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Das helle Sonnenlicht dringt durch die Fenster und weckt mich auf. Ich habe kaum fünf Stunden geschlafen und bin somit
hundemüde. Lustlos verlasse ich das gemütliche, weiche Bett, stelle mich gähnend auf die Beine und schlendere zur Bade-zimmertür im Schlafzimmer. Doch als ich die Tür öffne, sehe ich Primes vor mir, der nur mit einem Handtuch um die Hüften seine Zähne putzt. Bestürzt schließe ich sie wieder.

»Es tut mir leid!«, quietsche ich hinter der Tür und kneife die Augen zusammen.

»Ich wusste nicht, dass Sie da drinnen sind.«

»Schon gut, ich bin fertig«, meint er. »Du kannst reinkommen.«

Ich öffne wieder die Tür, gleichzeitig schließt Primes seine auf der anderen Seite des Badezimmers. Er hätte auch die Tür zu
meinem Schlafzimmer zusperren können.

Vielleicht ist er es nicht gewohnt, dass noch jemand außer ihm in
diesem Apartment schläft.

Weshalb hat er dann ein zweites Schlafzimmer? Das verstehe ich nicht.

Das kann ich mir auch nicht erklären.

Bevor ich anfange, mich auszuziehen, um zu duschen, sperre ich seine Tür ab. Sicher ist sicher.

Während dem Duschen überlege ich, wie ich mich bei ihm
bedanken kann.

Wofür?

Wofür? Dafür, dass ich hier übernachten kann. Dafür, dass er mich zweimal verarztet hat und noch viel wichtiger, dafür, dass er mich vor dem Dreckskerl beschützt hat. Wäre er nicht rechtzeitig gekommen, hätte sonst was passieren können.

Beim Aussteigen aus der Badewanne fällt mir eine gute Idee ein, wie ich mich bedanken kann. Ich trockne mir die Haare, ziehe mich an und gehe aus dem Zimmer. Auf dem Flur sehe ich ihn ins Büro gehen.

»Wenn du etwas brauchst, ich bin im Büro«, meint er
abwesend und geht rein.

Das ist mein Stichwort, entschieden gehe ich auf die Küche zu. Da ich das Apartment nicht verlassen darf, kann ich ihm nichts kaufen, deswegen koche ich ihm etwas. Ich öffne den Kühlschrank und ein paar Küchenschränke, um zu sehen, was alles da ist. Nach kurzem Überlegen weiß ich, was ich zubereiten werde.

Primes sitzt bereits am Esstisch und wartet geduldig auf das
Essen. Als ich ihm vor knapp zwei Stunden mitgeteilt habe, dass ich uns etwas koche, hat er verwundert die Augenbrauen hoch-gezogen. Jetzt sitzt er hier, und ich bin gespannt, ob es ihm schmeckt.

Ich habe ein drei Gänge Menü zubereitet. Gerolltes Melanzani-Carpaccio mit Tomatensauce als Vorspeise, Chicken-Spieße als Hauptgericht und Schoko-Lavakuchen als Nachspeise.

»Ich hab improvisiert«, gestehe ich kleinlaut, während ich das Melanzani-Carpaccio serviere.

»Sieht toll aus«, gibt er mit einem leichten Lächeln zurück. »Danke«, antworte ich ein wenig unsicher.

Hoffentlich schmeckt es auch so gut, wie es aussieht.

Das hoffe ich auch ...

»Gut improvisiert«, lobt er meine Kochkünste, als er die Teller abräumt, während ich den Puderzucker über den Lavakuchen streue. Meine Mom hat immer gesagt: »Ein gutes Rezept wirkt Wunder.«

»Freut mich, dass es geschmeckt hat«, bedanke ich mich.

Nach der Vorspeise und dem Hauptgericht freue ich mich auf den Kuchen. Ich warte gespannt darauf, dass Primes den Lava-kuchen probiert. Mit der Gabel spießt er ein Stück ab und die Schokosoße fließt raus.

Überrascht schaut er mich an. »Soll das so sein?«

Lächelnd gebe ich ein ›Ja‹ zurück. Er beißt rein und runzelt
daraufhin seine Stirn.

»Was ist?«, frage ich unsicher und beiße nun auch rein.

Pfui, dass schmeckt ja widerlich.

Oh nein, ich habe Salz und Zucker vertauscht. Gleichzeitig angeekelt und traurig schaue ich Primes an, der sich gerade ein Grinsen verkneift. Und dann platzt es aus ihm heraus und er lacht laut los.

Er sieht so gut aus, wenn er lacht. So eine positive Energie strahlt er dabei aus, dass ich auch anfange, laut zu lachen. Sein Lachen ist herzhaft und –

Und er sieht dabei noch heißer als zuvor aus.

Seine Augen funkeln in dem schönsten Blauton, den ich jemals gesehen habe.

»I-Ich habe aus Versehen Salz statt Zucker reingetan«, versu-

che ich, das Missgeschick zu erklären.

»Hab ich gemerkt«, sagt er und lacht wieder los.

Nachdem wir uns beruhigt haben, räumen wir zusammen das Geschirr ab. Gerade als ich mich runterbeuge, um meinen Teller in die Spülmaschine zu tun, bückt auch er sich runter, um seinen ebenfalls in die Spülmaschine zu stellen.

Unsere Blicke treffen sich, als wir beide wieder aufrecht stehen.

Verdammt diese meerblauen Augen.

Eine gefühlte Ewigkeit stehen wir so, bis ich mich auf meine Zehenspitzen stelle, um ihn zu küssen.

Blue in my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt