Kapitel 24

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Hand in Hand laufen Rohan und ich zurück zur Bibliothek, was für Außenstehende bestimmt seltsam aussehen würde, da ich ja unsichtbar bin und Rohans Hand daher Luft umklammert. Weil er mich aber nicht sehen kann, ist das die einfachste Möglichkeit uns nicht zu verlieren.
Zum Glück begegnen wir auch keinem auf dem Weg zurück und stoppen schließlich vor dem Eingang zur Bibliothek. Wir entschließen uns, dass ich zuerst hineingehe und ihnen von Rohan erzähle, bevor er die anderen trifft.

Mit einem nervösen Seufzer öffne ich die Tür und schlüpfe schnell durch den Spalt bevor jemand Rohan hinter mir sieht. „Hast du das Tagebuch gefunden?", überrascht mich eine Stimme.
„Hm? Oh, ja." Auf das Tagebuch habe ich ja völlig vergessen. Abgelenkt überreiche ich das Tagebuch Lyra und richte mich wieder an die Gruppe. „Ich habe euch etwas zu erzählen." Als alle Augen auf mir sind, fahre ich fort. „Ich habe jemanden getroffen, der uns helfen kann. Er kennt das geheime Zimmer, welches wir suchen und will uns helfen."

Geschockte Gesichter starren mir entgegen. Lyra unterbricht die angespannte Stille und faucht mich an. „Du hast jemandem hier im Schloss von unserem Vorhaben erzählt?", fragt sie verärgert.
„Ja, aber wir können ihm vertrauen, er würde uns nie verraten", versuche ich sie zu überreden.
Sie mustern mich mit skeptischen Blicken bis Fox sich räuspert und alle Augen auf sich zieht. „Wo ist denn dieser Jemand?"

Ich wende mich zur Tür und öffne sie bis Rohan dahinter gänzlich zum Vorschein kommt. Zögerlich stellt er sich neben mich und schließt die Tür hinter sich. Er nimmt seine Hand wieder in seine und stellt sich den misstrauischen Blicken der anderen.

„Den Prinzen?! Du hast dem Kronprinzen von uns erzählt?!", faucht Lyra.
Verlegen senke ich meinen Blick. Rohan verengt seinen Griff auf meiner Hand und räuspert sich bestimmt. „Ich weiß, dass ihr mir vermutlich nicht vertraut, aber", er paust kurz und ich spüre seinen Blick auf mir, „ich würde alles für Kalia tun und euch zu helfen ist das geringste, was ich für sie machen kann, nach allem, was sie ertragen musste."
Stille kehrt ein, ich höre nur mehr mein aufgeregtes Atmen und mein rasendes Herz.

Nach einigen Sekunden erklingt Fox' tiefe Stimme: „Okay."
Unglaubwürdig richte ich meinen Blick auf ihn. Er nickt mir zu und richtet seine Augen auf Rohan. „Du weißt, wie wir ins geheime Zimmer gelangen?"
Rohan nickt erleichtert, lässt dabei meine Hand los und geht auf Fox zu. Ein kalter Schauer läuft mir plötzlich über den Rücken und Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus, als würde Rohans Entfernung meinen Körper plagen. 

Rohan überquert den Raum mit großen Schritten und findet sich schließlich in einer Ecke wieder. Er mustert die Wand genaustens und zieht seine Hand langsam über die alte Steinmauer. Seine Hand bleibt auf einem der Steine hängen, welchen er dann ruckartig nach hinten schiebt. Verwirrt beobachten wir alle den Prinzen als er sich zufrieden zu uns umdreht.
Er gesellt sich wieder zu mir uns legt seine Hand in meine. Mit einem Lächeln beobachtet er nun die Steinwand.
„Äh, Rohan?", flüstere ich verwirrt.
Er schenkt mir ein umwerfendes Lächeln und zwinkert mir selbstsicher zu. Gerade als ich ihm abermals zuflüstern wollte, ertönt ein lautes Grummeln. Hoffentlich hört das keiner, aber wir sollten weit genug von den Schlafzimmern entfernt sein, dass uns keiner hört.

Das tiefe Geräusch wird immer lauter bis die Steine in der Wand anfangen sich träge in die Wand hineinzuziehen. Die Steine scheinen sich selber zu falten, oder lösen sich sogar gänzlich in Luft aus. Schließlich werden die Steine langsamer und verharren. In der Wand hat sich ein kleiner Durchgang gebildet.
Beeindruckt starre ich dem schwarzen Tunnel entgegen.
„Also da hätten wir ewig suchen können", lacht Magnus. Fox lacht nur ungläubig und Yorick und Lyra murmeln irgendwas Unverständliches.

Als sich keiner freiwillig dem dunkeln Eingang nähert zieht mich Rohan mit ihm nach vorne. Etwas widerwillig folge ich ihm. Hinter uns folgt dann auch der Rest der Gruppe. Sobald wir den Durchgang betreten erleuchten blaue Fackeln und weisen uns den Weg.
Zögerlich lasse ich mich von Rohan durch den Tunnel ziehen. Nach einigen Metern betreten wir endlich eine dunkle, verstaubte Kammer. Die stickige Luft strömt mir sofort entgegen. Hier sollte dringend mal jemand auslüften und putzen.
Der kleine Raum wird von einer einzigen blauen Fackel ausgeleuchtet und das ganze Zimmer besteht praktisch aus verstaubten Regalen und Tischen und riesige Stapeln von Büchern und alten Dokumenten, welche sich auf den Tischen und Boden häufen und uns somit den Weg erschweren.

The Queen of SecretsWhere stories live. Discover now