#48 Deceiving

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Pov Jungkook

Verschlafen blinzelte ich und öffnete die Augen, um in den dunklen Raum zusehen, der nur vom Fernseher erhellt wurde.
Ich erblickte die Umrisse eines einsamen Sofas, niemand lag auf ihm.
Vielleicht waren Jin-Hyung und Namjoon-Hyung schon schlafen gegangen.

Wie spät hatten wir es?

Als mein Blick zur Seite schwing, fiel er auf Yoongi-Hyung. Er schlief. Tief und fest. Als hätte er Jahre nichts anderes getan.
Obwohl er vor ein paar Stunden noch ganz anders war. Nachdem er Jimin geküsst hatte, war er aufgesprungen, hatte sich gegen seine Natur gestellt und war rumgelaufen, beinahe gesprungen und gerannt, hatte geträllert, dass er Jimin liebte und dass niemand ihn ihm stehlen könne, wir sollten es gar nicht erst versuchen. Es wirkte, als hätte er getrunken, er war so froh und aufgeheitert gewesen.

So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er war immer der, den man morgens aus dem Bett scheuchen musste. Der, den man beim Arbeiten lieber nicht stören wollte und der, dem man an seinen schlechten Tagen lieber nicht begegnen wollte.
Doch seit er sich seiner Liebe zu Jimin bekannt hatte, war er viel positiver. Selbst wenn ich ihn die dümmsten Fragen fragte, für die ich mich im Nachhinein selbst bestrafen hätte können, antwortete er mir einfach, als wäre es selbstverständlich oder lachte. Ja, selbst Taehyung, gegen den er immer noch einen Groll hegte, so dachte ich, klopfte er auf die Schulter, wenn dieser etwas dummes sagte. Es schien, als würde er sich vollkommen von seinem alten Ich differenzieren. Im positiven Sinne. So dachte ich.

Und dann war da sein Partner. Ich sah zu ihm, Jimin lag auf Yoongi, seine Wange an dessen Brust gelegt und sein Arm hing vom Sofa. Wohlmöglich war er der Grund, warum sich Yoongi zu ändern versuchte, oder es insgeheim tat, ohne es zu merken.
Er sah friedlich aus, so wie er da lag. Es wirkte, als würde er alle Sorgen vergessen können, wenn er bei diesem Menschen war. Und ich glaube, spätestens nach diesem Tag hatte ich begriffen, dass diese zwei Menschen einfach zusammen gehören. Yoongi brauchte jemanden, den er beschützen konnte, an dem er diese Art ausleben konnte und Jimin brauchte jemanden, der ihn beschützte, offensichtlich. Ich sah Hyung sonst nie so selbstlos und schwach, wenn es um andere Menschen ging, doch bei ihm war alles anders. Und wen ich in diesem Moment mit Hyung meinte, war jedermanns eigenem Verstand überlassen.

Diese Menschen zeigten mir so viel.
Hier zu sein, jetzt leben zu können, was für ein Glück hatte ich eigentlich?
Was für ein Glück hatte ich, in dieser Stadt geboren worden zu sein, sodass ich Namjoon kennenlernen durfte, später mit diesem Freundeskreis groß zu werden und jetzt bei einer der größten Liebesgeschichten zusehen zu dürfen?
Jimin und Yoongi zeigten mir so viel und auch, wenn sie wenig dafür taten, lehrten sie mich mehr, als die Schule es je tun könnte.

Jimin zeigte mir, dass man immer für etwas kämpfen sollte, wenn man es wirklich wollte und dass man Liebe nie aufgeben sollte.
Er zeigte mir, dass aufgeben keine Lösung war, egal, durch welch schlechte Zeiten man gegangen war und wie viel Leid man ertragen musste.
Dass man Menschen mit jedem Wort verletzen konnte.
Dass man um Hilfe bitten sollte, wenn man sah, dass es nicht weiter ging.
Er lehrte mir, dass alles irgendwann einmal besser werden würde.

Yoongi zeigte mir, dass man einen Menschen nie aufgeben sollte, wenn man ihn liebte, egal mit welcher Lüge andere versuchten, eine Beziehung zu zerstören.
Er zeigte mir, dass man Menschen mit Respekt behandeln sollte und das Verhalten anderen gegenüber viel ausmachte.
Dass man einem geliebten Menschen treu blieb, egal was auch passieren würde.
Dass man sich in Menschen immer täuschen konnte, egal wie lange man sie kannte.
Er lehrte mir, dass man sich allein durch die Liebe eines anderen Menschens ändern konnte und es immer eine zweite Chance gab, Dinge besser zu machen, wenn man es nur versuchte.

「 angel 」 - yoonminWhere stories live. Discover now