuch trocken rubbelt, aus dem Bad.

»Guten Morgen, Macey«, grüßt er mich leise und bleibt mit großem Abstand vor mir stehen.

Gut also?

Na ja, so gut nun auch nicht.

»Guten Morgen, Darren.«

Überrascht reißt er die Augen auf, denn es ist das erste Mal, dass ich ihn mit seinem Vornamen anspreche. Dieses Spiel kann ich auch spielen. Wenn er mich unter uns mit Vornamen anspricht, dann mache ich das auch.

»Wie hast du geschlafen, Macey?«, betont er meinen Namen.

»Gut und du, Darren

Er schmunzelt, darüber erfreut, dass ich ihn zum zweiten Mal mit Vornamen angesprochen habe.

»Nicht so gut, um ehrlich zu sein«, meint er dann nieder-geschlagen und mustert mich.

Warum tut er das immer?

Was?

Er bohrt sich mit seinen meerblauen Augen in meine Seele.

»Tja, deine Verlobte kommt ja heute. Dann wirst du sicher
besser schlafen können«, sage ich gereizt und gehe an ihm vorbei ins Bad.

Uhhh, der hat gesessen.

Bevor ich die Tür zu mache, drehe ich mich wieder zu ihm. Sein Blick ist geschockt, und er strahlt überraschte Enttäuschung aus.

»Ach und Darren, ich würde bitte gerne den Brief haben«, ich betone wieder seinen Namen und schließe nun die Tür hinter mir, ohne auf eine Antwort zu warten. Mit geschlossener, zugesperrter Tür lehne ich mich an sie. Warum tut es so weh? Ich wollte ihn eigentlich nicht anmotzen und ein Drama aus dem Ganzen
machen, es ist einfach aus mir rausgeplatzt.

Das war dann wahrscheinlich ich.

Meine Brust schmerzt, wenn ich daran denke, dass er eine
Verlobte hat. Ich habe zwar gesagt, es würde mir nichts aus-machen, doch das tut es. Sogar sehr.

Jetzt reiß dich zusammen, raff dich auf und gehe da mit erhobenem Kopf hinaus.

Du hast recht, ich sollte es nicht zu sehr an mich ranlassen.

Nachdem ich geduscht, mir die Zähne geputzt und mich angezogen habe, gehe ich mit feuchten Haaren ins Wohnzimmer,
dahin, wo  Stimmen zu hören sind.

Dort angekommen sehe ich Abigail und die Zwillinge auf der Couch sitzen und Darren auf dem Sessel.

»Liebes, du solltest dir die Haare föhnen, sonst wirst du noch krank«, kommt es freundlich von Abigail.

Die Zwillinge sitzen an ihren Smartphones und erinnern mich an Mandy.

Ich sehe lächelnd von ihnen zu Mrs. Primes. »Ich habe den Föhn nicht gefunden.«

»Oh Liebes, ich zeige dir, wo er ist«, sagt sie lächelnd und will vom Sofa aufstehen, doch Darren kommt ihr zuvor und steht auf.

»Ich mach das schon, Mom«, meint er und gibt seiner Mutter einen Kuss auf den Kopf.

»Danke, Agent Primes«, bedanke ich mich, während wir aus dem Wohnzimmer gehen.

Im Flur angekommen, warte ich im Türrahmen des Gäste-bades, während er den Föhn aus einer der Schubläden rausholt.

»Könntest du mir bitte auch gleich den Brief geben?«, frage ich gespielt beiläufig und beobachte, wie er die Schublade wieder schließt.

Ich strecke meine Hand nach den Föhn aus, den er mir hinhält, doch statt ihn mir zu geben, greift er sanft mein Handgelenk mit seiner anderen Hand und zieht mich ins Bad. Mit einer schnellen Bewegung schließt er leise die Tür hinter uns.

Überrascht frage ich ihn: »Was tust du?«

Seine Hand umschließt immer noch mein Handgelenk, seine Augen suchen mein Gesicht nach irgendetwas ab.

»Hör zu, Macey, ich kann das nicht.«

Was kann er nicht?

»Was kannst du nicht?« Er lässt mein Handgelenk los, legt den Föhn auf den Tisch neben dem Waschbecken und fährt sich
beinahe verzweifelt durch die Haare.

»Das!«

Was meint er?

»Was meinst du?«

»Alles hier!«

Ich verstehe nicht, was er meint.

»Ich verstehe nicht, was du meinst.«

Er kommt mir ganz nah. »Tu nicht so, als wärst du dumm, denn das bist du nicht.«

»Ich weiß wirklich nicht, was du meinst«, gebe ich ehrlich zu. Ich drücke ihn leicht von mir weg, nehme den Föhn in die Hand und will zur Tür hinaus, aber er hält mich davon ab, indem er seine Hand gegen die Tür stemmt, sodass ich sie nicht öffnen kann.

»Es tut mir ehrlich leid, Macey«, haucht er traurig. Seine
Stimme lässt mein Herz bluten.

Mit feuchten Augen drehe ich mich langsam zu ihm. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Für Nichts.«

Seine Miene wirkt noch bedrückter als eben und zerreißt nun endgültig mein Herz.

Blue in my HeartTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon