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Was will er? Du bist doch nicht die, die vergeben ist, sondern er. Also soll er sich nicht so anstellen.

The Voice hat recht, ich darf mich mit jedem unterhalten, mit dem ich mich unterhalten will.

Ich starre ihm in seine meerblauen Augen und grinse, während ich ins Handy spreche.

»Ich ruf dich an, wenn ich etwas brauche. Danke, Jasper.«

Bei diesem Satz formen sich seine Augen zu Schlitzen.

»Du kannst mir auch schreiben, wenn du etwas brauchst oder einfach nur so ... zum Unterhalten.« Er räuspert sich. »Wann kommst du wieder zurück? Ich könnte dich fahren, ich habe
sowieso noch etwas in der Nähe von Winchester zu tun.«

»Weißt du überhaupt, wo Winchester ist?«, lache ich über seine offensichtlich gelogene Ausrede.

Warum kannst du nicht in ihn verliebt sein?

»Hinter Virginia, denke ich ...« Grinsend beiße ich mir auf die Lippe, um nicht laut loszulachen.

»Ja so ungefähr. Ich schreib dir, Jasper.«

»Pass auf dich auf, Mace ...«

Warum klingt er traurig?

Um Himmels willen, muss ich es dir diktieren? Er vermisst dich!

Über The Voice' Aussage schlucke ich hart, doch ignoriere sie. Nachdem Jasper und ich uns verabschieden und auflegen, sehe mich um und beobachte, wie die Primes schon die Autotüren öffnen, um sich

reinzusetzen. Darren hat seine Starr-Session beendet und setzt sich in seinen schwarzen Chevy, wo Fiona schon wartet.

Wäre es sehr unhöflich, wenn ich nicht im selben Wagen
zurückfahre? Vermutlich schon.

Na toll ...

Schweren Herzens setze ich mich ebenfalls in den Chevy und schnalle mich an. Wir schweigen. Sogar Fiona sagt nichts, was schon etwas wunderlich ist.

Vielleicht hat ihr Vater ihr etwas über deine Beichte erzählt.

Was? Oh nein, was, wenn sie deshalb so ruhig ist?

Ganz ruhig, das war nur ein Scherz. Er hat als Priester so eine Art Schweigepflicht, so ähnlich wie es Ärzte haben.

Hoffe ich mal für uns.

Du hoffst?

»Siehst du«, bringt mich Fionas Stimme aus dem Dialog mit The Voice. »Sogar Zachary sagt, dass du zu lange weg warst.« Sie sieht Darren an. Ihr Lächeln ist sanft und es wirkt, als würde sie ihn anhimmeln. Er aber schaut starr auf die Straße und ignoriert sie, was auch nicht so schlimm wäre, wäre Fiona nicht so überfreundlich und lieb. Sie verdient es nicht, so behandelt zu werden.

Warum hast du Mitleid mit ihr und stellst dich auf die Seite des Feindes?

Sie ist nicht unsere Feindin!

Deine vielleicht nicht ...

»Ich hab' viel zu tun gehabt«, antwortet er monoton und

irgendwie genervt.

»Ich weiß, aber du hättest wenigstens einmal in deiner freien Zeit anrufen können.« Sie sagt es so leise, dass ich es fast nicht gehört habe. Ihre Stimme klingt enttäuscht und traurig, was mich ebenfalls traurig stimmt.

»Fiona, das ist weder der Ort noch die richtige Zeit für so ein Gespräch«, meint er ruhig und lächelt sie an. Doch das Lächeln erreicht nicht seine Augen.

Wo bin ich hier gelandet?

Mitten in einem Beziehungsstreit.

Unwohl rutsche ich auf meinem Sitz hin und her, wobei ich bedacht nicht in den Rückspiegel sehe. Fiona dreht, ohne zu
antworten, den Kopf zum Fenster und sieht hinaus.

Ich hätte doch bei den anderen mitfahren sollen ...

Agent Primes merkt, dass sie enttäuscht ist und legt seine Hand auf ihren Oberschenkel, was wiederum mich enttäuscht. Ich weiß, ich sollte nicht eifersüchtig sein, aber ich bin es und ich kann es nicht verhindern.

Immer noch starre ich auf seine Hand, die ruhig auf ihrem Oberschenkel liegt, als sie ihren Kopf zu ihm dreht, und er sie sanft anlächelt, was sie ebenfalls zum Lächeln bringt.

Da hat er die Situation noch rechtzeitig retten können.

Unbehaglich schaue ich aus dem Fenster, um nicht mit anzusehen, wie die beiden sich anschmachten.

Warum fährt sie eigentlich mit zu den Primes, muss sie nicht nach Hause?

Ich schätze da spricht die altbekannte Eifersucht aus dir.

Die restliche Fahrt verläuft ruhig, weder Gespräche, noch
Eifersuchtsattacken deinerseits.

Ich hasse es, wenn du meine Sätze so beendest!

Meinst du, dass ich deine Sätze wahrheitsgemäß beende?

Ach, sei still.

Ich will kurz in den Rückspiegel schauen, nur ganz kurz. Nur, um seine meerblauen Augen, die sich immer wieder in meine Seele hineinbohren, zu sehen. Ein kurzer Blick ...

Blau ist eine kalte Farbe, doch seine sind wie eine rauschende Flamme, heiß und gefährlich. Sie strahlen so stechend, dass es einen hypnotisieren kann.

In seinen Augen könnte ich mich Stunden verlieren.

Diese Augen sind wie ein wunderschöner Tag an einem heißen Strand, dessen Wasser so kalt und erfrischend ist, dass man
Stunden darin verbringen möchte. Sie sind wie ein tiefer Ozean voller Hoffnung und Liebe.

Sie sind wie zwei Edelsteine, die aus den reinsten und
wunderschönsten Saphiren bestehen.

Sie sind wie der Himmel am frühen Abend, dessen Sterne hell leuchten. Von einem so magischen Blau durchzogen, dass es mir den Atem verschlägt.

Sie sind ein Traum von einem Blau, den ich jede Nacht
träumen will ...

Das war aber ein langer ›kurzer‹ Blick.

Blue in my HeartWhere stories live. Discover now