Kapitel 4

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Into The Darkness

Kapitel 4

Nach einer Weile begannen meinen Beine zu schmerzen, das Adrenalin in meinem Blut verschwand wieder und ich spürte wie sehr mich diese Situation überfordert hatte. Ich hatte vollkommen falsch gehandelt, hätte bloß nicht laufen sollen. Ich konnte nicht erkennen wo ich war, Tränen liefen über meine Wangen, vernebelten meine Sicht und außerdem hatte ich auch noch meine Kontaktlinsen in der Hektik verloren. Halb blind wandelte ich also umher. Ich fragte mich, ob Chester mir gefolgt war. Ich hoffte er folgte mir. Leider war mir zu gut bewusst, dass er nicht mehr so schnell laufen konnte.

Nach einigen Minuten erkannte ich, wo ich war. Ich war ganz in der Nähe des Friedhofs und so lief ich einfach darauf zu. Vielleicht würde Chester mich hier finden? Wobei ich noch immer nicht wusste, ob ich das wollte.

„Geht es Ihnen gut?" ,fragte mich jemand, ich nickte einfach, lief weiter, wenn auch mir bewusst war, wie desorientiert und verwirrt ich wirken musste. Ich hatte schließlich nur Socken an und ich wirkte wohl auch nicht sonderlich gepflegt mit den in alle Richtungen abstehenden Haaren und dem ziemlich wild gewachsenen Bart.

„Wirklich? Soll ich nicht jemanden für Sie anrufen?" ,fragte die Person erneut, wohl folgte sie mir, doch ich ignorierte dies und lief weiter am Metallzaun des Geländes vorbei, bog dann in den Friedhof hinein. Ich konnte mich kaum erinnern wo ihr Grab war. Das letzte Mal als ich dort gewesen war, war an der Beerdigung vor einem halben Jahr. Ich seufzte leise. Unsicher musste ich also die Reihen entlang laufen bis ich das Grab dann wieder fand. Ich konnte ohne Seehilfe nicht wirklich lesen also versuchte ich es mit Hilfe anderer Faktoren auszumachen. Ob das Spielzeug noch dort war? Nach einer Weile erreichte ich schließlich einen Grabstein der mir bekannt vor kam. Zwischen den Blumen lagen einige Spielsachen, die wir eigentlich einmal für sie gekauft hatten, doch dabei handelte es sich nicht wirklich um Dinge, die sie häufig verletzt hatte. Er war ziemlich neutral gehalten, doch leider konnte ich die Lettern nicht entziffern so sehr ich mich auch anstrengte und so musste ich mit meinen Finger die Lettern nachfahren.

Florence Keiko Shinoda-Bennington

Ich war richtig. Langsam ließ ich mich neben dem Stein auf dem dem erdigen Boden nieder, ich hatte wahrscheinlich sowieso schon einige der Pflanzen niedergetrampelt. Allmählich verebbten meine Tränen, ich lehnte meinen Kopf an die Kante des Steines an und sah in den blauen Himmel. Die Sonne blendete ein wenig, obwohl sie sich schon allmählich dem Horizont entgegen neigte. Erschöpft schloss ich meine Augen, begann allmählich zu frieren, denn ich hatte mein Hemd und mein Shirt durchgeschwitzt. Ich zitterte am ganzen Körper.

Wieder begann ich zu weinen, denn ich verstand allmählich, dass ich mehr oder weniger auf den sterblichen Überresten meiner eigenen Tochter hockte. Ich war ein vollkommen miserabler Vater, ich hatte keinerlei Respekt vor ihr und ich war an ihrem Tod schuldig. Hätte sie einen besseren Vater als mich, dann wäre ihr all dies nicht passiert. Zwar würde ich sie noch immer vermissen, doch zumindest wäre sie glücklich. Langsam legte ich mich nieder direkt vor den Grabstein neben einen ausgeblichenen Teddybären und über mir hing ein hölzernes Mobile, das sich sachte im Wind wog. Ich fühlte mich wie ein gigantisches Baby. Ich wollte nur noch ein Baby sein. Alles wäre gut und ich werde nichts schuld sein. Ich döste vor mich hin, sah noch immer in den Himmel.

Nach einigen Minuten hörte ich Sirenen näher kommen, doch ich fühlte mich nicht angesprochen und so blieb ich am Boden liegen. Dann jedoch plötzlich griffen mich einige Hände auf, strahlten mir mit einer Taschenlampe ins Gesicht. Ich war geblendet, konnte nun gar nichts mehr sehen.

„Wir nehmen Sie jetzt mit aufs Revier auf Wunsch der öffentlichen Hand. Verstehen Sie mich?" ,erklärte eine der Personen, ein Mann, es waren wohl Polizisten. Ich nickte zittrig, konnte nicht sprechen. Dann nahmen sie mich hoch, stütze mich aus dem Grab heraus. Meine Füße waren kalt und taub, also taumelte ich nur vor mir hin.

Into The DarknessWhere stories live. Discover now