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Für einen kurzen Moment genieße ich das Gefühl seine Hände auf meinem Körper zu spüren und lache auf. Ich höre, wie auch er lacht. Und, ach du heilige Maria, sein Lachen hört sich so schön an. Irgendwie noch schöner als vorhin. Doch dann komme ich wieder zu mir und höre abrupt auf. Er lässt mich schnell runter, so als würde auch er wieder zu Sinnen kommen.

Es war zwar nur ein klitzekleiner Moment, ein paar Sekunden, doch es war einfach perfekt.

Mit einem schüchternen Blick drehe ich mich zu ihm und schaue in seine meerblauen Augen, die aufleuchten.

»Es tut mir leid«, sage ich leise und schaue ihn beschämt an.

Mir nicht!

»Es tut mir leid«, flüstert er und kratzt sich verlegen am
Hinterkopf.

Wir sind immer noch hinter dem großen Regal und da man die anderen noch lachen hört, haben sie wahrscheinlich nichts mit-bekommen. Hinter Darren sehe ich das Sofakissen, das er vermutlich fallen gelassen hat, bevor er mich hochgehoben und umher gewirbelt hat.

»Wir sollten –«, sagt er zögerlich und deutet auf das Regal, womit er meint, dass wir zu den anderen gehen sollten.

No shit, Sherlock?

»J-Ja, sollten wir«, stimme ich ihm zu, doch wir bleiben beide stehen und starren uns weiterhin an.

Ich weiß, ich denke das zum wahrscheinlich millionsten Mal, doch seine meerblauen Augen sind wahrhaft wunderschön. Ich würde alles tun, nur um zu wissen, was er in diesem Moment denkt. Was durch seinen Kopf geht, und ob ich Teil dieser Gedanken bin.

»Gehen wir wieder rüber«, bestimmt er, dreht sich um und hebt das Kissen auf.

Ich folge ihm, und bevor ich ganz vor dem Regal hervorkomme, drehe ich mich nochmal kurz um, um zu sehen, was hier
hinter dem Regal eigentlich ist.

Erstaunt schaue ich auf die zahlreichen glänzenden Pokale, die auf den Regalen stehen. Ich frage mich, wer diese ganzen Pokale gewonnen hat und wofür. Gerade als ich einen Schritt auf das Regal machen will, um sie mir genauer anzusehen, reißt mich ein Lachen aus meinem Vorhaben, und ich gehe schnell wieder zu den anderen.

Die Primes Geschwister albern immer noch rum und lachen fröhlich.

Darren geht auf Ryan zu und schlägt ihm das Kissen in seiner Hand leicht gegen den Kopf, bevor er Folgendes sagt: »Ich gehe hoch und lege mich hin. Ihr könnt von mir aus einen anderen Film anschauen«, meint er dann ernst.

Ich schaue ihm nach, wie er auf die Treppe zugeht. Als er diese erreicht, dreht er sich nochmal um und schaut zu mir. Nach einem kurzen, aber intensiven Blick, wendet er sich zum endgültigen Gehen.

Was hatte das gerade zu bedeuten?

»Was haltet ihr von 21 Jump Street?«, schlägt Seth vor, nachdem sich wieder alle beruhigt haben.

»Ja!«, kommt es einstimmig von Noah und Emily.

»Zwillinge.« Seth verdreht grinsend die Augen und läuft auf die ganzen DVDs zu.

»Ist das okay für dich?«, fragt mich Ryan, woraufhin ich
lächelnd nicke.

Emily steht auf und dimmt das Licht ein wenig, sodass eine Kinoatmosphäre entsteht.

Den ganzen Film über habe ich über Darren nachgedacht, wie seine Hände auf meiner Taille lagen, er mich hochgehoben und umher gewirbelt hat, als wären wir ein Paar oder so. Und dann habe ich darüber nachgedacht, wie es wäre, mit Darren zusammen zu sein. Was es für Gefühle in mir weckt, allein wenn er mich nur
ansieht. Von einer Berührung seinerseits will ich gar nicht erst anfangen. Was ist nur los mit mir? Das erste Mal, dass ich mich verliebe und dann ist es ein vergebener Mann.

Wieso ich? Wieso passiert mir sowas?

Da überwindet man den Tod seiner Eltern, eine Vergewaltigung, drei Jahre in einer psychiatrischen Einrichtung, eine Adoption und einen Angriff desselben Mannes, der mich mit meinen zehneinhalb Jahren vergewaltigt hat, aber nicht den Anblick des Mannes, den man liebt, mit einer anderen Frau?

Was ist nur los mit mir? Mein Herz macht jedes Mal, wenn ich ihn sehe einen Sprung, und die Eifersucht ihn mit Fiona zu sehen, zerreißt mich regelrecht.

Und sie hat mich auch noch zu deren Hochzeit eingeladen. Wenn ich die beiden vor dem Altar sehe, ist es aus mit mir, das

weiß ich.

Die Liebe zu diesem Mann wird mich innerlich zerstören, denn er kann und wird mich nicht lieben können. Allein, dass er Fiona sicher nicht wegen mir verlassen wird, bricht mir das Herz. Er bricht mir das Herz. Zwar unbeabsichtigt, aber dennoch tut er es.

Blue in my HeartWhere stories live. Discover now