31. Kapitel

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Claires Sicht:

Mein Kopf tat so höllisch weh. Ich wollte die Augen öffnen, ich wollte wissen, wo ich war, wollte etwas gegen diesen grausamen Schmerz tun. Doch meine Augenlider waren schwer wie Zement. Ich versuchte mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, etwas Licht zu erhaschen, vielleicht einen kleinen Blick auf etwas, das mir verriet, wo ich war und warum es mir so schlecht ging. Allmählich geriet ich in Panik. Das war mir noch nie passiert, dass ich meine Augen nicht mehr aufbekam. War das die Strafe für das, was ich Luke angetan hatte? Verdient hätte ich es jedenfalls. Es tat mir so wahnsinnig leid und ich wollte mich nur bei ihm entschuldigen. Ich würde verstehen, wenn er nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollte. Ich wollte nur sagen, dass ich in diesem Moment einfach nicht hatte klar denken können und ich nicht ich selbst war. Ich wollte ihm sagen, wie unendlich leid es mir tat und wie sehr ich mich dafür schämte. Dann durchfuhr mich ein Schreck, der sich alles in mir zusammenkrampfen ließ. Ein kurzes Bild tauchte vor meinem inneren Auge auf. Eine Schachtel mit taetten in einer schmalen Hand, die kaum merklich zitterte. Meine Hand. Ich keuchte auf. Jetzt machte alles Sinn. Ich hatte versucht mich umzubringen. Ich war tot. Das musste es sein. Allerdings hatte ich immer gedacht, der Tod würde einen von allem Schmerz erlösen. Ich dagegen spürte immernoch dieses Pochen und Brennen in meinem Kopf. Und es wurde immer schlimmer. Es breitete sich langsam über meinen Hals und meine Schultern aus. Ich versuchte den Schmerz irgendwie zu verdrängen, doch das war unmöglich. Als das Feuer, denn so fühlte es sich an, meine Brust erreicht hatte, krampfte sich mein Herz zusammen. Ich schrie. Ich wollte diesen höllischen, nicht auszuhaltenden Schmerz loswerden, egal, was ich dafür tun müsste. Und da ich mich nicht bewegen konnte, war das einzige was ich tun konnte zu schreien. Ich schrie eine gefühlte Ewigkeit, doch niemand kam. Ich war allein. Dann fiel mir wieder ein, dass meine Eltern ja gar nicht da waren. Also konnte ich genauso gut weiterschreiten. Vielleicht hörte mich ja einer von den Nachbarn. Allerdings roch es hier ganz anders als zuhause. Doch ich war viel zu erschöpft, um mir noch mehr Gedanken zu machen. Ich öffnete den Mund, wollte weiterschreien, doch in diesem Moment spürte ich einen kleinen Stich in meinem Arm. Sofort fiel ich in ein tiefes, bodenloses, dunkles Nichts.

Als ich wieder zu mir kam, konnte ich meine Augen endlich einen Spalt breit aufmachen. Ich kniff sie jedoch gleich wieder zu, denn das gleißende Licht tat wahnsinnig weh. Wo war ich? Warum war es so hell. Ich versuchte erneut etwas zu sehen und diesmal erkannte ich unscharf ein Gesicht, das über mich gebeugt war und mich besorgt, ein bisschen erwartungsvoll und auch voller neu erwachter Hoffnung betrachtete. Da war noch etwas in diesem wunderschönen, engelsgleichen Gesicht, ich wusste nur nicht was es war. Aber ich kannte diesen Ausdruck. Mein Vater sah meine Mutter manchmal so an, wenn sie ihm sein Lieblingsessen gekocht oder irgendetwas anderes nettes für ihn getan hatte. Oder zwischendurch einfach so. Und oft nahm er sie dabei in den Arm oder gab ihr einen kleinen Kuss. Dann sah sie auch ihn so an. 'Grenzenlose, unverfälschte Liebe', wisperte eine leise Stimme irgendwo in meinem Kopf. Und ich konnte ihr nicht widersprechen. Ich sah in dieses Gesicht und auch ich fühlte diese Liebe. Es war das schönste, was ich je gesehen oder gefühlt hatte. Dann erkannte ich ihn und die Erinnerungen stürzten wie riesige Wellen über mir zusammen. Das war Luke und ich hatte etwas schlimmes getan. Ich hatte IHM etwas schlimmes getan. Das war unverzeihbar. Und trotzdem sah er mich so an. In meinem Kopf drehte sich alles und das Bild verschwamm vor meinen Augen. Das letzte was ich sah, bevor ich wieder fiel, war Lukes Gesicht. Immernoch voller Hoffnung und Liebe. Und das gab mir Mut und das Gefühl, dass ich das alles vielleicht überleben könnte.

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Nochmal viiiiiiiiiieeeeeeelen lieben dank dass ihr Stalker lest. Es tut mir echt leid dass die Updates so unregelmäßig kommen.

Ich würde mich super freuen wenn ihr auf das Sternchen klickt und einen lieben (oder auch kritischen) kommi hinterlasst.

Eure franzi :*

StalkerWhere stories live. Discover now