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Die Wolken zeichnen kleine Figuren und der Himmel färbt sich langsam in einen warmen und beruhigenden orange Ton. Spielende Kinder laufen lachend an mir vorbei und das Geräusch der zirpenden Grillen lässt mich wissen das es bald Abend wird. Ich kralle mich fest an den Krücken, in der Hand noch immer der bereits beinahe zerknüllte Brief, in dem sich meine Fingernägel bohren. Seit Stunden habe ich Taehyung gesucht, wo wusste ich auch nicht genau. Was habe ich mir schon erhofft, schließlich ist diese Stadt nicht gerade klein. Mein Kopf tut weh und mein Magen dreht sich unwohl.


Müde schließe ich die Tür unserer Wohnung auf, lasse mich auf den Boden fallen und lehnen meinen Kopf verzweifelt gegen die Tür an. Mein Atem geht flach und mein Kopf glüht. Mein Blick wandert durch den leeren Flur, doch mein Atem bleibt schon fast wie von alleine stehen und meine gerade noch müden Augen öffnen sich ruckartig, als ich die Schuhe am Schulregal entdecke die nur zur einer Person gehören können. » Tae... « gebe ich ungläubig von mir und stütze mich so schnell es geht wieder auf um ins Wohnzimmer zu eilen.


Wieder einmal atme ich schwer, als ich den gesuchten Jungen auf der Couch entdecke. » Taehyung... « flüstere ich verwirrt. Er wendet seinen Blick ab und sieht zu mir, ein leichtes Lächeln bildete sich auf seine Lippen, aber es verschwand wieder so schnell wie es auftauchte. » Dir geht es gut... « atme ich erleichtert auf und lasse ohne Umstände meine Krücken auf den Holzboden fallen, um so schnell es geht zu ihm zu eilen und ohne viel zu sagen, stürze ich mich auf ihn und verwickle ihn in eine Umarmung. Unsicher legt Taehyung seine Arme um meine Taille und erwidert meine Umarmung zögernd.

» Ich hab dich vermisst... « nuschle ich gegen seine Brust und atme seinen beruhigenden und vertrauten Geruch ein. » Ich hab dich auch vermisst... « flüsterte er und streichelt mir zärtlich über meinen Rücken. Seine Berührung tut so gut, als würde ich nichts anderes benötigen. Für eine ganze Weile verweilen wir in dieser Positionen und mir hätte es auch nichts ausgemacht weiterhin so liegen zu bleiben, doch Taehyung löst sich nach einer Zeit. » Du hast den Brief gelesen... «

Langsam streicht er einige Strähnen aus meinem Gesicht und gleitet mit seinem Daumen über meine Wange. Sein Blick hält meinem stand und ein leichtes Lächeln bildet sich auf seine blutroten Lippen. Das ist sie küssen möchte, ist schon kein wollen mehr, sondern schon beinahe ein Verlangen. » Du weißt es? « hake ich nach, doch meine Aufmerksamkeit liegt nicht darauf woher er es weiß, sondern viel mehr lenkt mich sein bezauberndes Gesicht und seine glänzenden Augen ab, sodass es mir schwer fällt mich überhaupt auf meine Fragestellung zu konzentrieren.

» Hobi hat es mir gesagt... « haucht er. Seine Augen gleiten wie von selber zu meinen Lippen runter und es macht mich verdammt nochmal verrückt. Mein Herz hämmert gegen meine Brust und mein Atem ist schwer, fast so als würde er mich nur durch seine Gesten töten. Sein Daumen streicht sanft über meine Lippe und mein ganzer Körper erstarrt, doch bevor es dazu kommt das er mich küsst, wendet er seinen Kopf husten ab. » Ich brauch was zu trinken. « lenkt er ab und lässt mich kalt auf dem Sofa zurück.


Nervös kratze ich mich am Hinterkopf und wende meinen rotangelaufeneen Kopf ebenfalls auf die Seite. » Wieso bist du hier? « frage ich schließlich. Taehyung schenkt sich etwas Wasser in ein Glas und nimmt einen großen Schluck. » Ich hab mich schlecht gefühlt weil ich dich alleine gelassen habe. « antwortet er mir. » Taehyung. « ich drehe mich zu ihm und setze eine ernste Miene auf. » Warum bin ich schuld an Jimin's Tod? Und jetzt versuche nicht wieder abzulenken, denn ich habe den Brief gelesen. «


Taehyung stellt das Glas auf die Theke ab und lehnt sich gegen den Küchentisch. » ...Ich weiß das klingt jetzt wieder so als würde ich mich rausreden wollen, aber ich weiß die Antwort nicht Jungkook... « offenbart er. Seine Finger kratzen am Tisch und seine Zähne bohren sich in seine Unterlippe. » Ich habe es doch selbst nicht verstanden Jungkook... Es passierte alles so schnell, Jimin's Tod, dein verschwinden, alles passierte nacheinander und ich war verwirrt. Alles war perfekt, wir waren glücklich und plötzlich wie aus dem nichts zerbrach unsere glückliche Welt und ich verstand es nicht... Ich wollte antworten von dir. «

Er hat recht, die Welt zerbrach wie ein Glas in einzelne Scherben und ich bin derjenige der jede einzelne Scherbe aufsammeln möchte.

» Antworten von mir? Aber ich kann dir keine Antwort geben. « äußere ich mich. » Genau das ist es ja Jungkook! « entgegnet mir Taehyung, seine Fingernägel kratzen am Holz des Tisches. » Als du aufgewacht bist, dachte ich das endlich mit dir reden konnte, dir fragen stellen konnte, aber du wusstest nichtmal meinen Namen, obwohl du immer gesagt hast ich wäre deine Welt. « Taehyung's Stimme zittert und gekränkt lässt er seinen Blick auf den Boden senken. » Ich weiß Taehyung... « entgegne ich. » Aber es ist jetzt anders, ich erinnere mich an dich, wie wir uns kennengelernt haben, wie wir wegen einem Kaffeebecher zusammen kamen, dieses kleine Appartement das irgendwie unser Zuhause wurde, ich erinnere mich. «

Seufzend klopfe ich auf den leeren Sofa Platz neben mich und schaue erwartungsvoll zu Tae. » Komm her... « verlange ich » Wieso? « hakt er sichtlich verwirrt nach. » Ich will dich umarmen, deshalb. « lächle ich.

Taehyung's Mund öffnet sich kurz und sein Blick trifft direkt auf meinen. Seine Augen glänzen wieder wie als ich ihn das erste mal sah. Es ist nicht mehr dieses trostlose grau zu sehen, diese Trauer, ich sehe in ihnen tatsächlich ein wenig leben. Vielleicht hat er diese paar Tage Pause einfach benötigt um Energie zu tanken. Zuerst sieht sich Taehyung etwas unsicher um, doch dann bildet sich ein kurzes zufrieden Lächeln auf meine Lippen. Taehyung tappst zu mir rüber und der dumpfe Ton entsteht als er sich neben mich auf die Couch fallen lässt.


Ohne groß viel zu sagen, lege ich meine Arme um ihn und ziehe den braunhaarigen Jungen in eine warme und geborgene Umarmung. Sein warmer Körper presst sich gegen meinen und mit einem Lächeln streiche ich ihm durch seine weichen und glänzenden Haare. Als ich Taehyung's festen Griff an meinem Oberteil bemerke, drücke ich ihn fester an mich, denn ich will ihn nicht mehr gehen lassen. » Pssst... « flüstere ich ihm beruhigt zu und platziere meinen Kinn auf seinem Kopf. Ich spüre Taehyung's Sorgen und noch immer seine nicht verschwindende Angst. » Ich bin jetzt da, okay? « und mit einem stummen Nicken von ihm, schließe ich meine Augen und genieße die wohltuende und doch leider falsche Nähe.

White Snow // Taekook Where stories live. Discover now