Kapitel Zwanzig

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Mitten in der Nacht wurde ich wach, weil mich jemand in seine Arme zog. Meine Wimpern waren so verklebt, durch das ganze Weinen, dass ich nicht gleich meine Augen öffnen konnte.
Aber ich musste nicht sehen, wer mich in den Arm nahm. Nur einer nahm mich in die Arme.
Lukas griff war stark und wurde sogar noch stärker, als ich versuchte mich aus seinen Armen zu befreien.
,,Nicht, Schatz. Ruh dich einfach aus.", murmelte er in mein Ohr.
Ich wehrte mich nicht mehr, aber weinte leise weiter. 
Verdammt nochmal, warum verletzte es mich so sehr, dass er nicht in mich verliebt war?
,,Schscht. Nicht weinen, süße. Es tut mir ja leid.", sagte er leise und drückte mich enger an sich. 
Er log und das wusste ich.
,,Ich wollte doch nur die Welt sehen. Ich habe doch nie etwas gesehen, Lukas. Ich will nicht wieder gefangen sein.", flüsterte ich leise und hielt die Luft an um den Schluckauf zu unterdrücken.
Ich hörte ihn seufzen und spürte sein Atem an meinen Hals.
,,Ich habe dir doch gesagt, dass es momentan einfach zu gefährlich ist. Hättest du nur ein paar Wochen gewartet, hätte ich dir jeden Wunsch erfüllt, Sarah. Jeden einzelnen, aber du hast mein Vertrauen missbraucht. Das kannst du nicht wieder gut machen, nicht heute. Also ruh dich aus, ich möchte nicht, dass du krank wirst."
Ich schaffte es mich umzudrehen und mein Gesicht in seiner Brust zu verstecken. Im Stillen dankte ich ihm, dass er mich nicht zurück stieß, sondern mich ebenfalls an sich drückte. 
,,Es tut mir leid, Lukas. Aber du hättest es mir gleich sagen sollen.", jammerte ich leise in seine nackte Brust. 
Lukas seufzte tief. 
,,Das habe ich dir, Schatz. Lass uns morgen früh darüber reden. Lass uns jetzt erst mal schlafen.", sagte er sanft und küsste meine Stirn, ehe er die Decke über uns zog.
Ich schlief fast sofort ein.

Der Morgen fing schon schrecklich an. Es regnete in Strömen und als ich versuchte aus dem Zimmer zu kommen, war diese verschlossen und Lukas fehlte. 
Man konnte also sagen, dass ich schon angepisst war, bevor ich überhaupt frühstücken konnte. 
Irgendwie hatte ich gehofft, dass das nächtliche Gespräch Wunder bewirkt hätte. Hatte es aber nicht. 
Ich duschte mich also und zog mich das erste Mal dick an, obwohl ich schwitzte. 
Trotz des Regens war die Luftfeuchtigkeit ziemlich hoch. 
Gerade als ich die Jeans angezogen hatte und den langen Sweatshirt, kam Lukas rein. Er schaute mich nur kurz an und hielt die Türe auf.
Er sagte vielleicht nichts dazu, dass ich so angezogen war, aber er wusste, was ich damit bezwecken wollte.
,,Führst du deine Gefangene zum Essen aus?", fragte ich gereizt, ging aber ins Esszimmer. 
,,Nein, ich begleite dich zum Essen. Meine Gefangenen bekommen nichts. Nur du, obwohl du mein Vertrauen missbrauchst hast."
Ich schluckte mein bissigen Kommentar runter. 
Lisa brachte das Essen, aber ich beachtete sie nicht. Ich war sauer auf sie, einfach weil sie mich ebenfalls im Zimmer eingesperrt hatte.
,,Danke, Lisa.", sagte Lukas.

Ich stocherte nur im Essen rum.
,,Warst du heute schon bei Tess?", fragte ich schließlich.
,,Es geht ihr gut.", sagte er nur kurz angebunden.
Ich schloss die Augen. Gott sei Dank. Wenigstens ihr ging es gut.

,,Wie lange willst du mich jetzt im Zimmer behalten? Mein Leben lang?"
Lukas zuckte mit den Schultern und lehnte sich nach hinten.
,,Nur so lange, wie es nötig ist. Bis ich wieder vertrauen in dir habe. Du hast mich enttäuscht, Schatz."
,,Du mich auch, Lukas. Du hättest mir sagen sollen, dass du vor hast mit mir weg zu gehen. Dann wäre das gar nicht alles passiert.", fuhr ich ihn an und schmiss die Gabel auf den Teller. 
Lukas seufzte.
,,Bist du fertig? Willst du wieder ins Zimmer?"
Ich biss mir auf meine Lippe und nahm wieder die Gabel in die Hand. Dabei versuchte ich meine Wut zu unterdrücken. Ich brauchte Antworten und die würde ich nur von Lukas bekommen, also musste ich mit ihm reden. 
,,Nein. Ich bin noch nicht fertig.", murmelte ich und begann mein Omlett zu essen. 
,,Dann iss und hör auf dich wie ein Kind zu verhalten. Ich hatte gedacht, dass du diese Phase bereits hinter dir hast.", murmelte er nur.
Ich ließ meinen Blick gesenkt. Ich wollte nicht in seine Augen sehen. Er wusste genauso gut, wie ich. Das es nicht kindisch war. Es war menschlich.
,,Ich will Tess sehen.", murmelte ich leise. 
,,Nein."
Lukas sagte dieses Wort so hart, dass ich zusammen zuckte.
,,Ich will sie sehen, Lukas.", wiederholte ich mich.
,,Ich bringe dich in dein Zimmer. Ich habe noch Arbeit vor mir."
Ich war wütend. Wütend auf Lukas und auf mich. 
,,Jule ist aber gestorben, weil ich nicht auf sie aufpassen konnte. Ich war Schuld. Lass mich nicht im dunkeln, Lukas. Bitte."
Ohne mich anzusehen kam er auf mich zu und hob mein Kopf hoch.
,,Jule ist gestorben, weil sie geflüchtet ist. Nur so hat Dom sie überhaupt zu fassen bekommen. Das gleiche ist auch mit Tess passiert. Sie wurde nur gebissen, weil ihr hier weg wolltet. Es ist nicht ganz deine Schuld, Schatz. Beide wussten worauf sie sich einlassen."

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