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Nachdem der Pfarrer die berühmten Worte: »Du darfst die Braut jetzt küssen«, ausgesprochen hat und die Gäste zum Klatschen aufgestanden sind, bin ich rausgelaufen, um mich zu übergeben.

Er hat es wirklich getan. Er hat sie geheiratet.

Und ich bin hier draußen und kotze mir die Seele aus dem Leib, weil ich ihn so sehr liebe, dass es wehtut.

»Macey«, höre ich sanft jemanden sagen und keine Sekunde später wird mir der Rücken gestreichelt.

»Jasper«, schluchze ich. Die Flüssigkeiten fließen aus meinen Augen und meiner Nase.

Ich will nicht, dass er mich so sieht, deswegen drehe ich mich weg.

»Lass es raus«, meint er und dreht meinen Kopf am Kinn zu sich.

»Lass den Schmerz raus und nie wieder rein. Er verdient dich nicht.«

»Du meinst, ich verdiene ihn nicht.«

Mit gerunzelter Stirn schüttelt er den Kopf.

»Nein, das meine ich nicht. Ich meine, er verdient dich nicht, weil du zu gut für ihn bist. Er verdient dich nicht, weil er deine tolle Art, deinen außergewöhnlichen Charakter und dein überragend gutmütiges Herz nicht erkannt hat. Er hat sich für die leichte
Option entschieden und dafür so viel aufgegeben, dass er einem Leid tut.« Jasper macht eine kurze Pause.

»Er tut mir leid, weil er dich nicht bekommen hat.«

Jaspers Worte lassen meine Tränen noch mehr fließen. Darren hat sich für Fiona und gegen mich entschieden.

Warum sollte er sich überhaupt entscheiden dürfen. Er ist nicht der Bachelor und ihr nicht seine Auswahlmöglichkeiten.

Ich war einfach dumm. Ich bin einfach dumm. Obwohl ich wusste, dass er verlobt ist, habe ich trotzdem noch Gefühle für ihn entwickelt. Es war mein Fehler.

Nein, es war sein Fehler, weil er verlobt war und trotzdem mit dir
geflirtet hat und dir das Gefühl gegeben hat, dass du ihm etwas bedeutest.

»Du hast Recht«, spreche ich aus. Jasper hebt die Augen-brauen. Sie haben beide recht, sowohl Jasper als auch The Voice.

»Gehen wir wieder rein?«

Langsam schüttle ich den Kopf. »Nein, ich will nicht wieder rein. Ich will die alle nicht sehen.«

»Ok, dann fahren wir einfach los und schauen, wo wir
ankommen.«

Ich nicke mit einem traurigen Lächeln und wische mir den Mund ab. Jasper und ich setzen uns in sein Auto, und er fährt los, ohne Ziel.

Ein Jahr später

»Hast du alles?«, fragt mich Jasper.

»Ja«, antworte ich, steige aus dem Auto und gehe entschlossen

auf das große Gebäude zu.

Dann wollen wir mal.

Ich habe Jasper alles erzählt. Das Schneeballsystem von Primes Technology Enterprises, das meine Eltern aufgedeckt haben. Ihr fingierter Autounfall. Mein kurzer Aufenthalt im Primes' Haus, als ich ein Kind war. Und letztendlich, wie ich rausgefunden habe, dass Anthony Primes alles eingefädelt hat.

Damals, als ich in seinem Büro war und entdeckt habe, dass meine Eltern in seiner Firma gearbeitet haben und eine hohe Summe an genau dem Tag, an dem der Autounfall stattgefunden hat, von Primes' Konto abgezogen wurde, habe ich mehrere
Dokumente ausgedruckt, um einen festen Beweis in meiner Hand zu haben.

Jasper hat mir geholfen, indem er ehemalige Mitarbeiter der Firma aufgesucht und befragt hat. Er hat alles entweder mit deren Zustimmung aufgenommen oder mit deren Unterschrift auf
Papier gebracht.

Außerdem hat Jasper mit Hilfe seiner vielen Bekanntschaften alte Videoaufzeichnungen vom Tag des Autounfalls besorgen können. Dafür bin ich ihm auf ewig dankbar.

Der Held des Tages.

Eher der Held des Jahrzehnts.

Nun haben wir genug in der Hand, um den Mord meiner
Eltern beweisen zu können und dadurch Primes Technology
Enterprises und somit Anthony Primes endgültig zur Strecke zu bringen.

Am Empfang angekommen, lege ich die volle Mappe auf die Theke, sehe die Frau dahinter und den Security Typen, der in seinem Anzug gefährlich dasteht, ernst an und melde mich zu

Wort.

»Mein Name ist Macey Hope Collins-Shaw und ich möchte zu einem bestimmten Agent.«

Da das FBI schon immer übervorsichtig war, lassen die niemanden einfach so rein, ohne vorher einen Komplettcheck gemacht zu haben.

»Haben Sie einen Termin?«, fragt sie, ohne mich anzusehen, und tippt etwas in den Computer ein.

Sag ich doch, Komplettcheck.

»Nein, aber der Agent wird sich sicher mit mir unterhalten wollen, wenn Sie ihm meinen Namen nennen.«

»Um welchen Agent geht es?«, fragt sie nun interessiert und sieht mich zum ersten Mal an.

»Special Agent Darren Wynton Primes.«

Blue in my HeartWhere stories live. Discover now