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Darren fährt schweigend los, nachdem ich mich auf die Rückbank gesetzt habe.

»Macey«, fängt Fiona an und schon bereue ich es, dass ich nicht schnell genug war, um mit Abigail und Anthony mitzu-fahren.

»Ja?«, frage ich dennoch höflich.

»Hat Abigail dich schon zu unserer Hochzeit eingeladen?«

Völlig aus der Bahn geworfen über die Erwähnung der
Hochzeit von ihnen, starre ich Darren durch den Rückspiegel an. Er schaut mich an, wendet sich dann aber sofort um, als er
bemerkt, dass ich ihn ansehe.

»Ehmm ... Nein«, antworte ich und schaue aus dem Fenster.

»Dann bist du hiermit eingeladen«, meint sie, dreht sich zu
ihrem Verlobten und legt die Hand auf Darrens Oberarm.

Mein Blick klebt an ihrer Hand, die seinen Arm streichelt. Am liebsten würde ich sie hier und jetzt umbringen. Ich schüttle den Kopf, verwerfe meine dunklen Gedanken und lächle sie weiterhin an.

»Danke.«

Du gehst doch nicht wirklich auf die Hochzeit der beiden? Das kann doch nicht dein Ernst sein?

»Du kannst natürlich auch jemanden mitnehmen. Ein Date«, erklärt sie und meine Augen wandern sofort wieder zu dem Rückspiegel. Darren heftet seinen Blick an die Straße und mahlt mit dem Kiefer.

Er ist eifersüchtig.

Wieso sollte er auf jemanden eifersüchtig sein, der nicht mal existiert? Ich meine, ich kenne nicht mal jemanden, den ich auf ein Date zu einer Hochzeit mitnehmen könnte.

Jasper. Er ist gutaussehend und du kannst Darren mit ihm

eifersüchtig machen.

Ich denk nicht mal dran, er ist verlobt verdammt.

Na und? Er ist ja auch eifersüchtig.

Und genau das verstehe ich nicht. Wieso ist er eifersüchtig, wenn er

doch verlobt ist?

Er steht auf dich, Dummerchen!

»Danke, aber ich werde wohl alleine kommen müssen.«

Ich sehe Darren an. Wie aufs Stichwort hört er auf, mit dem Kiefer zu mahlen und wirkt kurz entspannt, bevor Fiona wieder ihren Mund aufmacht und er abermals stumm seine Zähne knirscht.

»So jemand Hübsches wie du muss doch bestimmt vergeben sein«, meint sie aufrichtig.

Hübsch sein hat doch nichts damit zu tun, ob man vergeben ist oder nicht. Es zählt der Charakter, die geistige Reife und das Wohlbefinden der eigenen Person.

Wieder wandern meine Augen zum Rückspiegel. Darren schaut ebenfalls hinein, und wir starren uns eine gefühlte Ewigkeit in die Augen, bis ich den Blick abwende und mich an Fiona

richte, die nichtsahnend aus der Windschutzscheibe schaut.

»Nein, ich bin nicht vergeben«, antworte ich ehrlich, und sie strahlt.

»Dann ist die Hochzeit ein perfekter Ort, jemanden kennen zu lernen.«

Ich erwische mich dabei, wie ich nochmal in den Rückspiegel schaue. Darrens meerblaue Augen mustern meine, und ich lächle hinterhältig, aber süß hinein.

»Vielleicht hast du recht«, gebe ich, immer noch den Blick auf den Spiegel gerichtet, von mir, schaue aber dann sofort runter auf meine Hände, die in meinem Schoß liegen.

Ich weiß nicht, weshalb ich das gemacht habe, aber es hat sich in dem Moment gut angefühlt.

Die restlichen paar Minuten schweigen wir, bis Darren den Wagen vor der Kirche anhält, und wir aussteigen. Mit zittrigen Knien gehe ich auf Abigail und die anderen zu, damit ich nicht zusehen muss, wie Darren und Fiona eng nebeneinander
hergehen.

»Liebes, du siehst toll aus«, kommentiert Mrs. Primes mein Aussehen und umarmt mich.

Was hat diese Familie mit ihren ganzen Umarmungen? Du wurdest in den letzten zwei Tagen häufiger umarmt, als in den letzten paar
Jahren.

Mr. und Mrs. Primes gehen vor. Emily, Noah und Seth gehen ihnen hinterher, Fiona legt ihren Arm um Darrens Arm und auch sie gehen los.

Ryan kommt auf mich zu. »Wollen wir zusammen hinein-gehen?«, fragt er und stellt sich neben mich.

»Warum nicht«, antworte ich lächelnd.

Für einen kurzen Moment dreht Darren seinen Kopf zu uns nach hinten und wirkt wütend, doch das ignoriere ich gekonnt, als wir das Gotteshaus betreten.

Einerseits fühlt es sich vertraut an, nach so einer langen Zeit wieder in einer Kirche zu stehen, aber andererseits erinnert es mich schmerzhaft an meine Eltern.

»Bitteschön«, sagt Ryan und lässt mir den Vortritt beim
Hinsetzen auf der Bank. Links neben mir sitzt Fiona und Ryan setzt sich rechts neben mich.

Nach wenigen Minuten schlagen die Kirchenglocken und alle stehen auf. Ein Mann um die fünfzig stellt sich vorne am Altar hin. Der Priester beginnt mit folgenden Worten: »Im Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«

Ein einstimmiges ›Amen‹ ertönt von der Gemeinde.

»Der Herr sei mit euch«, fährt er fort.

Alle abgesehen von mir sagen: »Und mit deinem Geiste.«
Danach setzen wir uns wieder.

»Wir sprechen das Schuldbekenntnis«, sagt der Priester und es ertönt wieder eine einstimmige Rede. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr genau, was man sagen muss, deswegen höre ich nur zu und schaue Ryan an, was mir ein Schmunzeln von ihm einbringt. Dann beginnt der Priester zu predigen.

»Du bist nicht oft in der Kirche, was?«, flüstert mir Ryan mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen zu.

Ich lehne mich zu ihm und wispere: »Seit dem Unfall meiner Eltern nicht.«

Sein nettes Grinsen vergeht, und er lehnt sich wieder zu mir. »Tut mir leid, ich scheine immer ins Fettnäpfchen zu treten, wenn ich versuche, lustig zu sein.«

Bei seinen Worten muss ich lachen, da die Direktheit mit der er sich entschuldigt, erfrischend ist.

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, du ha-« Ich werde von einem Psscht unterbrochen, halte mitten im Satz inne und sehe mich um.

Na, sieh mal einer an.

Das Psscht kommt von keinem geringeren als Darren.

Blue in my HeartМесто, где живут истории. Откройте их для себя