Feigling

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Pov Cat

...du bist nicht so wie sie du bist perfekt unperfekt... wieder dieser bescheuerte Klingelton der viel zu früh ertönte und mich meines Schlafes raubte. Grummelnd machte ich ihn so schnell wie möglich aus, spürte jedoch nur kurz darauf einen etwas muskulösen Arm um meine Taille, der mich an einen warmen, trainierten Körper drückte. Erst jetzt wurde mir bewusst wo ich war, wie ich hier her gekommen war und das das ganze so nicht passieren hätte sollte.
Gestern noch hatte ich bei Ju geklingelt, bevor ich nach Hause wollte, ich wollte ihn zur Rede stellen warum er einfach so abgehauen ist ohne mir Tschüss zu sagen doch dann kam alles anders. Wir hatten mit einander geschlafen, ich wusste immer noch nicht genau woran ich bei ihm war und trotzdem hatte ich mich wieder meinen Trieben hingegeben und mich auf ihn eingelassen. Langsam, versuchte ich ihn nicht zu wecken, nahm ich seinen Arm von mir, krabbelte etwas ungelenk aus dem Bett, immer noch darauf bedacht das er nicht wach wurde und suchte meine Klamotten zusammen. Das schlechte Gewissen nagte an mir und, auf meiner Unterlippe kauend, sah ich noch einmal zu dem schlafenden Mann der mittlerweile einen Teil seiner Bettdecke als Kuschelersatz genommen hatte und man so seinen nackten Rücken sah.
Es tat weh ihn so schlafend gehen zu lassen ohne eine richtige Erklärung, war ich ihm diese schließlich schuldig und trotzdem brachte ich es nicht übers Herz. Was sollte ich ihm bitteschön sagen, das ich ihn liebte jedoch meine Chance ergreifen wollte? Das ich in Barcelona eine Karriere bekommen würde, die ich in Deutschland vermutlich nie haben würde? Im Badezimmer suchte ich nach etwas das ich zum schreiben benutzen konnte und entschied mich schließlich für eines der Waschpeelings auf der Anrichte die etwas pastig waren und so nicht gleich an dem Spiegel herunter schmieren würden. Kurze Zeit später zierte ein großes Sorry, den Badezimmerspiegel und ich seufzte noch einmal. Das ich das je machen würde hätte ich selber nicht für möglich gehalten, doch war es so besser. Julien jetzt noch zu erklären warum ich, trotz das wir solche Intimitäten geteilt hatten, nach Barcelona gehen würde, konnte ich einfach nicht. So war ich schon immer gewesen, wenn es zu brenzlig wurde ergriff ich die Flucht, ich war dann wie ein scheues Kaninchen das die Gefahr wittern konnte. Leise öffnete ich die Haustür, griff nach meiner auf den Boden liegenden Jacke und verließ, so leise ich konnte, die Wohnung.
Ich war ein Feigling das wusste ich und als ich draußen in der Nachtluft stand war mir nach weinen zu Mute. Schnellen Schrittes machte ich mich auf zu meiner Wohnung, schloss auf und drückte meiner schlafenden Schwester noch einen Kuss auf die Schläfe, sie hatte wirklich einen tiefen Schlaf und ich wunderte mich immer wieder wie man schlafen konnte während neben ihr ein Orchester spielen könnte, ich auch hier nur meine Koffer nahm und so leise es ging die Wohnung wieder verließ. Es war keine Zeit mehr sich frisch zu machen, die Toilette am Flughafen musste genügen um sich zu waschen und pünktlich schaffte ich es um 6:55 auf meinen Platz zu sitzen und dort das erste mal zu verschnaufen, meine Gedanken jedoch kreisten weiter um Julien.

Pov Ju

Ihr Geruch lag in der Luft, vermischt mit dem etwas abgetragenen Duft der letzten Nacht, doch machte mir das nichts mehr aus, die Einstellungen für das Video waren gegeben, ich war froh das Jimmy das machen würde da ich ihm das ganze feritge Video gestern noch geschickt hatte bevor Cat eingetroffen war, so hatte ich die Zeit mit Cat, würde dabei sein wenn sie das Video sah und noch einmal wollte ich sie an mich ziehen, ihr einen Kuss in den Nacken geben, doch war alles was meine Lippen berührten die Microfaserbettwäsche die meine Bettdecke umhüllte. Langsam kam ich zu mir, blinzelnd setzte ich mich etwas auf, fuhr durch meine Haare und sah das erste mal richtig in meiner Wohnung umher. Von Cat fehlte jedoch jede Spur. Sie, ihre Klamotten, alles war weg. Ich hatte mir die letzte Nacht mit Sicherheit nicht eingebildet, da war ich mir sicher und immer noch etwas verschlafen zog ich mir eine Boxershorts an, tapste in mein Badezimmer, ihre Jacke die ich gestern noch in den Flur geschmissen hatte, war ebenfalls weg und somit machte ich einfach nur das Licht im Badezimmer an, schloss gleich wieder die Augen da die Lampen mich blendeten und gut eine Minute später, nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah ich in weißen Lettern, etwas verschmiert nur ein Wort auf meinem Spiegel stehen: Sorry.
Das war also ihr ernst gewesen? Sie war einfach verschwunden, hatte mir nicht mal eine Chance gegeben, geschweige denn eine Erklärung. Ich hätte aufschreien können vor Wut, doch war alles was ich tat gegen den Spiegel zu schlagen der dieses Wort stehen hatte. Klirrend zersplitterte dieser, einige kleine Scherben gruben sich durch meine Haut in meinen Handrücken und ich spürte nur das Blut über meine Hand fließen ehe ich zusah wie die einzelnen großen Splitter im Waschbecken gelandet waren.
„So eine scheiße!" fluchte ich, legte meine andere Hand um die Verletzungen und bluttropfend ging ich in die Küche um dort ein Handtuch zu nehmen das ich nun grob um meine verletzte Rechte legte.
Stechend fuhr der Schmerz durch meine Finger, die Splitter hatte ich zwar versucht heraus zu holen doch kleine Scherben waren immer noch darin und der Schmerz zog sich auch in die andere Richtung, wo meine Nerven entlang gingen. Ungelenk griff ich nach meinem Handy und suchte Jimmys Nummer, der etwas verschlafen trotzdem sofort ran ging.
„Kannst du mich ins Krankenhaus fahren? Ich hab mich an meinem Spiegel verletzt." fragte ich knapp nach, das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt suchte ich schon Klamotten heraus die ich überwerfen konnte und als ich das geht klar von meinem bebrillten Freund vernahm war ich erleichtert.
Eine dreiviertel Stunde später saß ich in einem kleinen Behandlungszimmer und spürte meine Hand nicht mehr während ein Arzt die kleinen, dennoch tiefen Wunden flickte.
„Sie haben Glück gehabt Herr Budorovits. Was genau haben sie denn gemacht, gegen einen Spiegel geschlagen?" fragte der Mann nach, der die kleinen Splitter deutete und ich seufzte auf.
„Ja kommt hin. War ne Kurzschlussreaktion gewesen, so nicht geplant." erwiderte ich wahrheitsgemäß, der fragende Blick Jimmys entging mir dabei nicht.
„Cat war gestern noch bei mir." erklärte ich ihm kurz angebunden doch schien Jimmy nicht zu schalten.
„Und weil sie gestern da war hast du heute gegen einen Spiegel geschlagen?" fragte er nach, selbst das wissende lächeln des Arztes ließ mich glauben das dieser schneller geschaltet hatte.
„Wir haben gestern noch geredet, dann ist sie bei mir eingepennt und heute dachte ich könnten wir die letzten Stunden noch nutzen doch ist sie einfach abgehauen, dieses feige Huhn, ahhh." ein kurzer Schmerz durchfuhr meine Nerven, offensichtlich hatte der Arzt eine kleine Stelle erwischt die nicht betäubt gewesen war.
„Entschuldigung." hörte ich meinen Retter sagen und sah zu wie er einen letzten Knoten machte und den Faden abschnitt.
„So Herr Budorovits, 11 Tage den Arm schön in Ruhe lassen, dann zum Fäden ziehen zum Hausarzt oder Chirurgen gehen. Und bitte nicht mehr wegen einer Frau den Badspiegel zertrümmern." lächelte er mich noch einmal freundschaftlich an, verband die Hand ordentlich das nichts dran kommen konnte, ehe er sich verabschiedete und das Krankenzimmer verließ.
„Lass uns doch einfach nochmal zu ihr fahren, dann klärt sich das ganze, das war wirklich dumm von dir, einfach nen Spiegel zertrümmern, ein Kissen hätte es auch getan." versuchte Jonathan mich aufzumuntern und somit fuhr er mich zu Catalinas Adresse, an deren Haustür ich kurz darauf klingelte, doch machte mir eine verschlafene Nadja die Tür auf.
„Was wollt ihr hier?" fragte sie etwas unfreundlich und ich stürmte an ihr vorbei um Cat zur Rede zu stellen.
„Weist du wie scheiße denn deine Aktion heute morgen war, einfach abzuhauen und-" ich stockte als ich sie nicht vorfand und drehte mich zu Cats Schwester um die mich nur ansah als sei ich geisteskrank.
„Julien, was willst du hier?" fragte sie noch einmal mit Nachdruck und ich sah verwirrt aus als ich ihr antwortete.
„Ich will zu Cat, ich muss mit ihr reden es ist wichtig." sagte ich sanfter und nun war es Nadja die verwirrt drein blickte, ihr Handy hervor kramte und auf die Uhr sah.
„Dann hast du sie aber schon lange verpasst. Wir haben es neun, sie wird gerade in Barcelona landen." erklärte sie mir und ich verstand endlich. Catalina würde nicht sieben Uhr abends fliegen, sie war bereits geflogen.


No se besa mejores amigosWhere stories live. Discover now