[ 9 ] cold

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- Erinnerung -


Ich blickte auf den kleinen digitalen Bildschirm meiner Kamera vor mir und betrachtete das Bild, welches ich gerade von dem Jungen geschossen hatte. Wenn ich es näher betrachtete, fielen mir seine unzähligen Augenringe auf und das er irgendwie einsam aussah, seine Haut war blass, fast so blass wie der kalte und leblose Schnee unter meinen Füßen, doch seine Augen strahlten so viel Energie und leben aus. Er wirkte wie eine Porzellan Puppe, die man aufstellte um ihre Schönheit zu betrachten. Mein Blick wandte sich wieder von der Kamera ab, doch als ich zu ihm schaute erschrak ich, da ich bemerkte wie er mich anstarrte. Sein Augen waren schon fast fixiert auf meine und eine Weile sahen wir uns einfach nur an.

Ich wusste nicht woher mich der Mut packte, oder woher die Idee kam, aber aus irgendeinem Grund, steckte ich meine Kamera beiseite und ging zu ihm. Ich war nie der Mensch der auf andere Menschen zuging, ich hatte immer Angst mit Ihnen zu sprechen und Angst davor, dass ich anfing wie ein verrückter zu stottern oder nervös werde. Der kalte Schnee knirschte unter meinen Fußsohlen je mehr Schritte ich machte. Ich liebte den Schnee, er war so unglaublich schön und magisch.

Schnell wischte er mit seinem Ärmel seine Tränen vom Gesicht, als er sah das ich näher kam. Vermutlich wollte er nicht das ich sah wie er weinte, doch ich tat es bereits.

» I-Ich hab dich gesehen und... du sahst irgendwie traurig aus, deswegen wollte ich fragen ob alles ok ist? « brachte ich heraus. Mein Mund bewegte sich förmlich wie von selber, als ich mit ihm sprach. Es war wie ein Bann oder ein Gewissen das mir zuflüstere ich solle mit ihm sprechen, doch mein Stottern ruinierte mal wieder alles.

Der Fremde legte seinen Kopf schief und sah mich eine Weile ziemlich fragend an.

» Du hast ein Bild von mir gemacht, hab ich recht? « fragte er mich plötzlich.

Auf seine Frage hin zuckte ich zusammen und wir schoss die Röte nur förmlich ins Gesicht, bevor ich mich nervös am Hinterkopf kratzte. Wenn ich ehrlich war, machte ich Bilder von allem. Sogar von einer unnötigen Laterne, die irgendwie im Licht schön wirkte. Vielleicht machte ich deswegen ein Bild von ihm, weil er schön war.

» A-Also ich... tut mir leid... ich kann's wieder löschen wenn du willst. «

Nervös kramte ich in meiner Tasche nach meiner Kamera und wollte sie gerade rausholen, als der Fremde seine Hand darauf legte und sie zurück steckte.

» Nein... Es ist okay, ich will nur wissen wieso «

Kurz war ich still und überlegte warum ich ein Bild machte, doch eine passende Antwort kam mir nicht wirklich.

» Wieso?... Naja, du hast mich fasziniert. « erzählte ich und legte meinen Kopf nachdenklich schief.

Für kurze Zeit starrte er mich einfach nur perplex an und blinzelte ein paar mal. Seine Augen waren geweitet und ich sah in ihnen Verwirrung und Fragen. War es vielleicht überstürzt zu sagen das mich ein Fremder faszinierte?

Plötzlich brach der Fremde in schallendes Gelächter aus und krümmte sich sogar vor Lachen.

» W-Was ist daran so witzig?... « beschwerte ich mich sichtlich verwirrt.

» Ich hab dich fasziniert? Sorry aber das ist eins der lustigsten Dinge die ich je in meinem Leben gehört habe. « lachte er und wischte sich dabei einige Tränen aus seinen Augenwinkeln.


» Ich versteh es nicht... « ich legte meine Arme an meine Hüfte und verzog meinen Mund verärgert zu einer Schnute.

Nachdem er eine ganz schön lange Zeit gelacht hatte, räusperte sich schließlich und stellte sich wieder aufrecht hin.

» Puuh... du bist echt lustig « gab er total außer Atem von sich.

» Ich wollte nichtmal lustig sein... « meinte ich.

Ein paar Minuten vorher hatte er noch einen ganzen Wasserfall geweint und jetzt lachte er? Der Junge wechselte seine Stimmung wirklich schneller wie ich meine Klamotten.

» Ich bin Taehyung. « stellte sich der Fremde schließlich vor.

Mein Blick musterte Taehyung genau und ich legte meinen Kopf schief. Taehyung... Das war also der Name des wunderschönen Fremden.

» Ich bin Jungkook « stellte ich mich vor.

__

Mein Blick lag auf dem gefroren See vor mir, der irgendwas unglaublich schönes und faszinierend ansich hatte. Er wirkte so einsam, verlassen und kalt und doch so unglaublich wunderschön. Ich musste einfach ein Foto davon machen. Ich kramte in meiner Tasche herum und holte meine Kamera heraus, blickte durch das kleine Loch und schoss ein Foto.

» Du scheinst das echt gerne zu machen « lachte Taehyung. Mittlerweile hatten wir uns auf einer der eingefroren Bänke gemütlich gemacht. Ich weiß nicht wie viele Minuten wir nun einfach nur saßen und uns unterhielten, aber irgendwie gefiel es mir. Ich meine, einen Freund zu gewinnen war immer gut.

» Naja... Es ist nur ein Hobby « erzählte ich und packte das kleine Gerät wieder in ihre Tasche.

» Bist du öfters in diesem Park? ich hab dich nämlich noch nie hier gesehen « merkte Taehyung an und legte seinen Kopf schief. Ich musste mir echt selber gestehen das dieses Bild unglaublich süß aussah und ich es am liebsten fest gehalten hätte, aber einen völlig Fremden zu fragen ob er seinen Kopf schief legt, damit ich ein Foto machen kann, war ziemlich seltsam.

» Nein... Also ich bin neu, mehr oder weniger, meine Mutter ist hier, also bin ich wieder hier gezogen um sie zu sehen. Und du? « beantwortete ich seine Frage.

» naja, früher war ich öfters hier, aber seit mein Freund Schluss gemacht hat, besuch ich diesen Park kaum noch. « Taehyung sah in die Ferne. Seine Augen glänzten so wunderschön und eine leichte, kalte Briese ging durch seine verwuschelten Haare. Ich hatte so ein brennendes verlangen ihn durch die Haare zu gehen, sie sahen so unglaublich weich aus.

» Oh... Tut mir leid zu hören « sagte ich und sank meinen Kopf. Ich wusste nicht wofür ich mich entschuldigte, doch ich tat es trotzdem.

» Es ist okay wirklich. «

Taehyung stand plötzlich auf und stellte sich vor mich. Ein breites Grinsen hatte sich auf seine Lippen geschlichen und ich musste wirklich zugeben, das es ansteckend war.

» Naja ich muss los, Danke für das Gespräch! « sagte er, bevor er sein Handy aus der Hosentasche kramte, seine Kontakte öffnete und mir das kleine Gerät vor die Nase hielt.

Ein bisschen verwundert sah ich auf den kleinen digitalen Bildschirm und verstand nicht ganz was er von mir wollte. Sein Blick war erwartungsvoll und abwartend.

» Deine Handynummer, Jungkook. « half er mir auf die Sprünge.

In meinem Kopf macht es plötzlich Klick und ich verstand nun was er wollte und nahm daraufhin sein Handy schnellstmöglich in meine Hand und tippte die kleinen Ziffern und meinen Namen ein.  Ich wusste nicht wieso mein Herz so schnell schlug, nur weil ich meine Nummer jemanden gab. Vielleicht weil ich es noch nie zuvor getan habe?

» Hier. « ich steckte ihm sein Gerät wieder entgegen, als ich fertig war und wieder bereitete sich auf seinem Gesicht ein unglaublich breites Lächeln aus, das auf eine Art und Weise wirklich wunderschön aussah.

White Snow // Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt