Chapter 14 - Dark Side

1.5K 90 15
                                    

Jadenin zuckte heftig zusammen und fuhr blitzschnell zu der Stimme herum. Zu ihrem Entsetzen sah sie in zwei kalte, blau-graue Augen, die sie forsch anblickten. Sie hatte niemals damit gerechnet dass sie gerade hier  den General treffen würde. Augenblicklich wurde sie nervös, das letzte Treffen war nicht gerade rosig ausgegangen und bestimmt hatte er ihren unhöflichen Umgang gegenüber ihm nicht vergessen. Ihr vorlautes Mundwerk würde sie noch irgendwann das Leben kosten! Konnte sie nicht einmal still sein?
"G-General Hux. W-was machen s-sie d-denn hier, wenn ich m-mir die Frag-ge erlauben darf?", stotterte sie zögerlich, darauf bemüht, höflicher zu erscheinen. Ein hämisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, was die junge Frau zurückweichen ließ. Der General fragte, ohne auf ihre Frage zu antworten: "Was tust du hier? Diese Bibliothek ist nicht für Personen wie dich zugänglich."
Jadenin zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Personen wie sie? Wie zuvor schon bei den Sturmtrupplern meinte sie: "Mein Meister hat mir aufgetragen, die Macht zu studieren und zu beherrschen. Die Bibliothek kam mir da als passender Ort vor, um etwas in Erfahrung zu bringen."
Hux kam noch weiter auf sie zu, weswegen sie zurückweichen wollte, doch spürte sie zu ihrer Missgunst plötzlich die kalte Glasscheibe an ihrem Rücken. Als dieser widerwärtige Mann schließlich nur noch Zentimeter von ihr entfernt war, flüsterte er mit seiner schnarrenden Stimme in ihr Ohr: "Mich interessiert nicht, was der Ren dir aufgetragen hat."
Er hob seine mit einem Lederhandschuh bedeckte Hand und strich ihr eine wellige Strähne weg, die ihr über die Schulter gefallen war. Jadenin bereute es nun sehr, ihre Haare offen gelassen zu haben. Angewidert drehte sie ihren Kopf zur Seite und zischte hinter zusammengepressten Zähnen: "Wagt es nicht, mich noch einmal anzufassen!"
"Oder was?", lachte er spöttisch.
"Oder ihr werdet es bereuen", erklang eine verzerrte, metallene Stimme vom Eingang der Bibliothek. Jadenin nutzte die kurze Überraschung des Generals und schubste ihn von sich weg, bevor sie auf die Stimme zurannte. Auch sie war mehr als überrascht, aber auch dankbar gewesen als sie Kylo Rens Stimme als solche erkannt hatte.
Da stand er nun. In seinem dunklen Mantel bedrohlich vor dem Eingang, den Blick auf sie gerichtet. Und sie spürte seinen Zorn, den er natürlich an ihr auslassen musste: "Nie kann man dich auch nur eine Sekunde allein lassen! Du bist schwach, kannst dich als meine Schülerin nicht zur Wehr setzen. Und Hux, wir sprechen uns nochmal unter vier Augen", er wandte sich wieder an Jadenin und befahl eindringlich: "Komm!" Gerade hatte sie ihm etwas wie Dankbarkeit gegenüber bringen können, im nächsten Moment war er der arrogante Idiot, der er immer war. Sie verstand ihn einfach überhaupt nicht.
Jadenin hatte Mühe mit den langen Schritten Kylo Rens mitzuhalten, sodass sie fast gewillt war, zu joggen, doch soweit würde sie sich nicht erniedrigen lassen. Die Tatsache, dass sie sich nicht getraut hatte, sich gegen Hux zu wehren, hatte sie schon viel ihrer Ehre gekostet, wenn sie denn überhaupt welche gehabt hatte. Als sie vorsichtig zu ihm hinaufblickte, merkte sie, dass er noch immer gereizt war und doch wagte sie es zu fragen: "Meister? Wohin gehen wir?"
"Das wirst du sehen". antwortete er kühl. Unzufrieden mit seiner Antwort verzog sie den Mund und fragte stattdessen: "Wieso ward ihr in der Bibliothek? Ich hatte nicht auf eure Anwesenheit zu hoffen gewagt."
Endlich neigte er seinen Kopf zu ihr, um sie anzusehen. Jadenin konnte nur fragend auf die Maske schauen, was ihr missfiel, denn sie hätte gerne an dem Gesichtsausdruck Kylo Rens etwas deuten wollen. 
Schließlich rang er sich zu einer Antwort durch und blickte wieder vor sich auf den grauen Gang: "Ich musste Nachforschungen anstellen."
An dem Ton, den er anschlug konnte man erkennen, dass das Gespräch für ihn beendet war und es somit auch für Jadenin besser wäre, einmal den Mund zu halten.
Als Jadenin dachte, sie müssten das halbe Raumschiff durchquert haben, kamen sie endlich an ihrem Ziel an, denn Kylo Ren blieb vor einer Tür stehen um dann seinen Finger auf eine Art Knopf zu legen, woraufhin diese aufglitt.
Der Raum den Jadenin nun betrat war groß und hell. An der gegenüberliegenden Wand der Türe war ein ausladenes Fenster eingelassen worden, dass einen nicht minder schönen Ausblick wie aus der Bibliothek auf den Weltraum zeigte. Insgesamt konnte man annehmen, dass hier niemand leben würde, denn alles war ordentlich und sauber. Nichts lag auf dem runden Tisch, der in einer Ecke stand und das Laken des Bettes war so glatt gezogen, als wäre es noch nie benutzt worden. Jadenin bemerkte erst jetzt den Blick Kylo Rens auf ihr, der sie eingehend musterte. Er beobachtete sie dabei, wie sie anscheinend fasziniert das große Zimmer betrachtete.
Schließlich wollte sie wissen: "Ist dies euer Gemach, Meister?"
Jadenin wusste nicht wieso, doch sie hatte das Gefühl, er würde hier des Öfteren sein. Sie blickte abwartend zu ihm und wartete seine Antwort ab, die dann auch tatsächlich kam: "Ja Faimont."
Knapper hätte sie auch nicht sein können. Ohne dass sie darüber nachdachte rutschte ihr eine Bemerkung heraus: "Etwas kahl, findet ihr nicht?"
Wie es Jadenin auffasste, schnaubte er belustigt, doch durch den Helm hörte es sich seltsam verzerrt an: "Wenn du es so auffasst, für mich ist es nicht von Belangen." Er ging auf den Tisch zu, um den zwei Stühle standen, setzte sich auf einen und deutete seiner Schülerin mit einer Handbewegung an, sich ebenfalls zu setzen.
Jadenin ließ sich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf den Sessel nieder und ließ ihren Blick im Raum umherschweifen, um das noch so kleinste Detail aufzunehmen.
"Der Supreme Leader wünscht es nicht, dich davon in Kenntniss zu setzen, doch ich halte es für nützlich."
Jadenin runzelte verwirrt die Stirn: "Wenn der Supreme Leader es nicht wünscht, würde ich es lassen." Kylo Ren hob augenblicklich die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen bevor er fortfuhr: "Ich sagte, ich erachte es als nützlich, dich in die mir auferlegte Mission einzuweihen." 
Er wusste, dass sie nicht vertrauenswürdig war und noch am Anfang ihrer Ausbildung stand und doch hatte er sich dazu entschlossen, sie in die Mission einzuweihen, die Snoke ihm auferlegt hatte. Eine Mission, die selbst ihm als schwierig zu bewältigen erschein, die dazu führen würde, dass niemand in der gesamten Galaxis auch nur den Hauch einer Chance gegen die erste Ordnung haben würde.
Kylo Ren fuhr fort: "Der Supreme Leader sucht etwas. Ein Stein, von uralter Macht, die es ihm ermöglichen wird, über die gesamte Galaxis zu herrschen. Er hat mir die große Ehre zuteil werden lassen, ihn zu finden. Ich halte es für hilfreich, deine Fähigkeiten dabei zu nutzen."
Jadenin gefiel das alles ganz und gar nicht. Sie würde nicht zulassen, dass Snoke die Galaxis unterwarf und eine noch größere Macht bekam, als er sie jetzt schon hatte. Sie würde nicht zulassen, dass er diese eh schon dunkler werdende Welt endgültig ins Schwarze stürtzte.
In ihrer aufkommenden Wut zischte sie anklagend: "Ihr verlangt von mir, an einer Unternehmung teilzunehmen, die alles Gute in der Galaxie auslöschen wird, bis nur noch Böses gedeihen kann, an dessen schwarzen Nebel man irgendwann erstickt, egal ob man auf der dunklen oder hellen Seite steht. Die Macht wäre im Ungleichgewicht. Ihr wisst, was das bedeutet. Nein, das könnt ihr mir nicht abverlangen. Ich kann euch nicht auf den dunklen Pfaden folgen, auf denen ihr wandelt."
Jadenin war so entsetzt und wütend, dass sie aufstand und auf die Tür zulief.
Doch bevor sie nur einen Schritt aus dem Gemach Kylo Rens treten konnte, griff dieser nach ihrem Handgelenk und wirbelte sie zu sich herum. Jadenin wäre gegen ihn geknallt, hätte er sie nicht vorher mit seinen großen Händen an den Schultern festgehalten. Die junge Frau schaute zur Seite, an ihm vorbei und kämpfte noch immer mit dem Zorn in ihrem Inneren. Dann merkte sie wie der Ren schon etwas sanfter ihr Kinn anhob. Dennoch wollte sie ihn nicht ansehen, sie wollte nicht in diese emotionslose Metallmaske schauen.
"Sieh mich an", forderte er mit fester Stimme. Und tatsächlich hob Jadenin den Blick. Nicht seine Worte hatten sie veranlasst ihn anzuschauen, sondern seine tiefe Stimme an sich, die nun nicht mehr verzerrt klang. Und dann fand sie sich in Kylo Rens dunklen Augen wieder, die nun nicht mehr so gefühlskalt waren wie immer.
Sie konnte etwas unergründliches, etwas unnennbares in ihnen ausmachen als er sprach: "Weder kann ich dir auf den hellen Pfaden folgen, auf denen du wandelst."
Jadenin starrte ihn einfach nur an. Die Tatsache, dass er die gleiche Wortwahl genommen hatte wie sie zuvor, veranlasste sie einen tieferen Grund hinter seinen Worten zu erkennen. Ohne dass sie es wollte, bewegte sich ihre Hand auf seine Stirn zu. Als Jadenin ihre Augen schloss, wusste sie was sie nun tun wollte: Seine Erinnerungen lesen. Die junge Frau merkte, wie er sich versteifte, bevor sie versuchte in seinen Kopf zu dringen.
Was sie vorfand, war eine Dunkelheit wie Jadenin sie noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Es war, als würde ein tonnenschwerer Druck auf sie ausgeübt werden, der das helle Licht ihres Geistes zu verdrängen versuchte.
Sie hatte immer mehr Mühe, dem Druck standzuhalten, ihr Kopf schmerzte und sie fühlte sich, als würde er bald zerplatzen. Doch dann urplötzlich, fiel die Mauer in sich zusammen und sie war sich sicher, dass dies nicht ihr Verdienst gewesen war. Kylo Ren musste sie freiwillig zum einstürzen gebracht haben, sie wäre sonst nie an ihr vorbei gekommen. Selbst jetzt konnte Jadenin die Verwirrung spüren, die drohte das Sichtfeld auf die Erinnerungen zu nehmen. Dann konzenrierte sie sich jedoch wieder auf die Filmstreifen ähnlichen Bilder, die mal trüb und mal klar, mal dunkler und mal heller an ihr vorbei zogen. Jadenin wusste wonach sie suchen wollte: Nach der Wahrheit. Und es dauerte nicht lange, da hatte sie das Bild gefunden wonach sie verlangte. Ein kleiner, schwarzhaariger Junge stand dort vor einer hügeligen Graslandschaft, neben ihm seine Eltern, die jeweils eine Hand auf seine Schulter gelegt hatten und glücklich lächelten. Die Eltern waren niemand geringeres als Han Solo und Generalin Organa.
Sie zuckte heftig zusammen, als sich wieder die dunkle Mauer vor den Erinnerungen bildete. Jadenin wurde grob aus Kylo Rens Geist geworfen und stolperte schwer atmend einige Schritte zurück.
"Was hast du getan?", brüllte der Mann sie an, der ebenfalls leicht außer Atem war.
••••••••••••••••••••
Hey,

hier mal ein längeres Kapitel (1712 Wörter), aber gewöhnt euch nicht daran! ;-)
Möge die Macht mit euch sein

VLG SomeonesMiracle

PS: Ich will euch nochmal ein riesiges Dank aussprechen, dass ihr mich so unterstützt! Ich freue mich immer sehr über jeden Read, Vote oder sogar Kommentar. :-)

PPS: Für Verbesserungen (inhaltlich und/oder grammatikalisch, etc.) oder konstruktive Kritik bin ich immer offen. Danke! ;¬)

Between Light and Dark Side [Kylo Ren FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt