Kapitel 42-Rico vs. Noel

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Die erste Liebe ist wie ein Tattoo. Es bleibt für immer, aber wenn man es doch einmal entfernen will, ist es ziemlich schmerzhaft.

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Er kommt lächelnd auf mich zu und...

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....umarmt mich.

Diese Reaktion überrascht mich ziemlich. Warum? Ich glaube weil ich ihn geküsst hätte. Oder doch nicht? Üblich wäre es für mich! Aber irgendwie habe ich bei Rico ein anderes Gefühl. Ihn will ich nicht ins Bett kriegen oder ähnliches.

Ich weiß es nicht.

So in seinen Armen zu sein und seinen Geruch einatmen zu können, ist total entspannend. Es tut sogar richtig gut!

Ich weiß nicht wie lange wir so da standen. Aber irgendwann wird die so vertraute Stille durch ein Automotor unterbrochen.

Widerwillig löse ich mich aus Rico´s Armen, um zu schauen, wer da gekommen ist.

>Das musste ja sein<, denke ich.

Denn niemand anderer als mein Bruder ist gerade angekommen.

>Tolles Timing Bruderherz! Ausgerechnet jetzt musst du hier auftauchen?! Wenn du schon meinst zu spät zu kommen, dann hättest du doch auch noch ein paar Minuten warten können oder?<

Vielleicht übertreibe ich ja! Immerhin ist nichts zwischen nichts passiert. Außer eine gefühlvolle Umarmung. Aber das kann man nicht zählen.

>JAA!! Warum auch nicht?! Jetzt steigst du auch noch aus!<

"Kennst du ihn?"

Leicht lächelnd drehe ich mich wieder zu ihm. "Ja. Ja das kann man wohl sagen!"

"René? Kommst du? Wir haben noch was vor!"

Arschloch.

"Ja! Gleich!"

Ich will nicht! Oh, wow! Hat da etwa gerade der kleine bockige Junge gesprochen?! Das gab´s ja lange nicht mehr!

"Tut mir leid. Ich muss jetzt leider!"

"Schade. Aber kann man wohl nichts dran ändern. Krieg ich deine Nummer? Nur falls..."

"Klar doch. Hätte sie dir eh noch gegeben. Gib mir mal dein Handy."

Schnell tippe ich ihm meine Handynummer ein, gib es ihm zwinkernd wieder und gehe auf das parkende Auto zu.

Natürlich steht mein Zwilling unverändert am Auto und guckt misstrauisch zwischen Rico und mir hin und her.

Warum tue ich ihm nicht einfach ein Gefallen? Wird ihn sicherlich freuen!

Also gehe ich grinsend auf ihn zu. Ich schmeiße mich förmlich in seine Arme und gebe ihn ein Kuss auf die Wange. "Hey Bruderherz! Hast du mich vermisst?"

"Natürlich. Wie könnte ich dich nicht vermissen?!"

"Weiß nicht. Kann ich mir auch nicht vorstellen! Wollte nur mal testen, wie lieb du mich hast!"

"Oh man. Aber weißt du was Kleiner?"

"Wasser ist nass?"

"Das auch. Aber nein. Du bist unmöglich!"

"Warum denn das?"

"Weil du schon wieder jemanden kennengelernt hast! Und jetzt steig ein, bevor ich zu deinem neuen Freund hingehe!"

Das braucht er mir nicht zweimal sagen! Ich will gar nicht wissen, was Noel ihm sagen will. Mein Bruder kann manchmal schlimmer als jede besorgte Mutter sein.

Als wir beide im Auto sitzen und Noel losfährt, winke ich Rico noch ein letztes Mal zu.

"Wer ist das eigentlich?"

"Rico. Ich habe ihn vorhin kennengelernt, als ich ins Gebäude gehen wollte. Und er trainiert halt auch da. Das ist alles!"

"Wenn du meinst. Aber warum habt ihr euch denn gerade so innig umarmt?"

"Weiß ich auch nicht wirklich. Hat sich einfach so ergeben. Aber jetzt mal zu dir! Warum bist du eigentlich so spät gekommen?"

"Ich hatte noch was zu tun. Aber ich muss mich doch überhaupt gar nicht vor dir rechtfertigen! Sei lieber dankbar, dass ich dich durch die Gegend fahre!"

"Ja. Ja. Ja. Wenn unsere Eltern diese Scheiße nicht mit uns abgezogen hätten, wäre ich auf den Papieren 18 und nicht erst 17! Dann hätte ich schon mein Führerschein und müsste mich von dir rumfahren lassen!" Eine ungeheure Wut brodelt plötzlich in mir auf. Sie taucht ganz plötzlich auf!

"René. Bitte beruhig dich."

Den Rest der Fahrt schweigen wir beide. Aber meine Wut verschwindet nicht. Ganz im Gegenteil. Ich werde immer aggressiver! In meinem Inneren sprudelt es fast über und es kostet mich einige Willenskraft, dass ich nicht ausraste.

Keine Minute später hält mein Bruder an. Natürlich denke ich dass wir bei der Wohnung angekommen sind. Aber als ich aus dem Fenster sehe, wunder ich mich. Denn wir sind nicht im Ansatz Zuhause! Wir stehen nämlich an einem Straßenrand. "Was soll das?! Ich will nach Hause und nicht hier am Arsch der Welt stehen!!"

Spinnt der eigentlich?! Er kann doch nicht einfach irgendwo anhalten! Ich hatte gerade ein zweistündiges Boxtraining und will mich jetzt auf´s Sofa legen und nicht mehr bewegen!

"Steig aus."

"Wie bitte?! Willst du mich eigentlich verarschen?!"

"Nein will ich nicht. Ich möchte dass du jetzt aus dem Auto steigst."

"Spinnst du? Ich werde garantiert NICHT aus dem beschissenen Auto steigen! Ich will jetzt auf der Stelle nach Hause!"

"Das will ich auch. Aber nicht wenn du hier so aggressiv bist. Deshalb steigst du jetzt aus dem Wagen und dann kannst du schön zu Fuß gehen!"

Sweety (boyxboy)Where stories live. Discover now