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- Erinnerung -


Das Mondlicht schien durch das kleine, viereckige Fenster auf den kalten Betonboden und hinterließ einen Schatten der dem beinahe dunklen Raum seinen gewissen Charme verleihte. Mittlerweile war es bereits dunkel geworden und wir sahen beide auf den laufenden Fernseher vor uns der Taehyung's Lieblings Film zeigte. Er war mir so nah das unsere Schultern berührten und es machte mich verdammt nochmal verrückt das mein Herz mir keine Ruhe ließ.

Seit gefühlten Stunden verweilten wir in dieser Position und schauten ein paar Filme. Auch wenn der Raum klein und eng war und ich durch die Kälte mir die Decke schon bis zum Hals zog, fühlte ich mich warm und geborgen und das nur dank Taehyung's beruhigende Nähe. Nie habe ich mich bei einem Menschen so wohl gefühlt wie bei ihm und ich wünschte das dieser Moment für immer anhalten würde, hätte mein klingelndes Handy den Moment nicht zerstört.

Ich hatte garnicht auf die Uhrzeit geachtet und erschrak ziemlich als ich bemerkte das es schon 22 Uhr war und ich den ganzen Tag nicht zuhause war. Ich fragte mich, warum Taehyung nicht nach Hause ging und lieber in dieser runtergekommenen Einrichtung blieb. Meine Mutter rief mich an und ich seufzte genervt aus. Einerseits war ich unglaublich froh den ganzen Tag nicht Zuhause gewesen zu sein, anderseits wusste ich was mich erwarten würde wenn ich noch länger da blieb. Ich hasste meine Mutter. Ich hasste nicht die Person, sondern ihr Verhalten. Es war immer das Selbe, seit mein Vater verschwand, fing sie an mich zu verabscheuen.

Damals war es noch harmlos, aber es wurde immer schlimmer als sie anfing mich zu schlagen, im Zimmer einsperrte und tonnenweise Alkohol und Drogen zu sich nahm. Für viele mag das vielleicht ziemlich brutal klingen, für mich war es Alltag und jeden Tag hatte ich furchtbare Angst nachhause zu gehen, vielleicht war ich deshalb so froh das mich Tae heute abholte.

Genervt drückte ich den Anruf meiner Mutter weg. Ich verstand nicht wieso sie mich noch anrief, schließlich warf sie mir jeden Tag an den Kopf das es ihr egal war was mit mir passierte. Vielleicht hasste sie mich innerlich nicht so sehr wie sie es zeigte, aber das war nur etwas das ich mir einredete. Der einzige Grund wieso sie mich anrief, war vermutlich das sie keine Lust auf den Stress mit der Polizei hatte, aus Angst ich würde sie irgendwann verpfeifen. Taehyung wusste nichts von meinen Problemen zuhause, ich wollte ihn da nie mit reinziehen.


» Meine Mutter... « seufzte ich auf.

» Oh... es ist ja schon ziemlich spät. « merkte Taehyung verpeilt an. Es war so unglaublich süß das ich nicht der Einzige hier war der die Uhrzeit vergaß und einfach nur die Nähe des jeweils anderen genoss.

» Ich bring dich nachhause « schlug Taehyung vor und schaltete den Fernseher aus. Der kleine Raum verdunkelte sich automatisch und es wirkte schon fast gruselig, wäre Taehyung nicht hier.

» Es ist okay, du muss- «

Er schnipste mir gegen meine Stirn und unterbrach mich.

» Doch ich muss! «

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Er war so unglaublich stur und so ein Idiot und trotzdem hatte ich mich in diesen Idioten verliebt. Ich liebte ihn. Ich liebte ihn so unglaublich, dass ich keine Worte fand die beschreiben konnten was ich für diese einzige Person empfand.




Langsam liefen wir nun zu mir, die Laternen leuchteten uns in der Dunkelheit den Weg und das Licht und des Mondes spiegelte sich in einigen Pfützen wider. Es war ruhig und kein einziges Auto fuhr vorbei das das einzige Geräusch nur unsere leisen Atemzüge und die lauten Schritte waren. Auch wenn es ruhig war, war es nicht mal ansatzweise unangenehm denn es kam mir so vor als würde Taehyung alleine durch seine Nähe alles unangenehme verschwinden lassen.

Zuhause bei mir angekommen, lächelte ich ihn sanft an und verabschiedete mich. Er wuschelte mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht durch die Haare und kniff mir in meine rotglühenden Wangen.

» Irgendwann muss ich dich mal besuchen kommen! « meinte er, woraufhin ich ihn einfach nur annickte und lächelte. Ich kannte Taehyung mittlerweile so gut das ich wusste das wenn ich mit einem 'nein' antworten würde, er mir keine Ruhe lassen würde und jeden Tag fragen würde was für Gründe ich hätte. So war er nunmal, ziemlich hartnäckig aber das war eins der Dinge die an ihn besonders liebte. Es machte ihn einfach aus.

» Gut... Wir sehen uns kleiner! « verabschiedete sich Taehyung schließlich und winkte mir zu bevor er auch in der Dunkelheit verschwand. Ich wartete noch bis er komplett verschwunden war bevor ich langsam auf meine Haustüre zuging. Mein Herz klopfte und ich atmete tief durch in der Hoffnung meine Mutter würde schlafen. Langsam kramte ich meine Schlüssel aus meiner Schultasche und versuchte so leise es ging das Schloss zu öffnen.

Der stickige Geruch von Zigaretten und Alokohol kam mir entgegen als ich die Wohnung betrat. Ich hasste den Geruch, er war furchtbar und abwegig, trotzdem ertrug ihn schon seit ich 12 war. Ich hielt mir meine Nase zu und wollte gerade weiter laufen, als meine Mutter plötzlich vor mir stand. Meine Angst stieg und Adrenalin pumpte sich automatisch in meinen Adern.

» Wo warst du?! « schrie sie mich an.

» Als ob dich das was an geht. « zischte ich und drückte sie auf die Seite um weiter zu gehen, aber sie hielt mich am Handgelenk fest. Ich hasste es wenn sie das machte denn sie wusste, dass ich mich dann nicht wehren konnte und bevor ich irgendwas machen konnte holte sie aus und verpasste mir einen Ohrfeige. Ich taumelte ein bisschen benommen zurück und hielt meine Hand auf die getroffene Stelle, aber es half nicht. Es war nicht der Schmerz des Schlages der mich überkam sondern den Schmerz niemals eine Familie gehabt zu haben und niemals geliebt zu werden.

Ich lies mir den Schmerz nicht anmerken und löste mich mit Schwung aus dem festen Handgriff und verschwand so schnell es ging in mein Zimmer, der einzige Ort im Haus wo ich durchatmen konnte. Schweratmend schloss ich die Tür ab und ließ mich an der Wand hinuntergleiten. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen und ich rieb mit meiner Hand meine Wange in der Hoffnung der Schmerz würde verschwinden. Ich redete mir immer wieder ein das es nicht ihre Schuld war sondern die meines Vaters, aber ich wusste selber nichtmal ob das überhaupt alles stimmte.

Meine Beine zog ich an und ohne das ich es bemerkte liefen mir einige salzige Tränen die Wangen herunter. Es tat so unglaublich weh, dass ich nicht mal mehr wusste ob es Schmerz war oder einfach nur purer Hass. Ich hasste es zu weinen, es lies mich schwach wirken und einsam und das wollte ich nie sein, trotzdem weinte ich oft. Ich weinte in der Stille, alleine, wo mich niemand sehen konnte.

Ich biss mir auf meine Unterlippe, so fest das sie schon anfing zu bluten und zog meine Beine fester an meinen Körper.

» Taehyung bitte hilf mir... « wimmerte ich leise und fast unverständlich.

White Snow // Taekook Where stories live. Discover now