#6-Mein Bruder

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"René? Wo bist du?"

Inzwischen ist es 16 Uhr und mein Bruder ist endlich von der Arbeit gekommen.

Seit meinem Spaziergang heute Morgen, muss ich die ganze Zeit strahlen. Was wohl nur an Moritz liegen kann.

Ich dachte wirklich, dass ich schon längst mit ihm abgeschlossen hätte! Da habe ich mich aber wohl getäuscht. Noch immer sieht er so atemberaubend aus, wie vor ein paar Monaten. Schon früher hat er mir den letzten bösen Gedanken geraubt, was er anscheinend immer noch kann. Okay jetzt habe ich aber genug von meinem früheren Ex geschwärmt. Zumindest für die nächsten 5 Minuten.

"Küche! Ich habe Nudeln gekocht."

"Du hast gekocht? Soll das ein Bestechungsversuch sein oder was?" fragt er ungläubig, stellt seine Tasche an der Tür ab und gesellt sich neben mich an den Herd.

"Jein."

"Und was soll das jetzt bedeuten? Du weißt, dass das mit heute Morgen echt nicht oke war? Er ist dein Cousin und auch wenn ihr euch nicht ausstehen könnt, ist das noch kein Grund sich mit ihm zu prügeln! Aber eins noch...", jetzt unsicher sieht er mich an. "...er weiß, dass wir beide schwul sind und auch, dass wir unseren Spaß zusammen haben?"

Niedergeschlagen nicke ich, bekomme aber kein Wort über meine vollen Lippen.

"Oh man... Aber er meinte ja, dass es niemand erfährt. Also brauchen wir uns keine Sorgen machen! Und jetzt komm mal her...", fast schon liebevoll breitet er mir seine Arme aus.

Ich kenne niemanden außer Dave, der so viel nur durch seine Augen ausdrücken kann! Schließlich zieht er mich in eine feste Umarmung und streicht mir beruhigend über den Rücken.

Wenn meine Eltern mir eine Umarmung schenken, sind sie nur kurz und fühlen sich kalt an. Ich weiß ja, dass sie mich lieben. Aber manchmal zeigen sie es mir halt nicht.

Doch bei Dave ist es anders. Seine Umarmungen schenken mir so viel Liebe und Wärme, dass ich ihn dann eigentlich nie mehr loslassen will. Jeden Tag wieder zeigt er mir seine Zuneigung, obwohl ich nicht immer weiß, warum. Wenn ich Scheiße baue, ist er für mich da. Wenn ich mich mit unseren Eltern gestritten habe, ist er für mich da. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, ist er für mich da. Wirklich egal wann!

Dafür liebe ich ihn so!

Wir beiden Brüder stehen bestimmt schon einige Minuten so umschlungen dar, ohne dass jemand etwas gesagt oder getan hat. Doch wir brauchen keine Worte um uns zu verstehen. Ich weiß anhand seiner Umarmung, dass er die Sache von heute nicht gut fand, aber er mich versteht und ich sage ihm, dass ich ihm dankbar dafür bin. Dave akzeptiert mich halt so wie ich bin!

Sweety (boyxboy)Where stories live. Discover now