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Wisst ihr was passiert wenn Trauer auf Liebe trifft?

Es ist zum einen ein Segen. Glück, der deine Trauer bereinigt. Wie Blut, welches auf ein weißes Shirt tropft. Es zerstört das schöne Abbild dieses strahlenden Weißes und färbt es mit einem starken, beinahe diabolischen und unreinen Rot. Es ist wie der Tot, der das Leben trifft und sich in ihn verliebt. Ich bin das Leben und Taehyung ist der Tot. Ich bin das weiße Shirt und Taehyung der weinrote Blutfleck, der sich nur mit Mühe entfernen lässt.

Ich dachte immer, jetzt wo ich Taehyung wieder habe, jetzt wo ich an seiner Seite sein kann, ich glücklich bin, aber ich wusste nicht wie sehr der Verlust eines geliebten Menschen einen zerstören kann. Wie verrückt, ein Mensch werden kann, bis zum bitteren Ende, wo man sich nichts lieber wünscht als endlich zu sterben. Es ist ein Teufelskreis, geschaffen aus kompletter Trauer. Ich glaube nicht das es einen Mensch auf der Welt gibt der sein Leben lang uneingeschränkt glücklich ist. Sowas gibt es einfach nicht. Ich möchte nicht glauben, dass es sowas gibt.


Ich wache von den leisen zwitschern der Vögel auf. Der leichte Windstoß, welcher von dem offenen Fenster hinein kommt, weht mir durch meine verstrubbelten Haare und die Schatten der Wolken zeichnen sich auf meinem Gesicht. Ich reibe mir den letzten Schlaf aus den Augen und setze mich auf. Mein Nacken schmerzt noch von der harten Sofa Lehne, auf der ich heute Nacht geschlafen habe, da ich wohl irgendwie im Wohnzimmer eingeschlafen sein muss. Das grelle Licht blendet meine Sicht.


Mein Blick gleitet durch's Zimmer und ich musterte die unzähligen Bilder die sich über die Jahre an den Wänden unserer Wohnung gehäuft haben. Zwei Jahre sind es nun her. Zwei Jahre, seit ich mit Taehyung in diese kleine Wohnung gezogen bin. Zwei Jahre, seit dem Vorfall. Dank Jimin und Yoongi's kleinem Laden, habe ich auch wieder angefangen zu fotografieren. Ich wusste, dass es nicht einfach war sich an Jimin's Tot zu erinnern und ihn gleichzeitig wieder lebendig zu sehen und erneut kennenzulernen. Es war eine harte Zeit.

Ich strecke mich und lasse meine müden Augen im Zimmer verweilen. » Tae...? « erkundige ich mich nach meinem Freund. Kein Anzeichen von ihm. Soweit ich mich erinnern kann, ist er letzte Nacht an meiner Seite eingeschlafen, während wir irgendeinen alten Film angeschaut haben. Ich stehe auf und laufe durch die Wohnung. Die Badezimmertür steht offen und auch im Schlafzimmer befindet er sich nicht.

Ungewöhnlich.

Wo ist er hin?
Etwas nervös spiele ich am Saum meines Pulli's rum. Es kommt selten vor das Taehyung mich alleine lässt, vor allem weil er weiß wie verrückt ich werde wenn ich ihn nicht sehe. Ich weiß es nicht normal, aber seit dem Tot von ihm, denke ich jede Sekunde ich wäre verrückt und alles wäre ein Traum.

Eine lange Stille entsteht, während ich mitten im Flur stehe. Das leise Ticken der Uhr an der Wand kommt mir immer lauter vor und auch die Geräusche von draußen kommen mir plötzlich ätzend laut vor. Ich halte mir meine Ohren zu und schließe meine Augen.

Werd nicht verrückt Jungkook...

Die Dunkelheit macht mir Angst. Plötzlich kommen all die Erinnerungen zurück, an Tae's Tot, an meine Einbildungen. Ich bekomme Panik. » Tae?! « schreie ich durch die Wohnung, in der Hoffnung er würde antworten, aber es kommt keine Antwort. Minutenlang.

Mein Herzschlag wird schneller und auch mein Puls steigt. Ich spüre deutlich wie mein Herz in meiner Brust klopft und droht zu explodieren und plötzlich, breche ich auf den Boden zusammen.

Nein, ich kann ihn mir nicht erneut nur vorgestellt haben. Das ist nicht möglich. Niemals.

Ich kneife meine Augen fest zusammen, winzige, brennende Tränen fließen aus ihnen und ein klägliches Wimmern verlässt meinen Mund. Ich hasse es zu weinen. Ich habe mir gewünscht, es nicht mehr zu tun. Ich wollte stärker werden, doch ich habe das Gefühl schwächer zu werden. Immer mehr.

White Snow // Taekook Where stories live. Discover now