#44 I'm coming home

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Pov Jimin

Dieses Haus wiederzusehen, war ich von hier geflüchtet oder gerettet geworden?
Ich stand davor, konnte von außen nicht durchs Fenster sehen. Diese Umgebung war so still, hatte es damals überhaupt jemand mitbekommen? Anders als erwartet, war mein Kopf leer. Ich wusste nicht, woran ich denken sollte. Denn ich wusste noch nicht einmal, ob ich mich in diesem Haus noch wohl fühlen würde. Jedoch machte sich ein Funken Vorfreude in mir breit, ich bekam wieder die Möglichkeit, neben Yoongi einzuschlafen, ich war nicht mehr allein.

Von hinten legte sich eine Hand an meine Schulter und ich zuckte kurz unter ihrer Berührung. "Ich bin bei dir." Flüsterte Yoongi hinter mir und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor er vor ging, um die Haustür aufzuschließen. Damit riskierte er in aller Öffentlichkeit, bei Tag und vor unserem Haus, dass man uns sehen konnte. Aber es lag sowieso nicht mehr in seinem Interesse, unsere Beziehung zu einander zu verbergen. So wie er es gesagt hatte, er hätte mich sogar vor jedem der Jungs geküsst, es wäre ihm egal gewesen. Dennoch wollte ich es nicht. Ich wollte nicht zugeben, dass ich mit einem Jungen schlief, nachdem ich von einem..
"Ich weiß nicht, ob ich das kann." Sagte ich leise, man sollte es dennoch gehört haben.
"Egal was passiert, ich bin bei dir. Du brauchst nie wieder an mir zu zweifeln, ich bin an deiner Seite. Wenn du jetzt zusammenbrichst, fange ich dich auf, wenn du dich zuhause fühlst, kuschel ich mit dir." Und obwohl ich Worten noch nie Glauben geschenkt hatte, bauten mich seine wieder auf.

Es roch wie immer, dieser Geruch, der mir Zuflucht und Schutz geboten hatte, erweckte nun andere Erinnerungen. Ich wusste genau, was hier passiert war, jedoch kämpfte mein Kopf wie von allein und erfolgreich gegen jeden negativen Gedanken an. Es schien beinahe so, als würde mir mein Gewissen dieses Glück diesmal gönnen, dass ich mir selbst nicht wieder alles kaputt machen sollte.
Dennoch fielen mir die Schritte schwer. Abgesehen von den Schmerzen, die mein Körper trotz der Schmerzmittel ertragen musste, schien der Flur schmaler als sonst, viel enger. Ich schluckte laut. Und man hörte, dass sich etwas im Haus regte. Mittlerweile standen Yoongi und ich mitten im Raum, vor uns die Treppe, neben uns die anderen Räume.

"S-sind die anderen auch da, oder.."
"Sollten Sie eigentlich, heute morgen waren sie das noch." Sagte der Schwarzhaarige vor mir. Und im selben Moment traten Jin und Namjoon aus der Küche, Taehyung und Jungkook kamen die Treppe hinunter. "Willkommen zurück!" Riefen sie alle mehr oder weniger gleichzeitig und mein Herz ging auf, eine Wärme umhüllte es. Trotzdem stand ich wie angewurzelt da, starrte mit großen Augen den Kuchen an, den Jin in seinen Händen hielt. Ich war überrumpelt, wusste nicht was es war, was mich so festhielt, wohlmöglich die Überraschung, dass meine Befürchtungen nicht wahr geworden waren und ich mich wieder wohlfühlte. Dass sich an meinem Zuhause nichts änderte.
Da ich nichts sagte, mich nicht regte, wurde es still und es brach ein vorsichtiges Schweigen aus. Taehyung und Jungkook waren auf der Treppe erstarrt und bewegten sich nicht. Bestimmt dachten sie, dass ich mich nicht freute oder dass etwas anderes passiert war, das musste ich wohl klarstellen.

"Danke." Ich lächelte sanft.

Jungkook drückte sich an Tae vorbei, stolperte die Treppe hinunter und fiel mir um den Hals. Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie Taehyung ihm nach hechtete, bis ich wenig später mit ihm auch noch vier andere Arme um mich hatte. Und in diesem Moment fing ich fürchterlich an zu weinen, schluchzte laut und krallte mich in irgendeinen Stoff, bei dem Versuch jeden näher an mich zu ziehen. Wie sehr ich sie doch vermisst hatte. Es war nicht die Angst vor Hoseok gewesen oder vor den Folgen seiner Tat, es war die Angst, dass sie, meine Freunde, mich anders sahen, mich anders behandelten und mich vielleicht nicht mehr akzeptierten. Und ich lag so falsch, es tat weh, dass ich es überhaupt gewagt hatte, so zu denken. Sie würden immer für mich da sein, jetzt erst recht.

"Danke." Wimmerte ich leise und kläglich, vor Freude. Ich fühlte mich schuldig dafür, dass ich sie im Stich gelassen hätte, dass ich bereit gewesen wäre, sie alleine zulassen, nur um mein eigenes Leben zu beenden. Ich würde diese Gedanken nie wieder an mich heran lassen, nie wieder würde ich mich so fühlen und selbst wenn ich es tat, ich würde keine Narben mehr auf meinem Körper verteilen, das schwor ich, weil ich damit meine Freunde, Yoongi und mich selbst nur noch mehr verletzte.

"Du hast uns so gefehlt." Flüsterte Kookie, der mir von allen am nächsten war und sich an meine Brust schmiegte. Und auch wenn mir alles weh tat, die Hände an meinem Rücken brannten und die Festigkeit ihrer Griffe schmerzte, wollte ich diesen Schmerz ausblenden. Ich wollte alles vergessen, was Hoseok mir angetan hatte, damit ich meinen Freunden jeden Tag ein Lächeln schenken konnte.

Namjoon half mir aus meiner Jacke, nachdem wir uns etwas beruhigt und von einander abgelassen hatten. Als die Körper der anderen wieder aus meinem Sichtfeld traten, sah ich vor uns Yoongi. Er hatte mich nicht umarmt, er hielt den Kuchen und seine Mundwinkel formten etwas Freundliches, was man gerade noch als Lächeln ansehen konnte. Ich würde ja zu ihm rennen, ich würde ihn küssen, aber irgendwas hielt mich einfach davon ab. Und wie er dort stand, so allein gelassen, wie ein Junge, der seinen Geburtstag alleine feiern musste, weil alle seine Freunde zu dem Beliebteren gegangen waren. Der Kuchen passte.

"Hyung, wir werden für dich da sein, wir lassen nicht zu, dass so etwas noch einmal passiert." Sagte Jungkook und man sah ihm an, dass er Tränen zurückhalten musste. Ich riss mich von Yoongis Anblick los und sah an mir herunter, wo ich den Grund seiner Frustration sah. Meine Handgelenke, die verbunden waren, meine Unterarme, auf denen man nun die Narben sah. Schnell verschränkte ich die Arme vor der Brust, ich wollte nicht, dass man sie sah und drauf starrte. Ich fand sie hässlich, ein Zeichen von Schwäche.

Dann kam Yoongi auf mich zu. Er übergab den Kuchen wieder Jin, drückte ihn ihm fast schon entgegen, um freie Hände zu haben. Als er vor mir stand, nahm er meine Arme und beugte sich auf ihre Höhe hinab, küsste beide sachte und behutsam. "Du bist wunderschön, Jiminie." Hauchte er ihnen entgegen und meine Augen weiteten sich, mein Körper gefror. Hatte er das gerade wirklich gesagt, vor allen anderen? Ich sah zu Jin, zu Taehyung und zu Namjoon, bevor Jungkook zustimmte: "Ja."
"Stimmt." Meinte Jin und Taehyung nickte. "Das sollte kein Grund sein." Sagte Namjoon und deutete mit seinen Augen auf die Narben an meinem Arm. Ich war nicht hässlich, meinte er, dies war kein Grund, mich selbst zu verletzen.
"Ich denke, wir haben noch ein paar Sachen zu besprechen, wollen wir dabei den Kuchen essen?" Es klang eher wie eine Einladung des ältesten, der wir alle nach gingen. Und während ich den anderen zum Tisch folgte, hörte ich Yoongis raue Stimme in meinem Ohr,

"Und durch diese Schönheit werde ich nie aufhören können, für dich zu fallen."

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[Danke für's kommentieren und Voten]

Ayyoo~
Ein kurzes Kapitelchen, ik
Kaum vorstellbar, aber an gerade mal 1180 Wörtern saß ich den ganzen Tag.
Ich werde mir die Verläufe der Kapitel jetzt immer grob aufschreiben, sodass ich etwas habe, woran ich mich so ein bisschen richten kann.
Ich hoffe, dass es euch gefallen hat und dass euch die Story nicht langsam zu langweilig wird.

Noch einen schönen Sonntag♡

「 angel 」 - yoonminWhere stories live. Discover now