#62 Satan's call

2.7K 224 274
                                    

Pov Jimin

"Und komm gut nach Hause!"

Hinter meiner Mutter fiel die Tür ins Schloss und ich seufzte tief, es war anstrengend, über Stunden nur von sich zu erzählen, wobei ich dies noch hasste. Ich hasste es abgrundtief über mich zu reden, weil es sich einfach falsch anfühlte.

Ich stützte mich an der Wand im Flur ab und fragte mich eine Frage, an die ich mich lange nicht herangetraut hatte.

War ich glücklich?

Ich hatte Yoongi, meine Mutter, die anderen, ich hatte jeden und sie kümmerten sich um mich, mehr als zuvor. Meine Mutter mochte Yoongi, das sah man ihr an, auch wenn ich dennoch sah, dass sie ihn für seine Taten verurteilte. Wobei sie die letzte war, die das Recht dazu hatte.
Und um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, wie ich mich zur Zeit fühlte. Ich war nicht glücklich, dennoch zufrieden, ich wollte nichts anderes, als das Leben gerade. Auch wenn meine Arme nachts noch juckten, mich meine Gedanken oft unbemerkt Richtung Abgrund stießen, wenn meine Narben mich jedes mal an alles erinnerten und die Wunden wohl noch ihre Zeit zum endgültigen Heilen brauchten, ich schien zufrieden mit all dem.

Und ich dachte nicht mehr daran, dass das alles noch viel besser hätte sein können, sondern daran, dass das alles noch viel schlimmer hätte sein können.

Vor mir, auf einer Ablage aufgestellt, klingelte das Haustelefon. Ein seltener Fall, besonders um eine Uhrzeit, die sicherlich nach sechs Uhr abends betrug.
"Ich gehe schon!" Rief ich, bevor Jin sich die Mühe machte, die Vorbereitung des Essens zu unterbrechen oder Namjoon sich bei der Arbeit stören ließ. Yoongi würde, so wie Taehyung und Jungkook, sowieso nicht ans Telefon gehen, sie hassten es, weil es meistens nur Bankangestellte oder unser Vermieter waren.

Ich griff nach dem Gerät, während sich Yoongi an mir vorbei drückte, um im Badezimmer zu verschwinden, nachdem er mir einen liebevollen Kuss auf die Wange gegeben hatte.
Geschmeichelt lächelnd hob ich ab, "Hallo?"

"H-hallo.. Jimin."

Gefühlt setzte mein Herzschlag für eine Sekunde aus, in der ich unfähig war, zu atmen. Mein Körper versteifte sich, mir lief eine Gänsehaut über den Rücken, beim Klang seiner so viel in mir auslösenden Stimme. Ich hielt mir den Mund zu, unterdrückte ein stoßhaftes Wimmern mit aller Kraft. Dennoch taumelte ich gegen die Wand, sah mich hektisch um, als würde sich der Raum verengen, mir den Sauerstoff entziehen. Und nur ein einziger Satz wiederholte sich in meinem Kopf, unmöglich, ihn zu vergessen;

Nicht noch eine Runde.

Nicht noch eine Runde.

Nicht noch eine Runde.

"Warum geht nicht in diesem Moment einmal jemand anderes ans Telefon. Man, du bist nie rangegangen."

Hoseoks Stimme war wie Nadeln, die durch mein Ohr in meinen Kopf gelangten und sich in Verbindung mit den Bildern der Nacht zu einem einzigen Schmerz verwandelten. Ich wollte schreien, doch hatte seine Worte im Kopf, "Du kannst so laut schreien wie du willst, niemand wird dich hören. Das Haus hier gehört meinem Vater, jeder denkt, wir würden viel Party machen oder laut Fernsehen gucken."
Und durch die Überforderung, die Nichtverarbeitung der erlebten Szenen, bahnte sich eine Träne ihren eigenen Weg über meine Wange, hinunter zu meinem Kinn, bis sie auf den Boden fiel, auf welchem ein Teil der Taten stattgefunden hatten. Obwohl ich mir auf die Zunge biss, musste er am Ende der Leitung mein leises Winseln hören. Es war so leise, doch er war mir so nah, dennoch so fern, dass er es hörte.

Ich reagierte aus Angst, fasste mich und wollte den Anruf beenden, doch Hoseok hielt mich davon ab.

"Warte, bitte..." Hörte ich ihn.

「 angel 」 - yoonminWhere stories live. Discover now