-42-

4.8K 218 46
                                    

»Die Panikattacken und die Ohnmachtsanfälle kommen vermutlich vom Stress. Vielleicht haben Sie etwas erlebt und konnten es nicht verarbeiten«, meint der Arzt beim FBI.

Vermutlich ist oder war er ein Militärarzt, der auch für die posttraumatischen Belastungsstörungs-Fälle den Psychologen spielt.

»Ich empfehle Ihnen, sich einem Psychologen zu öffnen, oder einer Ihnen nahestehenden Person.«

Darren sieht mich eine Millisekunde lang an, bevor er sich wieder dem Arzt zuwendet.

»Nur reden?«

»Nur reden«, bestätigt ihm der Arzt.

Es ist deutlich zu erkennen, dass Darren diese Antwort nicht wirklich gefällt. Im Grunde sind wir hier fertig, aber der große Mann mit den blauen Augen neben mir sieht das anders. Er drängt den Arzt mit einem vielsagenden Blick, sodass dieser von alleine anfängt zu reden.

»Sind diese Attacken plötzlich aufgetreten oder bestehen sie schon länger?«

Darren sieht mich fragend an.

»Nein, ich habe sie erst seit gestern.«

»Ist gestern irgendetwas vorgefallen, was diese ausgelöst
haben könnte?«

Die Autofahrt von den Primes nach D.C., danach haben sie angefangen.

»Ich denke der fast-Autounfall, den wir gestern in der Früh hatten, hat sie ausgelöst, weil er mich an den Autounfall mit
meinen Eltern erinnert hat«, gebe ich leise von mir.

Der blauäugige Agent meidet meinen Blick.

Der arme Mann fühlt sich schuldig.

»Reden Sie mit jemandem darüber, dem Sie vertrauen können«, empfiehlt der Arzt.

Agent Primes sieht gedankenverloren aus, als wir das FBI-Gebäude verlassen, nachdem wir uns beim Arzt bedankt und uns verabschiedet haben.

Es ist schon Nachmittag, als wir im Apartment ankommen.

»Erzähl mir davon«, meint Darren, während wir die Teller von unserem verspäteten Mittagessen Schrägstrich verfrühtem Abendessen in die Spülmaschine stellen.

»Von was?«, mache ich einen auf dumm.

»Weshalb du die Panikattacken bekommst.«

Sofort beginne ich, bei dem Gedanken, dass der kleine Junge mit den stechend blauen Augen, in meiner letzten Panikattacke, Darren hätte sein können, zu hyperventilieren.

Und wenn ich es erzähle, wird er sich dann daran erinnern?

Was wenn? Was soll so schlimm daran sein?

Du verstehst das nicht ...

Ich bin du, wenn du es verstehst, tue ich es auch.

Wer sagt, dass die Dinge, die ich gesehen habe, überhaupt die Wahrheit sind? Vielleicht habe ich nur halluziniert.

Es muss die Wahrheit sein, du hattest sie nur verdrängt. Außerdem erinnerst du dich daran, als du das erste Mal durch die Tür vom Haus der Primes gegangen bist, und sie dir bekannt vorkam? Das war ein Zeichen, du hast dich an die Tür erinnert, weil du als Kind durch sie durch gegangen bist. Es muss einfach die Wahrheit sein.

»Du weißt doch, was passiert ist«, spiele ich auf meine Akte, die er bestimmt auswendig kennt und dem Angriff meines
Vergewaltigers an.

»Was war davor, Macey? Warum warst du innerhalb von
einem Jahr in drei verschiedenen Pflegefamilien?«

Das steht alles in deiner Akte.

»Das steht alles in meiner Akte«, wiederhole ich The Voice' Aussage.

»Erzähl es mir trotzdem.«

Warum quält er dich?

»Warum quälst du mich?«

»Ich will dich doch gar nicht quälen. Du bist nicht allein,
Macey. Ich bin hier und ich kann dir vielleicht dabei helfen, dass du diese Panikattacken nicht mehr bekommst«, redet er ruhig auf mich ein und schließt die Spülmaschinentür.

Aus meinem Mund kommt kein Laut.

»Vertraust du mir nicht?«

Geschockt reiße ich die Augen auf. Mit Vertrauensbindungen bin ich immer vorsichtig gewesen.

Aber ja, ich vertraue ihm. Voll und ganz.

Ein Nicken und ein leises »Doch.« kommen von meiner Seite. Meine Augen heften sich auf meine Hand, die von Darren fest-gehalten wird.

»Dann rede mit mir.«

Blue in my HeartWhere stories live. Discover now