Kapitel 5

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Into The Darkness

Kapitel 5

Ich wurde vom Geruch von frischem Kaffee geweckt. Wie eine gefährliche, ätzende Krankheit kroch er in meine Nase und ließ mein Gehirn sofort wieder arbeiten. Seufzend setzte ich mich auf, wobei Chester von mir runter rutschte. Er schlief noch sehr fest und so wachte er glücklicherweise nicht auf. Beruhigt sah ich ihn einen Moment lang an, er lächelte so als würde er unbeschreiblich glücklich sein, doch die Erschöpfung, die ebenfalls in seinem Gesicht lag, zeigte wie trügerisch diese Sicht nur war. Kurz strich ich über seinen Hinterkopf, dann stand ich auf und tapste leise nach unten dem Geruch von Kaffee nach. Von dort konnte ich leise die Stimmen meiner Eltern hören, sowie das Klappern von Geschirr. Ich fühlte mich ein wenig so als wäre ich wieder ein Kind. Ich wäre gerne wieder ein Kind. Keine Verantwortung.

„Mama? Papa?" ,fragte ich unsicher als ich die Treppe herunter gelaufen war, doch das Esszimmer war leer, nicht einmal ein Frühstück war vorzufinden. Hatte ich mir das alles nur eingebildet? Ernüchtert lief ich hinüber in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen, der Geruch von Frühstück lag mir immer noch in der Nase. Ich erwartete schon nichts besonderes mehr, da sah ich doch noch ein bereitetes Frühstück. Meine Mutter stand an der Küche Zeile, räumte ein wenig auf, und mein Vater saß an der kleinen Theke, laß Zeitung.

„Guten Morgen, Michael." ,nahm er kurz die Zeitung herunter, um mich anzulächeln. Ich nickte dankend und schnappte mir dann aus dem Küchenschrank eine große Tasse. Die kleinen Kaffeetassen meiner Eltern reichten mir und meinem immensen Koffeinkonsum nicht aus.

„Ich hab den Kaffee gerochen." ,setzte ich mich an den Tisch, goss die schwarze dampfende Flüssigkeit in meine Tasse und nahm dann schnell einen Schluck davon, seufzte kurz.

„Ich nehme an Chester schläft noch, nach der Aufregung gestern?" Ich nickte brummend und machte mir ein Toast mit Schoko-Creme.

„Wir sind so froh, dass du heil wieder hier bist." ,umarmte sie mich und da ich saß konnte sie ihren Kinn auf meinem Kopf ablegen. Erneut brummte ich einfach nur und aß schweigend. Dann schließlich setzte sie sich hin und lächelte mich aufmunternd an.

„Darf ich fragen, ob du dich behandeln lassen möchtest?" Ich nickte einfach nur, schlürfte an meinem Kaffee.

„Das ist eine gute Sache, Sohn." ,meinte mein Vater hinter der Zeitung. Ich nickte einfach nur und füllte meinen Kaffee nach. Ich war auf einmal erschöpft, doch wollte es nicht unbedingt zeigen und so sah ich dann auf.

„Dann geht es Chester bestimmt auch besser." ,meinte ich schließlich und nahm noch einen Schluck Kaffee. Die Kanne war inzwischen fast leer, also stand ich auf und machte neuen Kaffee.

„Morgen ihr." ,lehnte Chester in der Tür und lächelte uns erschöpft an.

„Guten Morgen, Chester. Wir gehen jetzt auch schon." ,erklärte meine Mutter, dann auch schon standen sie zusammen auf und verließen zügig Küche und Haus. Nun wirkte Chester etwas schüchtern und setzte sich langsam an die Bar, beobachtete mich, während ich den Kaffee zubereitete. Ich setzte das Wasser im Kessel auf den Herd und füllte den gemahlenen Kaffee in die Glaskanne.

„Hast du gut geschlafen?" Er schien etwas hilflos zu sein ein Gespräch mit mir anzufangen.

„Das gestern tut mir leid." ,begann ich dann und stellte den Kaffee auf den Tisch sobald der Kessel pfiff, das Wasser kochte und ich dieses in die Kanne füllen konnte.

„Ich falle dir wirklich zur Last und ich brauche eine richtige Therapie, damit unsere Beziehung und alles wieder anständig funktioniert." ,gab ich zu. Schließlich setzte ich mich gegenüber von ihm hin mit dem Rücken zum Wohnzimmer und konnte so sehr gut durch das Fenster sehen, durch welches ich erst noch gestern Nachmittag in meine scheinbare Freiheit geklettert war.

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