30. Kapitel

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Lukes Sicht:

Endlich hatte ich es geschafft, dass mein Balkon wieder begehbar war. Es hatte Stunden gedauert alles sauber zu machen. Ich hatte immernoch eine Mordswut auf Claire. Aber vor allem war ich wahnsinnig enttäuscht von ihr. Ich hatte gedacht sie wäre ein fröhlicher Mensch, vielleicht noch etwas mitgenommen von der Trennung ihres Freundes, aber trotzdem dachte ich sie hätte ihren guten Glauben in die Menschen behalten. Doch anscheinend hatte ich mich geirrt. Das passierte in letzter Zeit immer öfter. Ich hatte auch von Katie gedacht, dass sie mich vielleicht wirklich lieben würde. Was sich auch als Fehler herausgestellt hatte. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, da mein Telefon klingelte. Es war Katie. Ich überlegte gar nicht erst dranzugehen, aber dann siegte meine Neugier nach dem, was sie mir zu sagen hatte. Ich nahm den Anruf an und noch bevor ich irgendetwas sagen konnte platzte sie schon völlig außer Atem heraus: "Luke? Gut dass ich dich erreicht habe. Verdammt, ich habe gerade einen Anruf von Claires Eltern bekommen und sie sagten, dass, dass...", sie wurde von einem Schluchzer unterbrochen, :"Sie hat Tabletten geschluckt und ihre Eltern waren nicht da, deshalb haben sie's nicht gemerkt und haben sie erst später gefunden, sie haben sie gleich ins Krankenhaus gebracht und jetzt, ach ich weiß auch nicht was los ist, ich bin grad auf dem Weg zu ihr und, scheisse sie hat versucht sich umzubringen!" Die letzten Worte schrie sie beinahe. Ich hörte nichts mehr. Alles drang wie durch Watte zu mir mich verstand den Sinn hinter Katies Worten nicht. Mein Gehirn stand still. Es wollte die Informationen. Nicht verarbeiten. Was hatte sie gesagt? Claire hat Tabletten genommen? Was bedeutete das jetzt? Auf einmal verstand ich es. Ich sprang auf, ließ mein Handy auf den Boden fallen, doch ich kümmerte mich nicht darum. Das einzige, was jetzt noch wichtig war, war Claire. Wieso sie das getan hat, wie es ihr ging, ob sie es überhaupt überlebte.

Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich am Krankenhaus angekommen war, hatte ich erstmal keine Ahnung, wo ich überhaupt hinmusste. Am Empfang fragte ich nach Claires Zimmernummer, aber alles, was ich als Antwort bekam war ein gelangweiltes: "Sind sie mit der Patientin verwandt?" Ich verneinte. "Dann kann ich sie leider nicht zu der Patientin durchlassen, da sie auf der Intensivstation liegt und nur wichtigen Besuch empfangen kann." Ich schnappte nach Luft. Ich drehte halb durch vor Sorge nach Claire und jetzt durfte ich nicht zu ihr, nur weil ich NUR ein Freund war? Ich wollte mich gerade beschweren, als ich am anderen Ende des Foyers jemanden wie wild winken sah. Ich erkannte Katie, die sich einen Finger an die Lippen legte und mich mit der anderen Hand zu sich winkte. Ich überlegte, ob ich der Empfangsdame noch eine patzige Antwort geben sollte, dich die beachtete mich gar nicht mehr, sondern starrte nur noch wie hypnotisiert auf ihren Computer. Also ging ich möglichst unauffällig zu Katie. Die zog mich in eine kleine Nische und flüsterte mir zu: "Ich weiß, wo Claire ist. Ich hab gesagt ich sei ihre Schwester. Bist du sicher, dass du sie sehen willst?" Sie sah mich abschätzend an. "Ja!", sagte ich und bemühte mich um eine feste Stimme. "Gut. Dann komm mit." Und schon war sie zur Treppe davon gehuscht. Ich lief ihr hinterher. Als wir vor der Tür zur Intensivstation ankamen blieb sie kurz stehen und sah sich um. Nachdem sie sich sicher war, dass niemand auf uns achtete, gab sie in der Tastatur neben der Tür einen Zahlencode ein. Die Tür öffnete sich mit einem leisen summen und ich stieß erleichtert die Luft aus. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich sie angehalten hatte. Wir liefen zu Claires Zimmer und Katie sah mich noch einmal eindringlich an. "Du bist dir wirklich sicher? Sie sieht...", sie suchte nach dem richtigen Wort, "verloren aus. Und zwar richtig schlimm. Also?" "Ich will zu ihr. Und außerdem sind wir jetzt schon so weit gekommen. Wie hast du das mit dem Code rausbekommen?" Sie errötete leicht: "Na ja", sie war richtig verlegen, "ich hab dem Arzt, der mich reingelassen hat über die Schulter geschaut. Und jetzt stell keine solchen fragen mehr, sondern komm sonst entdeckt uns am Ende noch jemand!" Damit beendete sie dieses Thema abrupt. "Tut mir leid", sagte ich leise. Katie öffnete die Tür. Ich ging in den Raum und dann sah ich sie da liegen. Klein und blass, unscheinbar in dem riesigen Krankenbett. Sie war an zahlreiche Monitore und Geräte angeschlossen, Schläuche führten in ihre Arme. Sie sah wirklich verloren aus. Ich holte tief Luft und stellte die Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte: "Wird sie es schaffen?" Noch bevor Katie antworten konnte ging die Tür auf und ein Arzt kam herein. Erschrocken starrten wir ihn an.

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Nochmal vielen vielen dank an alle Leser. Es ist einfach nur Wahnsinn dass ich so viele reads hab. Und danke danke danke für die wahnsinnig lieben Kommis.

Franzi

StalkerWhere stories live. Discover now