23. Kapitel

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Lukes Sicht:

Nachdem ich endlich eingeschlafen war, träumte ich von Katie. Das war ja auch kein Wunder, immerhin hatte ich den Mut gehabt sie zu küssen. Und sie hatte das unglaublichste getan, damit hätte ich nie gerechnet. Ich hätte gedacht, sie würde mich entsetzt und angewidert ansehen, im schlimmsten Fall aufstehen und aus dem Saal rennen, mich nie wieder sehen wollen. Aber nein, sie hatte mich zurück geküsst. Und mich damit zum glücklichsten Menschen auf Erden gemacht. Ich hatte seitdem nicht einmal an meine Vergangenheit gedacht, auch nicht an die Zukunft. Nur an diesen Kuss. An die Wärme, die sich in mir ausgebreitet und alle Kälte verdrängt hatte. In meinem Traum erlebte ich diese fünf Sekunden, die der Kuss gedauert hatte, noch einmal. Gerade als meine Lippen auf Katies trafen, fuhr ich hoch. Irgendein Geräusch hatte mich aufschrecken lassen. Ich sah zum Fenster. Dort hing etwas, das aussah wie ein Blatt Papier. Ich stand auf, um es aus der Nähe zu betrachten und stolperte keuchend einen Schritt zurück. Das ganze Fenster war rot verschmiert. Die Farbe ronn am Glas hinunter und hinterließ dunkle Schlieren. Sie klebte am Fensterrahmen und troff von dort auf meinen Balkon. Auch der Holzboden war tiefrot. In der Dunkelheit, die nur vom Vollmond erhellt wurde, wirkte das umso gruseliger. Die Farbe sah so dunkel aus, fast wie... Blut. Mir wurde schlecht. Die Bilder meines toten Vaters tauchten vor meinem inneren Auge auf. 'Reiss dich zusammen', sagte ich mir und trat wieder näher an das Fenster. Ich wollte nach der Klinke greifen und es öffnen, doch ich zuckte zurück, als ich das kalte Metall berührte. Ich ging in Gedanken alle möglichen Optionen durch, was ich tun könnte. Als erstes fiel mir natürlich die Polizei ein. Doch was sollte ich denen erklären? Die würden mich doch bestimmt fragen, ob ich Feinde hätte, ob ich jemandem zutrauen könnte, so etwas zu tun. Aber hatte ich Feinde? Ich wusste es nicht. Nicht in diesem leben. In meinem alten Leben vielleicht, ja das gab es ein Mädchen, das schon immer in mich verliebt gewesen war. War es möglich, dass sie mir gefolgt war und gesehen hatte, wie ich Katie geküsst hatte? Aber würde sie dann nicht eher Katies Fenster vollschmieren? Also müsste es jemand sein, der auf Katie stand und eifersüchtig auf mich war. Aber da gab es endlos viele. Ich kannte keinen an unserer Schule, auch wenn ich noch nicht lange dorthin ging, der nicht gern ein Date mit Katie hätte. Ich müsste also mit ungefähr 200 Jungs reden. Das war unmöglich. Ich würde wohl nie herausfinden, wer diese Schweinerei verursacht hatte. Obwohl... was war mit Jimmy? Hatte er nicht etwas von einem Jungen vor Katies Fenster gesagt? Ich würde wohl noch mal mit ihm reden müssen. In diesem Moment fiel mein Blick erneut auf die Fensterscheibe und jetzt erst bemerkte ich das Blatt aus wohl ziemlich teurem Papier, das daran befestigt war. Darauf stand in dicken, schwarzen Buchstaben ein Wort. Nicht mehr! Doch dieses eine Wort reichte aus, um mir Gänsehaut zu verursachen und mich in Panik zu versetzen. Auf dem Blatt stand: "STIRB"

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