Kapitel 17

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Jei! Ich hab 1000 Reads! Mich freut das gerade so sehr. Viele, vielen Dank an alle meine Leser! :D

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Die Königin packt mich noch fester und zieht mich hinter ihr her. Unsanft stoßt sie mich auf eines der Sofas. Zur Sicherheit ziehe ich meine Beine an meinen Oberkörper und vergrabe meinen Kopf zwischen ihnen.
„Wir setzten diese Besprechung später fort. Ich muss dieser verzogenen Göre erstmal Manieren beibringen", erklingt die eiskalte Stimme der Königin.

Sobald die Tür zufällt, wendet sie ihre ganze Aufmerksamkeit mir zu. „Weißt du welche Fähigkeit ich besitze?", fragt sie mich. Da ich befürchte meine Stimme würde versagen nicke ich meinen Kopf als Antwort. Sie ist Teil der Mutaris.
„Schön, dann weißt du was ich machen kann?"
Abermals nicke ich. Mutaren können die Emotionen Anderer beeinflussen. Sie könnte jeden auf Kommando Trauer, Wut, Angst und sonstige Emotionen verspüren lassen.
„Dann weißt du auch, dass ich dir unerträglichen Schmerz zufügen kann ohne jegliche äußere Anzeichen zu hinterlassen. Keiner würde dir glauben, falls du versuchst es zu melden."
Zu ängstlich um zu sprechen, nicke ich wieder. Langsam fange ich an am ganzen Körper aus Angst zu zittern. In was bin ich da bloß hineingeraten?!

„Nun denn, ich schlage vor du antwortest mir ehrlich, sonst muss ich wohl oder übel meine Fähigkeit einsetzen müssen, verstanden?"
Mit einem erbärmlichen 'ja' antworte ich zögerlich.
„Seit wann bist du auch ein Obscuri? Und warum hast du es nicht gemeldet?"

Als ich nicht sofort antworte macht sich in meinem Hinterkopf langsam ein stechender Schmerz breit. „Seit einem Monat ungefähr", presse ich mit zusammengezogenen Lippen hervor. Sofort danach verblasst der Schmerz wieder.
„Und wieso hast du sie nicht gemeldet?"
„Weiß ich nicht", antworte ich gezwungen. Offensichtlich ist sie mit der Antwort nicht zufrieden, denn erneut breitet sich ein stechender Schmerz aus. Ich zucke zusammen und nehme meinen Kopf in meine Hände. Tränen sammeln sich ungewollt in meinen Augen. „Okay, okay. Ich dachte ich könnte es zu meinem Vorteil nutzen", gestehe ich. Wieder einmal verblasst der Schmerz, aber diesmal nicht gänzlich. Ein dumpfer Schmerz bleibt zurück.

„Wie oft hast du mich bereits belauscht?"
„Das ist das erste Mal, dass ich Euch absichtlich belausche."
„Und wie oft unabsichtlich?" Sofort durchschaut sie meinen Versuch. Der dumpfe Druck in meinem Kopf vervielfacht sich zu einem unerträglichen Schmerz. Verzweifelt lasse ich einen Schrei los, in der Hoffnung es würde meinen Schmerz lindern, doch falsch gedacht. Es wird nur noch schlimmer. Die Tränen strömen mir nun unkontrollierbar über mein Gesicht, welches wahrscheinlich in eine groteske Grimasse verzogen ist.
„Ein. Paar. Mal", bringe ich mit Anstrengung hervor.
Zufriedengestellt lässt sie den Druck beinahe gänzlich verschwinden. Erleichtert ziehe ich Luft in meine Lunge.

Ungeduldig schreitet sie vor mir auf und ab. „Was weißt du?", fragt sie mich nach langem Überlegen.
„Nichts, ich schwöre. Die Bruchstücke, die ich gehört habe, habe ich sowieso nicht verstanden." Nicht in der Lage noch mehr Schmerzen zu verkraften, platzt die Antwort sofort aus mir heraus.
Zweifelnd beobachtet sie mich mit ihren kalten Augen. Scheinbar glaubt sie mir, dass ich die Wahrheit sage, denn der dumpfe Druck verschwindet nun auch gänzlich. Sofort rollen vor Erleichterung, noch mehr Tränen über meine Wangen.

„Sei nicht allzu erleichtert. Nur weil ich dir jetzt glaube, heißt das noch lange nicht, dass du vom Haken bist." Sie beugt sich zu mir herunter und packt mich an meinen Haaren. Abermals verzieht sich mein Gesicht vor Schmerz. „Von nun an wird nichts mehr ohne mein Wissen geschehen. Du wirst von ab sofort rund um die Uhr bewacht werden. Deinen heimlichen Ausflügen kannst du somit vergessen. Verstanden?"
Meine Augen finden ihre. In ihren spiegelt sich reinster Hass. Am liebsten würde sie mich vermutlich hinrichten lassen. Ein kalter Schauer läuft meinen Rücken hinunter. Zügig nicke ich als Antwort, woraufhin sie auch wieder ihren groben Griff löst.
„Verschwinde. Ich will deinen jämmerlichen Anblick nicht mehr sehen." Schleunigst richte ich mich auf und tapse tollpatschig zur Tür.

Sofort laufe ich zu meinem Schlafzimmer. Erst als ich sicher die Tür hinter mir geschlossen habe, atme ich auf.
Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Sie hätte mich glatt hinrichten können und keiner würde ihr widersprechen.
Erschöpft lehne ich mich gegen die kalte Steinwand und gleite langsam die Wand herab. Noch immer strömen mir die heißen Tränen über mein Gesicht.

In dieser Position verharre ich bis ein lautes Klopfen mich aus meinen Gedanken zerrt. Zu müde um aufzustehen, befehle ich der schweren Holztür sich selbst zu öffnen. Kurz danach ertönt ein mechanisches Klicken und die Tür schwingt auf.
Morgan eilt herein und blickt sich verwirrt um. „Hier drüben", teile ich ihr mit. Sofort wirbelt sie herum. Als sie mein zerstreutes Aussehen begutachtet, ziehen sich ihre Augenbrauen besorgt zusammen. „Was ist passiert?"
Unfähig zu sprechen, sammeln sich erneut Tränen in meinen Augen. Was ist nur los mit mir? Seit ich hier bin, bin ich ein reinster Wasserfall. Genervt zwinge ich meine Tränen wieder zurück.
Morgan nähert sich mir langsam. „Rohan?", fragt sie vorsichtig. Darauf schüttle ich nur meinen Kopf. Lautlos lässt sie sich neben mir auf dem Boden nieder.

Die nächsten Minuten sitzen wir schweigend nebeneinander. „Die Königin", sage ich schließlich.
Verwirrt fixiert sie ihren Blick auf mich. „Was meinst du, die Königin?"
Ich hole tief Luft und erzähle ihr mein Zusammentreffen mit der Königin.
Geschockt zieht sie mich zu ihr heran. „Es tut mir so leid, ich hätte dich nie davon überzeugen sollen", flüstert sie in mein Ohr. Etwas länger sitzen wir noch auf dem kalten Steinboden, beide sprachlos von den Geschehnissen.

Einige Stunden später machen sich Morgan und ich auf dem Weg zum Abendessen. Als wir mein Zimmer verlassen, werde ich jedoch von einem Wachen aufgehalten. „Miss, ich muss dich begleiten, wenn du dein Zimmer verlässt", erklingt seine monotone Stimme. Fassungslos starre ich ihn an. Ernsthaft?
„Wieso?"
„Ich wurde beauftragt dich nicht aus den Augen zu lassen, da du gegen die Regeln verstoßen und deine zweite Fähigkeit nicht gemeldet hast."
Das ist lächerlich. Jetzt darf ich nicht mal mehr alleine durch das Schloss laufen?
„Wie lang?", frage ich den Wachen genervt.
„Bis mir die Königin befiehlt, aufzuhören."
Kopfschüttelnd geselle ich mich zu Morgan. Nun zu dritt machen wir uns auf den Weg in das Esszimmer.

Viele der Angestellten sind bereits hier. Sobald wir hineintreten, verstummt der Saal. Alle Augen richten sich auf mich und sofort beginnt jeder zu tuscheln. Verwirrt richte ich mich an Morgan. „Was ist los, habe ich etwas verpasst?" Ahnungslos zuckt sie mit ihren Schultern.
Sobald wir auf unseren Plätzen sind, mustert mich meine Sitznachbarin sorgfältig. Nach einigen Minuten peinliche Stille äußert sie sich schließlich: „Bist du wirklich ein Obscuri und ein Animator?", fragt sie neugierig. Werde ich deswegen so angestarrt? Das ging aber schnell.
„Wo hast du das gehört?"
„Das ist das einzige worüber jeder spricht. Also stimmt es?" Sie mustert mich als wäre ich ein unbekanntes Wesen in einem Zoo.
„Ehm, ja", antworte ich zögerlich, „aber sag es bitte nicht weiter, ich will nicht, dass es alle wissen." Dafür ist es wahrscheinlich schon zu spät, aber hoffen kann man ja.

Als die Tür sich das nächste Mal öffnet, verstummt der Saal abermals. Sofort erhebt sich jeder von seinen Stühlen. Diesmal sind es nämlich Rohan und Tova, die den Saal betreten. Ich kann mich nicht erinnern, dass Rohan seit ich hier bin jemals mit den Angestellten gegessen hat. Wieso würde er plötzlich mit uns zu Abend essen?
So wie alle anderen erhebe ich mich auch von meinem Stuhl und setzte mich erst wieder als der Prinz und die Prinzessin sich selbst gesetzt haben.

Das restliche Abendessen über spüre ich neugierige Blicke auf mir und einige Male höre ich auch meinen Namen von irgendeiner Ecke, doch als ich den Ursprung suche, wenden sich alle sofort wieder ihrem Essen zu.

Schnell essen Morgan und ich unser vorgelegtes Gericht und sobald es erlaubt ist zu gehen, erheben wir uns von unseren Plätzen. Doch bevor ich das Zimmer verlasse, drehe ich mich ein letztes Mal um. Diesmal finde ich nicht nur die Augenpaare der Angestellten auf mir ruhen. Rohan mustert mich ebenfalls neugierig. Vermutlich hat er auch die Gerüchte über mich gehört.
Als meine Augen seine finden, zieht er seine Augenbrauen fragend nach oben. Achselzuckend wende ich mich wieder dem Ausgang zu.

Was für ein Tag. Noch schlimmer kann es eigentlich nicht werden.     

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Wieder ein etwas kürzeres Kapitel, aber hoffentlich gefällt's euch trotzdem :)

The Queen of SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt