Chapter 6

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Leif

Mit diesem komischen Gefühl im Magen fuhr ich die Straßen entlang zu Nilay Haus. Er hatte mir seine Adresse noch mal beschrieben, aber ich glaube so ziemlich jeder hier in der Stadt wusste, wo die Camerons lebten und vor allem, wie sie lebten.

Nach kurzer Zeit kam ich an seinem Haus an. Oder besser seiner Villa. Ein so imposantes und protziges Haus hatte ich selten gesehen.

Vor dem riesigen Anwesen war ein hoher Zaun. Überall waren Überwachungskameras angebracht und Alarmanlagen befestigt. Wenn ich ein Dieb wäre würde ich hier echt zwei mal überlegen, ob sich ein Einbruch lohnte.

Vor dem Riesigen Tor das mit goldenen Elementen verziert war befanden sich auch zwei Fahrradstellplätze.

Ich schloss mein Rad ab und ging hinüber zum Tor.

Was hatte ich mir da nur angetan...

Zögernd drückte ich auf die goldene Klingel, wo Nilays Nachname eingraviert war. Kurz darauf ertönte die Stimme einer Frau und fragte nach mir.

>Ehm, ich bin heute mit Nilay verabredet. Wegen einer Schularbeit.< Antwortete ich mit brüchiger Stimme.

>Ihr Name?< Fragte die Frau erneut.

>Leif.< Gab ich angespannt zurück. Danach öffnete sich das riesige Tor und ich trat ein.

Staunend ging ich über einen kurzen Steinweg, welcher zur Eingangstür des Hauses führte. Rechts befand sich ein riesiger Teich und links war eine riesige Weide.

Allgemein war hier einfach alles riesig.

Ich hatte nicht genug Zeit mir alles in Ruhe anzusehen, denn der Weg war schon zu Ende und ich stand unbeholfen vor der verschlossenen Eingangstür.

Keine Klingel oder sonst was. Ich wollte gerade klopfen, als sich die Tür mit einem Ruck öffnete und Nilay vor mir stand.

>H-hi.<Meine Stimme versagte in dem Moment kläglich und endete in einem Krächtzen.

>Du bist ja erstaunlich pünktlich.< Seine Stimme klang zwar genauso ernst wie immer aber ein kleines lächeln umspielte seine Lippen.

>Komm rein.< Er hielt mir die Tür auf und ließ mich eintreten. Wie viel Geld besaß seine Familie eigentlich!

Über unseren Köpfen hing ein riesiger Kronleuchter. Links war so was wie ein Wartezimmer. Dort standen zwei dunkelgrüne vintage Couches und auf einem Tisch vor ihnen lagen ein paar Magazine. Außerdem führte eine imposante Marmortreppe in den ersten Stock

Rechts war ein Flur, der sich nach einer Weile zweigte. An den Wänden des Flurs hingen etliche Gemälde und auch ein paar Fotos.

>Schaudich ruhig um, schließlich musst du ja irgendwas über mich schreiben.< Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass er traurig war, er sah sich so bedrückt um.

Auf jeden Fall sah er alles andere als glücklich aus.

Ich nickte nur und ging der Bilderwand entlang. Zwischen den Gemälden waren fast nur Fotos von Nilay zu sehen. Eigentlich ganz normal könnte man denken. Bei uns im Flur hingen auch viele Bilder von mir. Aber unsere Fotos unterschieden sich doch sehr von Nilay's.

Auf unseren waren immer alle am lachen und sahen glücklich aus. Sie wurden oft bei Familienausflügen oder Geburtstagen aufgenommen, also in schönen Momenten.

Nilay lächelte auf keinem einzigen Foto und wirkte immer ziemlich ernst, fast emotionslos. Ich meine, dass war man ja von ihm gewöhnt, aber die Fotos waren auch nie auf Geburtstagen oder Festen aufgenommen worden sondern bei irgendwelchen Erwachsenen Veranstaltungen. Nilay war auf jedem Bild die einzig junge Person. Mal hielt er eine Urkunde oder einenanderen Preis in der Hand, mal stand er einfach nur zwischen den gefühlt unzähligen Opas.

Never give upWo Geschichten leben. Entdecke jetzt