Kapitel 1-Familientreffen

34K 1K 377
                                    

Wir sind gerade auf dem Weg zu Daddys Bruder und seiner Familie. Anscheinend sind sie vor einer Woche von England wieder hier her nach Deutschland gezogen und wollen jetzt ihre Familie wiedersehen.

Ehrlich gesagt habe ich keine große Lust auf ein Wiedersehen mit denen. Ich kann ihren Sohn, meinen Cousin, nämlich auf den Tod nicht ausstehen! Es gibt keinen schlimmeren Menschen, als diesen Idioten.

Ich kann mich noch an den Nachmittag erinnern, als wir mit meinem Cousin und seinen Eltern in dem Zoo in unserer Nähe waren. Wie jedes 5-jährige Kind habe ich den Zoo geliebt und mich natürlich tierisch auf den Tagesausflug gefreut!

*Flashback* 

Meine Eltern, mein großer Bruder und ich warten schon voll lange vor dem Eingang auf den Bruder von meinem Dad und seine Familie. Ich wollte einfach ohne sie rein gehen, aber Mum hat gesagt, dass das unhöflich wäre und dass sie bestimmt gleich kommen werden. Ich will doch nur die Tiere sehen. Vor allem die Giraffen! Die sind so schön groß und bunt.

Es war eigentlich ein ganz toller Tag, bis wir dann bei dem Gehege angekommen sind, wo man rein gehen kann und dann die vielen kleinen Tiere streicheln darf. Ich hatte am Anfang ein bisschen Angst, zu ihnen zu gehen. Aber meine Mum hat mir gesagt, dass die mehr Angst vor mir haben. Und weil Mum immer Recht hat bin ich rein gegangen. Großer Fehler.

Ich habe gerade eine Ziege gefüttert, als mir mein ach so toller Cousin, Tierfutter in die Hose gesteckt. Das fand ich noch gar nicht so schlimm, doch als dann die Ziegen auf mich losgerannt sind und mir an die Hose wollten, bin ich wie ein Irrer losgerannt und schnell auf den Arm meiner Mum. Mein Cousin fand es natürlich total lustig und hat ganz laut angefangen zu lachen.

*Flashback ende*

Seitdem kann ich ihn nicht ausstehen, obwohl wir uns über 12 Jahre nicht mehr gesehen haben. Es mag sich jetzt wahrscheinlich alles total mädchenhaft anhören, aber ich habe wegen ihm ein Trauma erlitten und war auch nie wieder im Zoo.

Also kurz gesagt, ich will meine Tante und mein Onkel wieder sehen, aber auf gar keinen Fall Noel!

"Gus! Juli! Könnt ihr nicht mal für zehn Minuten brav sein und euch nicht wie wildgewordene Tiere aufführen?"

"Ach René! Beruhig dich doch mal. Sie sind immer noch deine Geschwister! Also zick nicht so rum und ignorier sie doch einfach. In 10 Minuten kannst du so viel Abstand von uns haben, wie du brauchst." Immer bin ich der Schuldige. Zumindest laut meines Vaters. Typisch.

"Und warum durfte ich noch mal nicht bei Dave mitfahren?! Er fährt doch auch da hin. Also würde es doch gar kein Unterschied machen." Nach einer halben Stunde mit diesen Twin-Monstern kann ich mich kaum noch beherrschen, irgendwas Unüberlegtes zu tun! Es reicht ja schon, dass ich sie jeden Tag Zuhause aushalten muss. Aber eingesperrt im Auto mit ihnen?! Zu viel für meine Nerven. Definitiv.

"Weil dein Bruder heute nicht zu Hause schläft und außerdem fährt er noch nicht lange genug, dass du sicher bei ihm mitfahren könntest. Und damit ist die Diskussion beendet mein Sohn." Dad legt seinen einschüchternden Blick auf, womit er mir zeigt, dass ich keine Chance mehr habe.

Niedergeschlagen sinke ich tiefer in den Sitz und versuche mich auf die Umgebung draußen zu konzentrieren.

Nach zehn Minuten biegen wir endlich in eine Straße ein und suchen das richtige Haus. Zum Glück hat Dad es schnell gefunden. Keine große Meisterleistung bei diesen paar Stück in der Straße. Das Haus ist ein verputztes, modernes Haus. Damit habe ich jetzt nicht gerechnet... Ich wusste ja, dass mein Onkel viel verdient. Aber SO viel!?

"Steigt aus Kinder, wir sind da!" Dad stellt den Motor ab und steigt aus. Kinder? Na danke auch.

Während ich widerwillig aus dem Auto steige, schnallt Mum schnell die Zwillinge ab und nimmt beide jeweils an eine Hand.

Vor der großen Haustür bleiben wir stehen und mein Vater drückt auf die Klingel. Es dauert ein wenig, bis wir Schritte von innen hören und kurz darauf geht auch schon die Tür auf.

Ein echt großer Mann, mit braunen kurzen Haaren und Drei-Tage-Bart öffnet sie und erst dachte ich, dass wir am falschen Haus sind. Das ändert sich aber als eine weitere Person in der Tür auftaucht.

"Mike!! Da seid ihr ja! Oh man ist das lange her!" Er stürmt aus dem Haus und direkt in die Arme meines Dad's.

"Ach Stefan! Es ist so schön, dich wieder zu sehen!" Nach einer scheinbaren Ewigkeit lösen sie sich endlich voneinander. Dass sie immer übertreiben müssen...

Mir scheint als habe mein Onkel uns erst jetzt gesehen, so wie er uns vier anguckt.

"Ruth! Wow ich hätte dich fast nicht erkannt! Du sieht einfach wundervoll aus!" Er geht auf meine Mutter zu und drückt sie ebenfalls an sich.

"Das kann ich nur zurück geben Stefan. Aber wo ist denn deine Frau?"

"Die steht wahrscheinlich noch in der Küche und bereitet das Essen für uns alle vor!" Inzwischen haben sie sich auch voneinander gelöst und schauen sich an.

"Dann machen wir uns wohl gleich mal auf den Weg rein! Aber vorher möchte ich dir unsere beiden Kleinen vorstellen. Du kennst sie ja noch gar nicht." Sie zeigt auf die Zwillinge, die neben ihr stehen und zu ihrem Onkel hoch gucken. "Der kleine Mann heißt Gus und die Kleine hier Juli! Ihr beiden? Das ist euer Onkel Stefan."

Stefan hockt sich zu den beiden runter und hält ihnen lächelnd die Hand hin. "Hallo ihr beiden Süßen."

Sonst sind Gus und Juli eher schüchtern und trauen sich nicht, aber sie mögen Stefan wohl auf Anhieb, denn sie stürzen dich gleichzeitig in seine Arme.

Mein Onkel verliert kurz das Gleichgewicht, kann sich aber noch rechtzeitig fangen, um nicht umzukippen. "Ich glaube, dass ist ein gutes Zeichen!", lacht er und fährt ihnen über den Kopf.

Vorsichtig löst er die beiden von sich und steht wieder auf. Er lacht immer noch, was uns alle ansteckt. Auch mich. Was ein Wunder. "So, aber wo sind denn die anderen beiden Racker? Ich habe sie noch gar nicht gesehen!"

"Ich glaube nicht, dass man mich noch Klein nennen kann und ich bin auch kein Racker mehr Onkel Stefan!"

Er dreht sich verwundert zu mir um und reißt seine Augen auf. "René?! Bist du es wirklich?! Das kann aber nicht sein!"

"Doch ich bin es wirklich! Sehe ich so schlimm aus?", gespielt empört gucke ich ihn an, gehe aber im nächsten Moment auf ihn zu.

Stefan kommt mir entgegen und reißt mich in eine herzliche Umarmung. "Im Gegenteil René! Du siehst echt klasse aus! Und so erwachsen."

"Danke für das Kompliment. Du siehst aber auch nicht schlecht aus", antworte ich ihm grinsend.

"Jaja toll. Alle sehen toll aus und was ist mit mir?!"

Ich löse mich verwirrt von meinem Onkel und gucke zur Tür, wo noch immer der junge Mann steht. Er hat seine Arme vor der Brust verschränkt und guckt mit einem schelmischen Blick zu uns rüber.

Sweety (boyxboy)Where stories live. Discover now