Kapitel Elf

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Die Tage vergingen wieder wie im Flug. Ich aß, schwamm, verbrachte Zeit mit Tess.
Nachts war ich mit Lukas zusammen. Es waren tolle Nächte, keine Frage. Und trotzdem langweilte ich mich. 

Das Thema Flucht, kam nicht mehr zur Sprache. Weder Lukas noch ich sprach es an. Trotzdem war ich fest entschlossen aus diesem Anwesen raus zu kommen. Sehr wahrscheinlich würde Lukas mich schneller zurück bringen, als ich laufen konnte. Doch selbst ein paar Minuten von hier wegzukommen, wäre schon ein Segen.
Es war einfach, als würden mich die Wände zerdrücken wollen. Es musste eine Schwachstelle in dem ganzen Sicherheitssystem geben, vielleicht konnte Tom mir helfen. In den letzten paar Tage hatte ich öfters mit ihm zu tun gehabt und er war nett. 
Aber er würde Lukas niemals im Leben hintergehen. Vielleicht konnte Tess mir helfen.
Ich beschloss sie zu fragen, sobald wir uns treffen würden.
Es war noch früh am morgen, als ich aus dem Fenster schaute. Es würde also bald Frühstück geben und danach traf ich mich sowieso mit Tess. Vielleicht konnte ich dann gleich nachfragen.
Ich duschte mich und zog mir ein rosanes Kleid an, dazu Flip Flops und den blauen Diamantring. Es fühlte sich noch immer ungewohnt an, aber ich hatte einmal vergessen ihn anzuziehen. Danach hatte Lukas mich in Bett gezerrt. 
Es war gut, aber noch einmal würde meine Mitte es kein zweites Mal überstehen, was er mit mir getan hatte. Und erst Recht nicht mein Körper. Am Ende war ich gekommen und das heftig, aber es musste nicht unbedingt ein zweites Mal passieren. 

Im Esszimmer wartete Lukas bereits auf mich. Er war mit seinem Handy beschäftigt, aber sobald ich rein kam, schaute er auf und lächelte mich an.
,,Guten Morgen.", sagte er rau und legte das Handy weg. 

Ich brummte nur etwas und setzte mich hin. Sein Blick wanderte zu meiner Hand und ein selbstgefälliger Blick breitete sich auf seinem Gesicht aus.
,,Also was willst du heute machen?", fragte er und legte sich Eier auf seinem Teller. 
Ich tat es ihm gleich.
,,Ich weiß nicht. Ich geh später mit Tess spazieren und danach vielleicht schwimmen. Ich weiß es nicht.", knurrte ich, plötzlich wütend. 
Wieso fragte er mich solche Dinge, wenn er wusste, was ich machen würde. Hier gab es nicht viele Dinge, die ich machen konnte.
,,Ist doch gut. Du solltest mit deinen Eltern telefonieren, sie machen sich bestimmt schon sorgen. Vergiss deine Tabletten nicht.", sagte er, als er sah, dass ich die Pillen nicht schluckte. 
,,Lukas, ich muss mit dir reden.", flüsterte ich und verschränkte meine Hände auf dem Tisch. 
Er hob eine Augenbraue und lehnte sich im Stuhl zurück.
,,Es geht um... Dom hat...", stotterte ich und wusste nicht, wie ich es sagen sollte.
Sein Gesichtsausdruck versteinerte.
,,Wir reden nicht über ihm.", sagte er hart und kalt. 
Sofort zuckte ich zusammen, aber ich musste ihm das hier sagen. Immerhin bin ich 18 geworden und bald würde das Verhütungsstäbchen, dass ich in mir hatte seine Wirkung verlieren. Immerhin hatte Dom ihn in mir einsetzen lassen, als ich um die 15 war. Und das hieß, dass ich ein neues brauchte.
,,Es ist wichtig, bitte.", murmelte ich und spielte mit meinem Händen.
Lukas sagte nichts und das nahm ich als Aufforderung.
,,Ich habe ein Verhütungsstäbchen... es verliert bald seine Wirkung. Ich denke in ein paar Wochen, aber ich bin mir nicht sicher."

Lukas sagte noch immer nichts und endlich schaffte ich es meinen Kopf zu heben und ihn anzustarren. Er war ganz weiß geworden im Gesicht.
,,Das habe ich vergessen. Gut, dass du es mir sagst. Ich werde Dr. Golden bescheid geben. Er soll dir sofort ein neues einsetzten.", sagte er. 
Er presste die Worte raus und ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper.
,,Danke.", flüsterte ich leise. 
Sein Gesicht wurde noch härter, fast so, als hätte ich etwas falsches gesagt.
,,Nimm deine Tabletten und dann iss etwas.", sagte er nur noch. Ich wollte ihn fragen, was sein Problem war, aber ich traute mich nicht. Denn eine böse Vorahnung überkam mich. Er hatte sich zwar erleichtert angehört, aber etwas war anders.
,,Du... willst Kinder.", stellte ich erschrocken fest. 
,,Dieses Gespräch führen wir ein andermal. Ich sage Dr. Golden bescheid."
Er hatte nicht verneint. Lukas wollte Kinder. 
,,Lukas... ich... es tut mir leid.", stotterte ich und rutschte unruhig auf dem Stuhl herum.
,,Du musst dich für nichts entschuldigen. Dieses Thema werden wir ein andermal besprechen, wie ich es dir bereits gesagt habe."
Eigentlich war es verständlich, dass Lukas Kinder wollte. Er hatte mir mal erzählt, dass er 29 war. Es war völlig normal in seinem Alter Kinder zu bekommen, aber ich war erst 18 geworden. Mutter zu werden war für mich eine schlimme Vorstellung. 
Und das hatte nicht mal etwas mit meinem Alter zu tun, ich würde nie Kinder haben wollen. Dafür war ich nicht geschaffen. Und erst Recht nicht hier und nicht mit Lukas. Wäre Lukas ein ganz normaler Mann und nicht mein Entführer oder von meinem damaligen Entführer der Sohn... dann würde ich vielleicht Kinder wollen. 
,,Ich will dieses Thema nicht besprechen. Ich will keine Kinder, Lukas."

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Aber seine Arme zuckten, fast so als müsse er sich beruhigen.
Fast schon langsam stand er auf und kam zu mir. Ich zuckte zusammen, da ich erwartete, dass er mich schlagen würde. Mich zwingen würde, aber er hielt mir nur meine Tabletten vors Gesicht. Verwirrend nahm ich sie in die Hand.
,,Nimm sie. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns später."
Er küsste mich auf meinen Scheitel und nahm sich noch einen Toast mit, bevor er ging.
Monoton nahm ich die Tabletten und schluckte sie, bevor ich mir über meine Oberarme strich, wo ich das Verhütungsstäbchen spürte. Ich schluckte und meine Gedanken schweiften zu Lukas. Würde er mich zwingen Kinder zu bekommen?
Fünf Minuten später kam Lisa und räumte ab. Ich hatte so gut wie nichts gegessen, wenigstens hatte ich die Tabletten genommen. Also würde Lukas nicht ganz so wütend werden.
Das Gespräch ging mir immer noch nicht aus dem Kopf, als ich raus ging zu Tess. Sie stand bereits vor der Haustür. 

Game of LoveWhere stories live. Discover now