Kapitel 14

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So in etwa sollte Rohan aussehen :)

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Zurück in meinem Zimmer werfe ich mich sofort ins Bett und falle beinahe augenblicklich in einen unruhigen Schlaf. In meinen Träumen werde ich weiterhin von Rohan geplagt, nun sind es aber ausschließlich Bilder, wie er jemand anderen küsst. Immer und immer wieder muss ich ihm dabei zusehen, wie er seine verliebten Blicke einem anderen Mädchen zuwirft und jedes Mal zerbricht mein Herz etwas mehr.

Einige Stunden holt mich mein Alarm zum Glück wieder in die Wirklichkeit zurück. Viel länger hätte ich die Träume nicht mehr ertragen können. Entkräftet richte ich mich auf und reibe mir den Schlaf aus den Augen, vergeblich jedoch. Ich habe wirklich keine Lust heute mit Leuten reden zu müssen. Am liebste würde ich mich krankmelden, aber das wäre etwas verdächtig. Gezwungenermaßen stehe ich auf, richte mich für meinen heutigen Arbeitstag her und mache mich auf den Weg zum Gemach der Prinzessin. Hoffentlich fragt sie mich nicht über gestern aus. Ich will nicht noch mehr Tränen über diesen Idioten vergießen.
Entschlossen, nicht mehr daran zu denken, klopfe ich an ihre Tür. Sofort schwingt sie auf. „Guten Morgen!", rufe ich in den großzügigen Raum als ich hineintrete. Meine Stimme klingt gar nicht so traurig wie erwartet, vielleicht wird es leichter als gedacht, so zu tun, als wäre nichts. Wie gewöhnlich wartet Valaia bereits auf mich und zusammen gehen wir in ihr Schlafzimmer.

Zunächst plaudern wir über nebensächliche Themen, doch die Anspannung in der Luft ist deutlich. Wahrscheinlich hat sie schon tausend Fragen für mich, ist aber zu freundlich sie laut auszusprechen.
Als uns dann jedoch die unwichtigen Themen ausgehen, räuspert sie sich bedachtsam.
„Kalia, würdest du mir erzählen, was gestern passiert ist? Wenn du nicht darüber reden willst, verstehe ich das auch. Aber wie du wahrscheinlich weißt, bist du mir mittlerweile sehr wichtig geworden und wenn ich helfen kann, würde ich alles für dich tun."

Mitgenommen von ihrer rührenden Aussage, richte ich meine glasigen Augen auf den Boden. Ich huste kurz um den Kloß im Hals loszuwerden. „Ich bin noch nicht wirklich dazu bereit, tut mir leid", erklingt meine raue Stimme.
„In Ordnung, aber du kannst mit mir über alles reden."
Danach verfallen wir wieder in eine angenehme Stille und verbringen die restliche Zeit mit gelegentlichem Plaudern.

Mein Bauch meldet sich mit einem lauten knurren und macht mich auf die Uhrzeit aufmerksam. Mittagessen! Beste Zeit des Tages.
Erfreut hüpfe ich die Treppe hinunter. Doch laute Stimmen verdrängen meine freudigen Gedanken. Sofort bleibe ich stehen. Mit leisen Schritten krieche ich die Treppen herab.
Aja, ich kann mich unsichtbar machen. Wie praktisch, denke ich mit einem verstohlenen Grinsen. Unmittelbar danach breitet sich das Kribbeln in meinen Füßen auch schon aus. Mittlerweise hat sich das Kribbeln als ein Vorzeichen der Fähigkeit bekannt gemacht.
Um sicher zu gehen werfe ich einen prüfenden Blick in eine der etlichen Vasen, die das Schloss verzieren. Die glänzende Oberfläche ist zwar nicht so gut, wie ein Spiegel, aber ausreichend für mein Vorhaben. Das Spiegelbild in der Vase zeigt lediglich das leere Treppenhaus hinter mir, also nähere ich mich vorsichtig den Stimmen. Wie cool, mein erster Einsatz als Obscuri.

Nach der Treppe biege ich rechts ein und folge weiterhin den aufgebrachten Stimmen. Schließlich entdecke in den Ursprung hinter der nächsten Ecke. Rohan und die Königin. Sie sind, wie es scheint, in einem geheizten Gespräch.
„Wie konntest du nur?", wirft Rohan seiner Mutter vor, „Du weißt wie ich darüber denke!"
„Ich bin deine Mutter und Königin, du wirst gefälligst nicht in diesem Ton mit mir sprechen", kontert sie gelassen.
„Genau du als Mutter solltest von deinem Sohn nie etwas Derartiges verlangen."
„Ich mache es für dein Wohlergehen. Du solltest mir danken."
Er schnaubt wütend und wirft seine Arme in die Höhe. „Nie würde ich dir dafür danken. Ich werde alles dafür tun, es zu verhindern", er nähert sich ihr und baut sich bedrohlich vor ihr auf, „und du hast keine Vorstellung wozu ich fähig bin." Damit wendet er sich ab und lässt seine Mutter hinter sich stehen.

Fasziniert von dem Geschehen bemerke ich gar nicht, wie er mit schnellen Schritten direkt auf mich zu kommt. Schleunigst hüpfe ich noch auf die Seite um eine Kollision zu vermeiden. Das wäre nun wirklich nicht gut, schon beim ersten Mal erwischt zu werden.
Das Schicksal ist scheinbar auf meiner Seite, denn er läuft geradewegs an mir vorbei. Meine Augen verweilen sehnsüchtig auf seinem Rücken. Verbotene Gedanken machen sich breit.
Das Klacksen von Schuhen zerrt meinen Blick wieder zur Königin. Sie, jedoch eilt in die andere Richtung. Sobald beide aus meiner Sichtweite verschwunden sind, macht sich das Kribbeln in meinen Füßen breit und ich mache mich wieder sichtbar.


Sofort fange ich zu Grübeln an. Was hat dieses Gespräch zu bedeuten? Ich hätte nie erwartet, dass jemand so öffentlich der Königin widersprechen würde, auch wenn es nur ihr eigener Sohn ist.
Ich laufe die nächsten Stiege hinunter und biege in den Gang, der zur Küche führt, ein. Aber natürlich achte ich nicht auf den Weg vor mir. War klar, dass ich wieder in jemanden hineinlaufe. Überrascht stolpere ich etwas nach hinten und wäre auf meinen Hintern gefallen, wäre es nicht für die zwei starken Arme, die mich noch rechtzeitig packen.
„Tut mir leid, ich hätte-", meine Entschuldigung ist sofort vergessen, als ich in die unglaublich türkisen Augen blicke. Auch nachdem ich sicher wieder sicher auf meinen Beinen stehe, lässt er mich nicht los.

Es dauert einige Sekunden bis sich mein Gehirn wieder an seine Verlobte erinnert. Sofort entreiße ich meine Hände aus seinem Griff.
„Denk nicht mal daran", warne ich ihn und eile an ihn vorbei.
„Kalia?", fragt er verwirrt.
Stur gehe ich den Gang entlang und ignoriere ihn gekonnt. Vielleicht schaffe ich das ja doch.
Doch dieser Gedanke verfliegt sofort danach, als Rohan mich einholt und mich zuihm dreht. „Was ist los?", fragt er mich ahnungslos.
„Jetzt tu nicht so, als hättest du keine Ahnung. Ich werde nicht zulassen, dass so jemand wie du mit meinen Gefühlen spielt."
„Ehrlich, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst."
Ich entferne genervt seine Hände von meinen Schultern. „Ja klar, frag doch deine Verlobte", entgegne ich sarkastisch.
Das bringt ihn schließlich zum Schweigen. Etliche Emotionen spiegeln sich in seinen Augen wieder, doch letztlich überwiegt eine. Reue.
Es stimmt also.
„Wusste ich's doch", flüstere ich mit Tränen in den Augen als er es nicht schafft sich zu erklären. Verletzt wende ich mich von ihm ab. „Kalia, bitte, es ist nichtso wie du denkst. Ich kann es dir erklären", ruft er mir flehend hinterher.
„Spar's dir."

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Etwas kürzer als normal, aber hoffentlich gefällt's euch trotzdem :)
Vergisst nicht zu Voten, freue mich über jeden einzelnen :D

The Queen of SecretsWhere stories live. Discover now