wie alles begann

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Pov Cat

Seufzend legte ich auf, schloss meine Wohnung auf und begann sofort alles was ich als wichtig erachtete auf mein Bett zu schmeißen. Ich würde mir von einem Julien Bam nicht meinen Traum zunichte machen lassen, er musste es verstehen sollten seine Gefühle doch meine erwidern.
Es war schließlich nicht für immer, klar hatten wir einiges geplant gehabt in letzter Zeit, noch bevor ich mich entschieden hatte nach Barcelona zu ziehen. Vor ein paar Tagen schon hatte ich noch meinen Vermieter erreichen können und hatte ihm so über den schnellen Nachmieter informiert den ich dank meiner Schwester, die mein zu Hause übernehmen würde, auftreiben konnte und somit musste ich nicht mal die drei Monate Kündigungsfrist überbrücken, alles schien also perfekt zu laufen und nichts dem im Weg zu stehen. Wieder entwich mir ein seufzen als ich eines der Shirts von Julien aufhob und es in den Händen hielt. Er hatte dieses vor einer Woche bei mir liegen lassen, nachdem wir einen Film gesehen hatten und bis jetzt hatte ich es unter meinem Kissen liegen gehabt und nicht mal gewaschen, demnach war sein Geruch unverkennbar noch an dem Stück Stoff.
Langsam hob ich es zu meiner Nase und verkroch diese in dem hellen Shirt, zog Juliens Geruch ein und verlor mich darin ehe ich mich auf mein Bett fallen ließ und das packen beiseite schob.
Wie konnte ich mich jetzt erst in diesen Chaoten verlieben, wieso jetzt und nicht schon drei Jahre zuvor. Er war schon immer der Chaot gewesen, der ehrgeizige Träumer mit Herz und Verstand der alles in Bewegung setzte um seine Ziele zu erreichen. Der Mann der nach seinem Studium nichts besseres zu tun hatte als Youtubevideos zu machen und jetzt so erfolgreich war das er selber mit dem Ruhm nicht mehr umzugehen wusste. Ich hatte drei Jahre an seiner Seite gearbeitet, hatte jede depressive Phase miterlebt und war immer bei ihm gewesen. Wie viele Filmabende hatten wir kuschelnd verbracht, wie oft hatten wir herumgealbert und einfach nur lachen können ohne das romantische Gefühle aufgetaucht waren. Er war drei Jahre wie ein großer Bruder für mich gewesen, nie mehr also warum hatte ein Kuss, der für ein Video war, so eine Verwirrung in mir ausgelöst? Wieso hatte einmal Sex alles so erschweren müssen?
Ich versuchte mich an kleine Situationen zurück zu erinnern in denen ich vielleicht doch etwas gefühlt hatte. Ich versuchte mich an unsere erste Begegnung zurück zu erinnern.

~~Flashback~~

„Das ist Catalina, sie macht ihren Master of Music an der HfMT, ich versuch ihr ein bisschen zu helfen." stellte Vince mich kurz vor und schon stand ich, etwas verlegen, vor einem jungen Asiaten, schwarze Wuschelfrisur, ein halbfertiges Tattoo auf der Brust, das offensichtlich einen Mond mit Flügeln darstellen sollte, der Rest wurde irgendwie von einem weitem Tanktop verdeckt und ich konnte nicht viel mehr erkennen, doch war mir sein Oberkörper relativ egal als ich aufsah und in diese kleinen, dunkelbraunen Augen sah die mich musterten.
„Hey, ...Ju." stellte er sich vor und gab mir die Hand. Ich war etwas überfordert und ergriff sie nicht sofort, er jedoch schien das ganze misszuverstehen.
„Catalina klingt ausländisch, kannst du unsere Sprache?" fragte er vorsichtshalber nach und sofort machte es klick in meinem Kopf.
„Claro, sé Alemán, ¿ No sabes Alemán?"(Klar kann ich deutsch, du nicht?) fragte ich auf meiner Muttersprache ihn und sah sein verwirrtes Gesicht ehe er verschmitzt lächelnd zur Seite blicke, nur Sekunden später wieder diese braunen Iris auf mich richtete ehe er weiter sprach.
„Sorry Kleine, aber ich kann dich nicht verstehen. Vince hätte sagen sollen das du nicht unsere Sprache sprichst, hätte einiges erleichtert." lächelte er freundlich, hoffte er anscheinend das seine Stimmlage den gewünschten Effekt erfüllte und ich dachte das er etwas nettes sagte.
„¡¿Pequeño?! ¿Quien es pequeño aquí, hm?"(Klein? Wer ist hier bitte klein, hm?) er hatte definitiv einen wunden Punkt getroffen, ich mochte es eh schon nicht auf meine Größe angesprochen zu werden, den Spitznamen Kleine erst recht nicht, doch wusste er das nicht und es machte mir Spaß ihn mit meinem Spanisch zu ärgern, da er nichts verstand und in jedes Wort etwas anderes interpretierte.
„Ähh, ich weis nicht aber heißt pequeño nicht danke oder so? Sorry aber - ich - kann - dich - nicht - verstehen." versuchte er es etwas lauter und langsamer, er hatte definitiv keinen Plan von spanisch und ich hob nur skeptisch die Augenbrauen an ehe ich kurz lächelte, mitbekam wie Vince an uns vorbei kam und sich ein grinsen verkniff als er mir auf die Schulter klopfe und ich mich noch einmal an diesen Ju wandte.
„Aber lauter und langsamer zu sprechen hilft dir da auch nicht weiter." lächelte ich ihn kurz diabolisch an, sah sein verdutztes Gesicht, ein gewisses aufblitzen in den Augen und noch bevor er was erwidern konnte, hatte ich ihn den Rücken zugedreht und war zu Vince und seinem kleinen Hobbyraum verschwunden.

~~Flashback End~~


Pov Ju

Ich setzte das Longboard auf den Asphalt und setzte meinen Fuß darauf nur um kurz danach mit dem anderen Fahrt aufzunehmen und somit wieder von dem überfüllten Bahnhof weg zu kommen.
Meine Gedanken gingen zurück, wieder zu der Frau die mich in den letzten Tagen jede freie Minute gekostet hatte, dabei gab es wichtigeres als darüber nachzudenken ob die beste Freundin Gefühle für einen hatte.
Wieso musste mein Leben so kompliziert laufen, es sollte doch einfach mal alles glatt gehen. Ich hatte eine Karriere die allein im letzten halben Jahr so geboomt war das ich mich selber nicht mehr wieder erkannte, zahlreiche Projekte waren in Planung, ich hatte Freunde auf die ich mich verlassen konnte, eine Wohnung die ich mein eigen nennen konnte. Ich war mit meinen 28 Jahren weiter als viele in meinem Alter und nun kam ich mir vor wie ein kleiner Junge der sich zum ersten mal verliebt hatte, in seine beste Freundin, eine Frau die ich drei Jahre immer um mich gehabt hatte. Es gab unzählige Situationen in denen ich mich an sie hätte ran machen können.
Ich musste lächeln als ich an einen meiner ersten, etwas kläglichen, Versuch zurück dachte, der Moment als wir beschlossen Freunde zu werden, einfach Bros die sich alles sagen konnten.

~~ Flashback~~

Etwas geschafft hatte ich mir das vorletzte Becks aus dem Kühlschrank genommen, mit einem Messer den Deckel abgehebelt und war zu meinen Kumpels in Chengs Zimmer gegangen, wo unter anderen auch Catalina saß, konzentriert den Film verfolgte den die Jungs ausgesucht hatten.
„Na Süße, wie wärs mit uns?" ließ ich verlauten als ich mich einfach über Joon hinweg drängte, der für einen Urlaub da war und mich zwischen ihn und Cat fallen ließ, sie so dazu brachte mir Platz zu machen. Ich sah ihren genervten und Robs amüsierten Blick als auch er etwas rutschte damit sich Cat zu ihm setzen konnte.
„Das Süße lass mal stecken." kam es tonlos von ihr, der Blick wieder stur auf den Bildschirm gerichtet und ehe ich auch nur was anderes machen konnte, war ich meine Bierflasche los und sie hatte diese am Flaschenhals in den kleinen Fingern und führte sie zu ihrem Mund um einen Schluck daraus zu nehmen.
„Auch mal fragen oder so?" entfuhr es mir, sie jedoch hob nur zweifelnd eine Augenbraue an und sah mich kurz an ehe sie sprach.
„Really? Ich glaub nicht." mit diesen Worten nahm sie die Flasche abermals auf, nahm einen mehr als langen und großen Schluck, dabei leerte sie fast die kleine Bierflasche und noch während sie blinzelnd versuchte den schnell aufsteigenden Alkohol zu verdrängen nahm ich ihr die Flasche wieder ab.
„Ich glaub schon, du hast mir gerade mein Bier weg gesoffen." gespielt entrüstet leerte ich die Flasche, mein Feierabendbier konnte ich so vergessen, aufstehen wollte ich nun nicht mehr und somit stellte ich die nun leere grüne Flasche auf den kleinen Couchtisch vor uns ehe ich mich wieder an Cat wandte.
„Du bist schon ein bisschen dreist, hat dir das schon mal einer gesagt?" fragte ich sie und sah zu wie sie wieder, versucht unschuldig, zu mir sah.
„Mein Papa, meine Mama, meine Oma, meine Schwester, der Typ neben mir in Geschichte damals, meine ehemalige Mathelehrerin, ..." ich konnte nicht anders als grinsen auch wenn ich versuchte den Harten zu mimen, das sie das ganze gleich wieder ins lächerliche zog ließ sie sympathisch werden und auch der Rest versuchte mehr oder weniger nicht lachend weiter den Film zu verfolgen.
„Hat dir schon mal einer gesagt das du absolut keine Frau richtig anflirten kannst, wenn das überhaupt flirten sein sollte." konterte sie anschließend und ich nahm ihren Witz auf und begann nun ebenfalls die gleiche Reihenfolge herunter zu rattern, in meinen Worten.
„Mein Papa, meine Mama, mein Bruder, ein Girl als ich vor drei Wochen mit Vik weg war, meine Geschichtslehrerin und das obwohl ich nicht mal mit ihr geflirtet hatte, ..." ich sah ihr lächeln und hörte sofort auf weiter aufzuzählen.
„Sie kann ja richtig lächeln, geht doch. Ich glaub mit dir hab ich meinen Spaß." entfuhr es mir ebenfalls lächelnd und wieder kam dieses spitzbübische in ihre dunklen Augen ehe ich den Konter bekam.
„Dann kann ich ja jetzt öfter kommen, hab mich schon fast an euch alle gewöhnt." allgemeines lachen erfüllte den Raum und der Film spielte nur noch im Hintergrund als wir den Abend anders, mit vielen Witzen und Gelächter, enden ließen und wir so Catalina um einiges besser kennen lernen durften.

~~ Flashback End~~

No se besa mejores amigosWhere stories live. Discover now