[ 16 ]

988 116 6
                                    

- Erinnerung -


Gespannt wartete ich am Schultor, wie fast jeden Tag, auf Taehyung. Die Sonne ging bereits unter und färbte den Himmel in einen schönen und beruhigenden orangenen Ton, während die Wolken langsam vorbei zogen und kleine, erkennbare Figuren zeichneten. Ich wusste selber nicht weshalb ich so aufgeregt war und meine Nervosität mir bis zum Kopf stieg, aber das passierte jedes Mal wenn ich an Taehyung's unglaubliches ansteckendes Lächeln dachte. Ich wippte mit meinen Füßen auf und ab und beobachte die müden Schüler die alle die Schule verließen und sich gähnend über den Schultag unterhielten. In ein paar Minuten würde er auftauchen.

Ich starrte auf mein Handy und öffnete meine Innen-Kamera um noch einmal kurz meine verwuschelten Haare zu richten. Ich konnte es kaum erwarten ihn wieder zu sehen und ihm von meinem langweiligen Schultag zu erzählen, es passierte zwar nicht viel, aber ich liebte es mit ihm zu reden und seinem beruhigenden Atem zu lauschen während er mir gespannt zuhörte wie niemand anderes. Er war einfach besonders für mich. Mein Blick fiel wieder zu meinem Handy wo ich die Uhrzeit überprüfte. Sicher hatte er sich verspätet, das redete ich mir ein.

Mit einem Lächeln im Gesicht wartete ich weiter. Sekunden, Minuten. Bis es zu Stunden wurden und die müden Schüler bereits alle verschwunden waren. Alle, außer ich. Ich stand dort, alleine, wartend auf Taehyung der nicht auftauchte. Ein paar mal wählte ich seine Nummer, doch mehr als ein piep Ton bekam ich nicht zu hören. Meine skeptisch stieg mehr und mehr, bis ich schließlich nach gab mich nicht zu bewegen und in Richtung Taehyung's Haus steuerte. Es passierte so gut wie nie das Tae sich verspätete und wenn, waren es immer nur wenige Minuten.


Taehyung's Haus war riesig, fast wie ein Schloss. Seine Eltern waren so reich, dass ich einen Hauch von Neid verspürte und Taehyung in seinem Geld schwimmen konnte. Seine Eltern hatte ich nur einmal zu Gesicht bekommen, sie waren nett, aber vornehm. Manchmal hatte ich das Gefühl ich würde garnicht in Tae's Welt passen. Er war einfach das komplette Gegenteil von mir, aufgeschlossen, ehrlich, etwas das ich nicht konnte schließlich war ich nichtmal ehrlich mit meinen Gefühlen. Ich atmete tief durch und klopfte schließlich an der rießiegen Tür, woraufhin ich kurzerhand danach leise Schritte wahrnahm. Mein Herz schlug aufgeregt, als die Tür sich öffnete, doch zu meinem Bedauern ging nicht die Person ran, die ich suchte, sondern seine Schwester.


» Uhm... ist Taehyung da? « erkundigte ich mich nach ihm.

» Er Ist vor ein paar Stunden weggegangen. « berichtete sie mir, doch bevor ich fragen konnte wohin, fiel mir schon von selber ein wohin Taehyung verschwunden war. Es war auch nicht wirklich schlau von mir zuerst hier nach ihm zu suchen, schließlich war Taehyung dort viel lieber als hier. Das hätte ich eigentlich wissen müssen. » Oh okay, Danke! « verabschiedete ich mich und verschwand schon in Höchstgeschwindigkeit.

Natürlich war er da, wo sonst? Ich lief nun den langen Weg entlang und bog in der dunklen, mir mittlerweile altbekannten Gasse ein. Jedesmal wenn ich hier war, kam es mir so vor als ob die Wände immer mehr Graffitis hatten wie vorher und der Geruch immer abwegiger und ätzender wurde. Ich verstand es nicht. Taehyung war reich, er hätte sich ein ganzes Haus bauen können wenn er es wollen würde, warum vergammelte er ständig an solchen Orten? Ich blickte nun die eiserne Leiter hinauf und entdecke schon das brennende Licht im Fenster.

» Wusste ich's doch... « lobte ich mich selber und legte meine Hände an das Metal, bevor ich mich abstütze und auf der wackligen Leiter hinauf kletterte. Ich erinnerte mich noch genau daran wie ich Angst hatte hier hoch zu klettern, mittlerweile war ich es schon gewohnt, außerdem nahm mir Taehyung die Angst.

Oben angekommen, schleuderte ich mich mit Schwung in das Zimmer. Taehyung hatte sich auf der Couch breit gemacht und schenkte mir nicht einmal einen Blick. In seiner Hand hielt er einen Tennisball den er desinteressiert immer wieder gegen die Wand schleuderte und wieder auffing. Aus seinem Handy ertönte beruhigende, klassische Musik die er lauschte. Seine Augen waren halb offen und halb geschlossen, seine Haare durcheinander und sein Blick nachdenklich.


» ernsthaft? Du lässt mich für einen Tennisball und klassische Musik sitzen? « quengelte ich. Er fing den Tennisball auf, schleuderte ihn aber nicht wieder zu Wand. Es wirkte fast so als wollte er mich ignorieren, denn es kam keine Antwort. » Hallo, ich rede mit dir! « beschwerte ich mich, doch wieder kam keine Antwort. Er schnalzte mit seiner Zunge und fing wieder an den Ball gegen die Wand zu schleudern.

Ich ging einen Schritt auf den liegenden Taehyung zu und schaltete die Musik ab.
» Wieso ignorierst du mich?! « wollte ich wütend wissen. » Boa bist du meine Mutter oder was? « bekam ich endlich eine Antwort, doch es war keine die auch erwartet hatte. Seine Miene war ernst, er setzte sich auf und riss sein Handy an sich. » Du hast mich 2 Stunden sitzen gelassen! « rechtfertige ich mich, doch es kam mir so vor als würde ich mit einer Mauer reden.

» Ich bin nicht dazu verpflichtet dich abzuholen, du bist alt genug um selber nach der Schule nachhause zu gehen. «

» Was? « hakte ich fassungslos nach, wenn Taehyung nur gewusst hätte das mich diese Wörter mehr verletzten als sie eigentlich sollten. Ich verstand es nicht, war verwirrt und durcheinander. Es kam mir so vor als hätte Taehyung auf einen Schlag zu mir gesagt das er mich nicht benötigte und ich eine verdammte Last wäre. » Ich dachte nur das wir irgendwie Freunde wären, aber wenn das so ist. « ich ballte meine Hände zu Fäusten. Taehyung's Blick war stets geradeaus gerichtet, so als wäre ich ihm nichtmal einen einzigen Blick wert.

» Aber du bist auch nicht besser wie alle anderen. « lachte ich ironisch. Ich biss mir auf die Unterlippe und sprintete so schnell ich konnte wieder zum Fenster um endlich dieses stickige und voller Anspannung überfülltes Zimmer zu verlassen und Taehyung zurückzulassen. Mein Herz fühlte sich schwer an, so als würde es niemals aufhören schnell zu pochen. Ich rannte fast unaufhaltsam nach Hause. Auch wenn ich mein Zuhause hasste, war es besser als eine weitere Sekunde bei Taehyung zu sein.

Ich verstand sein Verhalten nicht. Wir hatten noch nie gestritten und es fühlte sich seltsam an nicht sofort in seine Arme zu rennen wenn ich traurig war, denn der Grund für meine Trauer war tatsächlich zum ersten Mal er. Ich blieb vor meiner Wohnung stehen und atmete tief durch, denn ich wusste was mich dort wieder erwarten würde, bevor ich die Tür aufschloss und meine Nervösität unglaublich schnell stieg.


Wieder einmal überkam mich der so gehasste Gestank der Zigaretten und des Alkohol's doch meine Mutter stand nicht wie erwartet wütend an der Tür und schrie mich an, nein. Meine Augen rissen sich automatisch auf, als ich sie am Boden sah. Sie lag dort regenlos, neben ihr Tabletten und hätte ich gewusst was passierte, wäre ich niemals so spät nachhause gekommen.

White Snow // Taekook Where stories live. Discover now