Kapitel 9

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Zurück in meinem Zimmer, gewinnt meine Neugier über die Müdigkeit. Ich nehme das alte Buch zur Hand, kuschle mich ins Bett und öffne den Ledereinband. Mittig auf der ersten befindet sich Wörter in verschnörkelter Schrift. Die schwarze Tinte ist leider schon etwas verblasst und schwer zu entziffern.

Nach einigen Sekunden realisiere ich, dass es sich um einen Namen handelt. Tarquin de Moy. Der Nachname de Moy kommt mir bekannt vor, aber ich wüsste jetzt nicht, was er bedeutet.

Ich öffne das Buch auf eine zufällige Seite. Oben in der Ecke sind einige Ziffern hin gekrizelt. 12. Oktober, 307 N.G.
Das Buch ist also über 80 Jahre alt. Ich lasse meine Finger über die alte Schrift gleiten. Konzentriert fange ich an zu lesen:

„Die Situation wird immer angespannter. Das Volk ist zweigeteilt und protestiert nun immer mehr und mehr. Salissa und ich wissen nicht, wie wir das Volk wieder beruhigen sollen. Sie glauben uns schließlich kaum noch. Diese Adairs legen immer mehr Lügen und Gerüchte auf den Tisch. Wenn es so weitergeht, muss ich mich meine geliebte Familie in Sicherheit bringen und fliehen."

Plötzlich wird mir bewusst, dass es sich um ein Tagebuch handelt. Die de Moys waren seit der Gründung unseres Königreiches die Herrscher unseres Landes. Doch vor etwa 80 Jahren wurden sie überworfen, da der letzte de Moy angeblich verrückt wurde und kläglich versagt hatte. Daher wurden die Adairs ausgewählt unser Land zu fuhren. Wenn ich mich nicht täusche ist die jetzige Königin ein Nachfahre der Adairs.
Wenn das wirklich das Tagebuch des letzten de Moy Königs ist, dann ist es vermutlich nicht für die Augen Normalsterblicher vorgesehen. Trotz des schlechten Gewissen, dass ich das Buch eher nicht lesen sollte, kann ich mich nicht dazu bringen es wegzulegen.
Ich wende das Blatt und fange an die nächste Seite zu lesen.

„15. Oktober, 307 N.G.
Heute ist wieder einmal eine Drohung eingegangen. Die Warnungen und Drohungen häufen sich nun immer mehr. Salissa fühlt sich in unserem Zuhause schon seit Wochen nicht mehr sicher, aber so angespannt wie jetzt war sie nie. Die Wachen flüstern immer mehr, wenn sie glauben, dass keiner sie sieht. Salissa will kaum mehr von der Seite unseres Sohnes weichen. Sie hat Angst jemand könnte ihm etwas antun.

"Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Wenige glauben noch an unsere Unschuld. In der Nacht, wenn Salissa glaubt, ich würde sie nicht hören, weint sie ihre bezaubernden Augen aus. Mein Herz zerbricht jedes Mal ein Stückchen mehr.
In was habe ich sie da bloß reingezogen. Die Adairs waren schon seit langem an dem Thron interessiert, ich hätte aber nie gedacht, dass sie ihre Drohungen tatsächlich umsetzen werden.
Unsere Allianzen ziehen sich ebenfalls immer mehr zurück. Die Adairs haben es letztendlich doch geschafft uns als unfähig darzustellen."

Gespannt blättere ich auf die nächste Seite. Diese ist viel unordentlich geschrieben als die vorigen. Als wäre der Verfasser in Eile gewesen.

„17. Oktober, 307 N.G.
Die Situation ist eskaliert. Die Adairs haben unsere Wachen gegen uns gewendet. Vor unseren Toren befinden sich auch schon die Massen der Bevölkerung. Ich habe Angst um das Leben von Killian und Salissa. Unser einziger Sohn kann noch nicht einmal gehen wird es vielleicht auch nie können. Wir müssen wenigstens sein Leben retten, koste es was es wolle.
Salissa hat sich in das Kinderzimmer geschlossen und bangt um das Leben unseres Sohnes."

„18. Oktober, 307 N.G.
Ein Freund hat sich angeboten Killian zu verstecken und ihn notfalls auch großzuziehen. Salissa und ich haben wohl keine andere Wahl. Im Schloss wird es immer gefährlicher. Unser eigenes Zuhause hat sich gegen uns gewandt.
Wir sollten ihn in Sicherheit bringen, solange wir noch die Möglichkeit haben. Salissa wird sich nicht von Killian trennen wollen, aber uns bleibt keine Wahl. Keiner darf wissen, wo sich unser Sohn befindet, so hat er wenigsten die Chance in Ruhe zu Leben. Eines Tages könnte er vielleicht sogar unser Königreich zurücknehmen."

Die nächste Seite des Tagebuches ist noch unordentlich als die vorige. Das Blatt ist voll mit Tintenflecken und sonstigen undefinierbaren Flecken.

„19. Oktober, 307 N.G.
Dies wird wahrscheinlich mein letzter Eintrag werden. Es bricht mir das Herz dies zu sagen, aber unser Kampf ist verloren. Killian wurde gestern von abgeholt und sicher vom Schloss entfernt. Ihm ist zum Glück nichts passiert.

„Während ich dies nun schreibe, haben sich Salissa und ich in unser Gemach eingeschlossen. Die Tränen laufen uns beiden ungehindert über die Wangen. Ich bin eine Schande meinem Vater gegenüber. Er hat mich ausführlich auf das Herrschen vorbereitet. Sobald er von uns gegangen ist, habe ich, sein einziger Sohn, versagt.
In dem Gang vor unserer Tür hört man den Tumult der Wachen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie zu uns vorgedrungen sind.

„Wer auch immer dies hier liest, wird die Wahrheit wissen. Die Adairs sind nur durch Lügen und Betrug an die Macht gekommen und haben nichts am Thron verloren. Alle Adairs haben nur durch Intrigen Erfolg und Genießen das Leiden anderer."

Sprachlos starre ich die letzte beschriebene Seite im Tagebuch an. Geschockt von dem Terror, den diese Leute erlebt haben, muss ich mich erstmal beruhigen.
Ist die jetzige Königin tatsächlich das Resultat der Lügen ihrer Vorfahren? Weiß sie Bescheid? Vielleicht hat noch Niemand dieses Buch gelesen.

Soviel dazu, dass ich schlafen wollte. Meine Gedanken sind überall. Um nicht nochmehr Fragen zu stellen, entscheide ich mich den Anfang des Tagebuches zu lesen.Vielleicht ergibt sich daraus etwas.

The Queen of SecretsUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum