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» Was hast du vor? « wie angewurzelt beobachte ich Taehyung wie er einige Klamotten in seine große, schwarze Tasche stopft und mir keinen Blick würdigt. Ich kenne die Antwort auf meine Frage bereits, doch ich hoffe trotzdem sehnlichst darauf das ich mir einbilde was ich sehe oder das es nicht stimmt. » Ich werde Hobi bitten ab und zu nach dir zu sehen. « gibt er monoton von sich. Ich weiß das wenn er sich umdreht und mich ansieht, er sich vielleicht anders entscheiden würde, vielleicht ist das der Grund wieso er sich nicht einmal umdreht wenn er mit mir redet.

» Ich will aber nicht das Hobi nach mir sieht! Ich will das du bei mir bleibst! « versuche ich ihn umzustimmen, doch ich weiß das meine Worte ihn nicht von seinen Taten umstimmen werden. Taehyung hält kurz mit seiner Bewegung inne und hört auf weitere Klamotten in seine Tasche zu stopfen, an seinem Gesicht erkenne ich Trauer und vielleicht auch ein bisschen Misstrauen und Reue. » Das wollte ich auch, Jungkook. « erzählt er und macht weiter. Ich beiße meine Zähne zusammen, nehme meine Krücken, gehe auf Taehyung zu, packe ihn mit einer Hand an der Schulter und drehe ihn zu mir um. Tae's Blick erstarrt schlagartig und überrascht sieht er mich an. Das Geräusch der fallenden Krücke ertönt mit einem lauten Echo im Raum und lässt mich für einen kurzen Moment zusammenzucken.

» Sieh mich an Taehyung! Du hast recht, ich bin nicht mehr der Jungkook den du gerne hättest, ich erinnere mich nur bruchweise an dich und doch bin ich er Tae! Ich habe seine Gefühle, sein Gesicht, seine Haare, ich bin immer noch er! « rechtfertige ich mich. » Erinnerst du dich an unseren ersten Streit? « füge ich hinzu und hoffe das ich durch meine Worte ihn davon abhalten kann zu gehen. » Ich weiß zwar nicht was danach passierte, aber ich weiß das wir uns wieder versöhnt haben müssten. Also wieso gehen wir jetzt auseinander? «

Mein Herz pocht und ich weiß selber nichtmal genau was ich sage oder tue, wozu kämpfe ich um Taehyung wenn ich doch überhaupt keine Ahnung habe, wodurch er gegangen ist, was ich ihm angetan habe? Ich weiß einfach nichts und trotzdem möchte ich bei ihm sein. Ich brauche ihn und ich kann mir nicht erklären wieso. Meine Taten, meine Worte können es nicht erklären und dennoch will ich es so unglaublich. » Bitte... Mach es für mich nicht noch schwerer als es eh schon ist. « flüstert er. Sein Flüstern klingt verzweifelt, fast wie ein Hilfeschrei. Seine Augen funkeln nicht mehr dieses Selbstvertrauen und diese Sicherheit  aus die ich immer in ihnen gesehen habe, ich sehe in ihnen nur noch Angst. Angst vor mir und es zerbricht mir das Herz. Ich lasse meine Hand von seiner Schulter gekränkt senken und mein Blick fällt auf den Boden. Wäre es besser aufzugeben und ihn gehen zu lassen?

» Du willst also wirklich gehen? « frage ich nochmal nach und hoffe das ich eine andere Antwort bekomme wie Ja. » Ja... « und mit diesem einzigen Wort zerbricht mein Herz in winzige Einzelteile. Es zerbricht wie Glas und die Scherben verteilen sich überall, dass wenn ich mich bewege, ich in eins meiner Scherben treten könnte. Ich wusste die Antwort bereits, doch wieso schmerzt es so sehr sie doch so zu hören? » Ich liebe dich Jungkook... « nuschelt er, fast wie ein Hauchen. Er dreht sich weg und lässt mich in seiner Einsamkeit zurück. Seine Worte durchdringen mein Herz wie ein Pfeil. Bevor er das Zimmer verlässt, dreht er sich jedoch kurz zu mir um, doch ich sehe an seinem Blick nur Reue und Angst, bevor er die Türklinke runter drückt und mich verlässt.

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Ein paar Stunden sitze ich hier, immer noch fassungslos was passierte, gefangen in einer dunklen Wolke namens Hilflosigkeit. Es passierte so schnell das ich zu schockiert war um zu reagieren. Er hat mich verlassen. Er ist tatsächlich gegangen und ich konnte nicht einmal Fragen wohin. Es fühlt sich seltsam an ohne ihn hier zu sein, fast so als wäre ein Teil von mir verschwunden. Warum vermisse ich ihn, obwohl er erst gegangen ist? Habe ich ihn genau diesen Schmerz ebenfalls angetan? Hat sich Taehyung so gefühlt, als ich ihn verlassen habe?

Ich zwinge mich nun aufzustehen, verlasse das stickige Schlafzimmer und laufe zum Wohnzimmer, wo noch immer das zugeklappte Buch mit dem rubinroten Einband liegt das nur danach schreit das ich es weiter anschaue. Wenn ich mit Taehyung reden will, muss ich mehr über meine Vergangenheit erfahren. Nein. Ich muss alles erfahren. Wie von selbst laufe ich auf die Couch zu und nehme das Buch wieder in meine Hände. Es fühlt sich plötzlich so kalt an. Vorsichtig blättere ich die erste Seite auf und entdecke Bilder von Jimin und Taehyung. Die Überschrift lautet „ Taehyung's Geburstag ". Es hilft mir nicht weiter. Egal wie lang ich diese lachenden Bilder von uns anstarre und hoffe das es irgendwas bringt, es hilft nicht.


Überlegend schaue ich mich weiter im Wohnzimmer um. Hier muss doch irgendwas sein das mir weiterhilft. Irgendwas. Mein Blick fällt plötzlich auf das große schwarze Regal neben dem Fenster, dann auf die kleine Schachtel auf dem großen Regal. Skeptisch hebe ich meine Augenbraue und humple neugierig auf die so kleine Kiste zu, die nur förmlich danach schreit von mir geöffnet zu werden. Ich stelle mich auf die Zehenspitze, versuche das Gleichgewicht zu halten und ziehe die staubige Kiste hinunter. Sie ist schwerer als ich dachte. Die Kiste stelle ich auf dem Tisch ab, bevor ich angespannt den Deckel öffne. Mein Blick erstarrt als ich das kleine Gerät betrachte welches sich in der Kiste befindet.

Meine Kamera. Ungläubig nehme ich das Gerät in meine Hand und betrachte es. Ich hätte nicht gedacht das sie noch existiert, Taehyung meinte ich hätte mit dem Fotografieren aufgehört und das meine Kamera kaputt sei. Ich streiche über den Digitalen Bildschirm und lasse meinen Fingern an dem Knopf verweilen, bevor ich drauf drücke und überraschenderweise der Bildschirm aufleuchtet. Sie funktioniert... Doch zu meinem Bedauern fehlt die Speicherkarte.

Aber... Wieso hat mich Taehyung angelogen das sie nicht mehr funktioniert? Ich hebe das kleine Gerät nun hoch und betrachte das glänzende schwarz der Kamera bevor ich durch das kleine Loch schaue und nochmal Abdrücke. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, dass ich dieses Ding bedient habe, vermutlich habe ich dieses Gerät Jahre nicht mehr angefasst wenn ich tatsächlich aufgehört habe. Noch einmal schaue ich durch das winzige Loch, lenke die Kamera in Richtung Fenster und drücke erneut auf den kleinen Knopf, bevor es Klick macht und das Bild auf den digitalen Bildschirm erscheint.

White Snow // Taekook Where stories live. Discover now