Kapitel 19

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So ausgeschlafen wie jetzt war ich schon lange nicht mehr. Vielleicht liegt es an dem angenehmen Bett. Vermutlich aber daran, dass Rohan hier ist, in dem gleichen Bett schläft. Mein Gehirn ist im Moment noch etwas benebelt und noch nicht bereit dazu aufzustehen. Also genieße ich meinen Halbschlaf noch etwas länger.

Irgendwann hat er scheinbar seinen Arm um mich gelegt, denn mittlerweile liegen wir Körper an Körper mit seinem Arm über meiner Taille.
Um den Moment noch mehr ausnutzen zu können, kuschle ich mich tiefer ins Bett und näher zu Rohan. Kurze Zeit später schlafe ich auch wieder ein.

„Liebling! Welche Farbe wolltest du- ah!" Ein lauter Schrei reißt mich aus meinem wunderschönen Traum. Verwirrt öffne ich meine Augen und blicke mich um. Neben mir liegt Rohan immer noch mit seinem Arm um mich. Doch in der Türschwelle steht jemand, der nicht hier sein sollte. Seine Verlobte. Mit offenen Mund steht sie nun da und nimmt die Szene vor ihr ein.
Zuletzt landen ihre Augen auf mir. Sofort verzieht sie ihren Mund mit deutlicher Abneigung. „Rohan, wer ist das?"
Ich richte meinen Blick auf Rohan, welcher sich genervt seine Haare aus dem Gesicht streicht. Meine Augen landen auf seinem nackten Oberkörper.
Wann hat er sich ausgezogen?! Überfordert mit der Situation entgegne ich seinen Blick und ziehe fragend meine Augenbrauen nach oben.
„Calla, Liebling-" Seine Verlobte, Calla, unterbricht ihn bevor er die Situation erklären kann.
„Ich weiß, wer das ist, aber wieso ist diese Verrückte in deinem Bett?" Verrückte?!

Rohan wirft seine Decke auf die Seite und erhebt sich müde von Bett. Mein Blick fällt automatisch auf seinen entblößten Rücken. Also das muss man ihm lassen, er hat definitiv einen schönen Körper. Meine Gedanken waren zu beschäftigt um deren Konversation zu hören. Bis mich ein schrilles Lachen wieder in die Wirklichkeit holt.
„Ach ja? Und wieso war dann auch dein Arm um sie gelegt?", wirft Calla ihm vor. Abermals versucht er sich zu erklären, doch sie ignoriert ihn und richtet ihre wütenden Augen auf mich.
Bedrohlich geht sie auf mich zu. „Glaub nicht, dass ich nicht weiß, was du vorhast. Du denkst, nur weil du zwei Fähigkeiten hast, dass du ein Recht auf den Kronprinzen hast."
Rohan versucht sie zu unterbrechen doch, sie redet einfach weiter. „Deine Pläne kannst du vergessen. Ich werde nicht erlauben, dass so jemand wie du in Zukunft auch nur in die Nähe des Kronprinzen kommt."
Das ist lächerlich. Da will mich gestern jemand umbringen und heute werde ich schon wieder bedroht. Was ist nur falsch in diesem Schloss?

„Ich könnte nicht weniger an der Krone interessiert sein, da hast du mich, glaub ich, mit dir verwechselt. Du scheinst sehr auf den Thron fixiert zu sein", teile ich ihr mit einem genervten Ausdruck mit während ich mich vom Bett erhebe und meine Arme verschränke. Durch meine Größe kann ich nun etwas auf sie herabschauen.
Etwas perplex nimmt sie einen Schritt zurück. Doch innerhalb einer Sekunde hat sie sich wieder gefangen. „Du wirst nicht mehr so groß reden, wenn du erst mal hinter Gittern bist. Wer würde dir schon glauben, wenn ich der Königin berichte, dass du mir gedroht hast", sagt sie eingebildet.
Nun meldet sich Rohan wieder hinter ihr. „Das kannst du nicht machen, Calla. Sie hat dir nicht gedroht und ich kann es bezeugen."
Hochnäsig dreht sie sich zu ihm und legt ihre Hand zärtlich auf seine Brust. „Liebling, du willst doch nicht unsere Allianz beenden, nicht wahr. Wenn du gegen mich aussagst, werde ich Vater erzählen, du hättest mich geschlagen."
Purer Horror zeigt sich auf Rohans Gesicht. Zufrieden mit der Reaktion dreht sie sich wieder zu mir. „Du kannst dich schon einmal von deinen Freunden hier verabschieden, bald wirst du sie nicht mehr sehen können."
Mit einem heiteren Achselzucken wendet sie sich zur Tür, hoppst mit leichten Schritten davon und lässt uns sprachlos zurück.

„Das kann sie doch nicht machen, oder?", flüstere ich.
Rohans türkise Augen finden meine. Sofort zieht sich mein Herz zusammen.
„Es tut mir so leid. Ich hätte nicht im selben Bett schlafen sollen, es hat sich einfach viel zu gut angefühlt dich bei mir zu haben. Und jetzt wirst du wegen mir eingesperrt." Verzweifelt läuft er mit den Händen in seinen goldenen Haaren im Zimmer auf und ab.
„Man kann mich doch nicht einfach so einsperren, oder?" Ich lasse mich aufs Bett fallen und starre lustlos auf die Lampe über mir.
„Theoretisch nicht, aber wenn sie damit droht die Allianz zu beenden, würden meine Eltern alles tun um dies zu verhindern, wir sind abhängig von deren Einfluss und Reichtum."
„Sie können mich aber nicht für immer einsperren, oder?" Schweigend lässt sich Rohan neben mich fallen. Also doch.
Rohan nimmt meine Hand in seine und drückt sie sanft.

The Queen of SecretsWhere stories live. Discover now