The Queen of Secrets

Kapitel 18

Wochen später hat sich die Neugier immer noch nicht gelegt. Mehr und mehr fragen mich nach meinen Fähigkeiten und, wenn mich keiner danach fragt, spüre ich trotzdem deren Blicke auf mir. Man würde sich denken, dass Wochen danach das Interesse nicht mehr so groß ist. Falsch gedacht.
Wenn möglich, bin ich nun noch interessanter geworden und werde jeden Tag mindestens ein Mal darauf angesprochen meine Fähigkeiten zu zeigen. Mittlerweile ist es mir viel zu nervig geworden, jetzt ignoriere ich die meisten, die mich darauf ansprechen.
Sonst hat sich leider nichts geändert. Scheinbar hat Rohan immer noch keine Lösung gefunden die Verlobung zu stoppen.

Seit die Königin mich ertappt hat, werde ich nun ständig bewacht, außer in meinem Schlafzimmer. Mein Wache, Sir Ivos, ist mein ständiger Begleiter und läuft mir brav wie ein Wachhund hinterher. Mittlerweile habe ich meinen Wachen irgendwie ins Herz geschlossen. Obwohl er nicht viel sagt, kann man tolle Konversationen mit ihm führen. Er hört einem immer zu.
Heute habe ich ausnahmsweise einen neuen Wachen, was mit meinem passiert ist, weiß ich nicht, der Neue will nicht mit mir reden. Ich gehe mal davon aus, dass Sir Ivos krank ist, oder so. Es wäre schade, falls ich mich mit einem neuen Wachhund anfreunden müsste. Dieser ist mir nämlich nicht ganz sympathisch, er sieht mich immer so seltsam an, als wäre ich seine Beute. Wenn ich unter Leuten bin, ist es ganz okay, aber jetzt wo keine Menschenseele in der Nähe ist, macht er mir schon ein bisschen Angst.
Mein letzter Überwacher hatte wenigstens ein freundliches Gesicht mit freundlichen Augen, dieser hat nicht einmal ein freundliches Muttermal auf seinem Körper.

Im Moment bin ich auf dem Weg zu meinem Gemach nach meinem Animator Training, welches mehrmals pro Woche stattfindet. Seit meinem ersten Training habe ich mich um einiges gesteigert. Inzwischen fallen mir beinahe alle Aufgaben, die mir Kelfred stellt, leicht. Ich muss mich kaum noch konzentrieren. Hin und wieder bin ich auch in der Lage einen Gegenstand auch während dem Schlaf zu animieren.

Um die angespannte Stille zwischen mir und meinem Überwacher zu brechen, versuche ich abermals mit dem unsympathischen Riesen zu plaudern.
„Was ist übrigens dein Name? Wenn wir schon den ganzen Tag miteinander verbringen, sollte ich wenigstens deinen Namen wissen, findest du nicht?"
Stille.
„Wieso bist du heute mein Wache? Ist Sir Ivos krank?"
Wieder Stille. Ich verstehe nicht wieso Wachen generell nicht sprechen. Es schadet doch keinen was, wenn man mal antwortet, oder?

„Wie lange bleibst du mein Wache?" Mein letzter Versuch wird ebenfalls ignoriert. Genervt drehe ich mich um und blicke dem stoischen Wachen in seine braunen Augen. Er starrt jedoch weiterhin stur in die Ferne. „Ist es so schwer einfach mal zu antworten?", werfe ich im vor.
Darauf zieht er nur seine Augen zusammen.
„Glaubst du mir gefällt es, dass ich ständig bewacht werden muss? Nein. Aber ich versuche wenigstens das Beste daraus zu machen. Und wenn so ein Fiesling wie du mich lediglich ignoriert, ist es für keinen von uns lustig."

Schließlich richtet er seine Augen auf mich. Doch sobald er das macht, wünsche ich mir wieder, er würde mich ignorieren. In seinen Augen spiegelt sich reinste Wut. Meine Augen weiten sich und ich trete einen Schritt zurück. Doch der Riese folgt mir sofort mit einem Schritt in meine Richtung.
„Okay, wenn ich darüber nachdenke, bevorzuge ich doch, dass wir uns ignorieren", versuche ich ihn abzulenken. Jedoch fixieren seine Augen mich weiterhin mit einem eiskalten Blick.

Plötzlich ertönt ein eigenartiges knurren von tief in seinem Hals. „Eigentlich sollte ich damit warten", murmelt seine tiefe Stimme. Bedrohlich kommt er mir noch näher.
„Aber so wie du dich anstellst, willst du's scheinbar jetzt schon."
Er macht noch einen Schritt zu mir, worauf ich ebenfalls zurückweiche, doch plötzlich stoße ich gegen eine kalte Steinwand. Schieße! Wieso gerate ich immer in solche Situationen?
Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr.
Warte.