9. Kapitel

6.7K 305 30
                                    

Pauls Sicht:

Sie hatte den Brief gefunden. Und alles was sie getan hat war es ihrer Freundin zu erzählen. Jedes andere Mädchen wäre sofort zur Polizei gelaufen, damit die anhand der Schrift oder von Fingerabdrücken feststellen konnten, von wem er kam. Doch das hätten sie ohnehin nie herausgefunden. Ich hatte sehr darauf geachtet keine Spuren oder forensische Beweise in Katie's

Zimmer zu hinterlassen. Aber es hatte mir einen neuen Kick verschafft. Durch ihr Fenster, das ziemlich leicht zu knacken gewesen war, einzusteigen, in ihr Zimmer zu schleichen, über ihre Bettdecke zu streichen, natürlich mit Handschuhen, und den Brief vorsichtig darauf abzulegen. Ich war noch eine Weile im Raum gestanden, hatte ihn auf mich wirken lassen. Es war ein schönes Zimmer. Die Wände waren hellblau gestrichen, die Möbel größtenteils weiß. Dann hatte ich gehört, wie die Badezimmertür geöffnet wurde und ich war so schnell wie möglich aus dem Fenster verschwunden. Dass ich vergessen hatte es zu schließen war ihr gar nicht aufgefallen. Sie hatte nur den Brief gesehen. Langsam war sie darauf zugegangen, hatte sich nochmal umgesehen, doch sie konnte mich unmöglich entdecken. Sie streckte die Hand nach dem Papier aus und zog sie zurück, als wäre es giftig. Nachdem sie ihn endlich geöffnet und gelesen hatte, hatte sie sofort zum Telefon gegriffen und ihre Freundin angerufen. Nicht die Polizei. Sie war auch nicht zu ihren Eltern gerannt, naja später ist sie schon zu ihnen ins Schlafzimmer gegangen, doch da es im Haus ruhig geblieben war, nahm ich an, dass sie ihnen nichts erzählt hatte. Ihre Freundin war anscheinend noch auf und da das Fenster noch offen stand, konnte ich jedes ihrer Worte hören. Doch darauf achtete ich gar nicht so sehr, denn ich konnte mich nur auf ihre Stimme konzentrieren. Sie hatte einen wunderschönen klang und ich hätte ihr ewig lauschen können. Es war nicht zu beschreiben. Als ich ihre Stimme hörte, fühlte ich mich, als wäre die Welt in Ordnung. Als hätte ich endlich ein zuhause gefunden, in dem ich willkommen war. Ich lauschte nur noch ihrer Stimme. Ich war so vertieft, dass ich beinahe vom Dach gefallen wäre, weil ich nicht mehr daran gedacht hatte, dass ich mich festhalten musste. Während ich Katie betrachtete und ihr zuhörte, wurde mir auf einmal ganz warm. In meinem Bauch kribbelte es, als würden tausende von Ameisen darin hin und her laufen. Es war kein unangenehmes Gefühl, aber ich hatte so etwas noch nie gespürt. Und ich wusste, dass es gefährlich werden konnte, wenn ich nicht aufpasste. Gefährlich für mich und für sie. Das war der Moment, in dem ich, Paul Smith, mich in sie, Katie Milgram, das Mädchen mit der wunderschönen, sanften Stimme, verliebte.

StalkerUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum