White Snow // Taekook

[ 32 ] found you

Wenn ich mir eine Sache wünschen könnte, wäre es der Wunsch glücklich zu sein. Ich will die schattige, graue und ausdruckslose Welt hinter mir lassen und endlich wieder das Licht erblicken das mich aus der Dunkelheit holt. Der Wunsch vollkommen glücklich zu sein, haben viele, doch die wenigstens bekommen ihn erfüllt. Ich bin einer derjenigen dessen Wunsch sich erfüllt hat. Ich bin glücklich. Die Frage ist nur, ob ich vollkommen glücklich bin.

Die Antwort ist: ich weiß es nicht. Seltsam zu sagen, dass man nicht weiß ob man vollkommen glücklich ist oder nicht. Egal wie lieblich mein Freund ist, egal wie viel Geld mir zu Verfügung steht, oder egal wie viele neue Freunde ich finde und Familie mich mit Lob überschüttet, Ich habe das Gefühl nicht komplett zu sein. Ist es egoistisch zu sagen ich wäre nicht glücklich, obwohl jeder Mensch der mir wichtig ist vollkommen gesund ist?

Ich weiß nicht wann ich mir diese egozentrische Art angeeignet habe. Vielleicht weil mir einfach etwas fehlt das mich nicht komplett fühlen lässt.

Jemand fehlt.

Ich dachte immer, Glück besteht daraus zu lachen, Freude zu empfinden oder sich zu denken, wie viele Menschen man um sich herum hat, die man eigentlich nicht verdient hat. Aber ich lag falsch. Doch, was ist dann dieses Glück, nach dem so viele Menschen streben eigentlich und wie findet man es? Seit dem ich klein bin, habe ich das Gefühl mein Leben verläuft in einer Glückssträhne. Doch, seit einigen Tagen beschäftigt mich etwas. Ich weiß nur nicht was. Tagelang suchte ich verzweifelt im Internet nach antworten: was fehlte mir? Wer fehlte mir? doch sogar als ich an einen Psychiater wand, hatte ich das Gefühl, nur völlig irre zu sein.

Ich habe das perfekte Leben. Ich habe den perfekten Freund der mir jeden Morgen ein herzhaftes Gericht serviert und mir genug Liebe und Aufmerksamkeit schenkt das ich beinahe darin ertrinke, doch ich habe das Gefühl das die Erinnerungen mit ihn wie auf einer Wasseroberfläche schwimmen. Ich habe diese Erinnerungen an unserer erstes treffen, unser erstes Date, wie er mir die Liebe gestand, aber es fühlt sich nicht so an als hätte ich sie erlebt. Mehr wie ein Traum in einer Seifenblase.

Die Monate vergingen wie im Flug, die langen Nächte und der warme Sommer verschwand, die Vögel zogen in den Süden und die Laubblätter färbten sich alle kunterbunt, bis sie ebenfalls runter fielen und die Böden in einen kompletten Regenbogen verwandelten.
Es wurde kalt. Leute fingen an hektisch warme Mäntel zu kaufen und Weihnachten näherte sich. Es ist Winter. Ich dachte immer, Zeit verheilt alle Wunden, aber da ich selber nicht einmal wusste wer mir die Wunden zufügte, konnten sie auch nicht verheilen. Trotz der langen Zeit. Es war so als ob eine Narbe tief in meinem Herzen liegt. Eine Narbe die nicht verschwindet.

Langsam wandere ich durch die kalten Straßen Seoul's und beobachte die vielen bunten Lichterketten, die in verschiedenen Farben strahlen und über den Läden hängen um die Weihnachtszeit ausschmücken. Sie sind wunderschön. Um ehrlich zu sein, bringen sie mich immer wieder zum nachdenken. Sie machen mich traurig. Es wäre so, als würden sie mich an etwas erinnern. Ich habe ein Apartment im Sinne, welches nur von Lichterketten beleuchtet ist.

Ich lasse meinen Blick umher gleiten und schaue in eines der Schaufenster. „ Digital Kamera im Angebot " zeigt ein Schild an einem Shop. Der Shop wirkt klein und auch das Open-Schild leuchtet nur bedingt, trotzdem zieht mich das Bild der Kamera nur förmlich magisch an.

Eigentlich habe ich mich nur früher mit Fotografie beschäftigt, irgendwann in der Mittelschule habe ich aufgehört. Ich erinnere mich daran das ich mal ein Bild von jemanden geschossen habe, doch ich weiß nicht mehr wieso. Es wäre so, als wäre ich nicht ich selber gewesen. Ich lasse eine Weile meinen Blick noch an dem Schild hängen und betrete dann langsam den kleinen Shop. Sofort kommt mir eine angenehme Wärme entgegen und auch beruhigende Musik. Der Laden sieht von innen total klein aus und auch die hölzernen Wände wirken auf mich altmodisch. Ich schaue mich weiter um und mein Blick bleibt bei einigen Bildern an der Wand hängen.