Kapitel 18

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Into The Darkness

Kapitel 18

„Also sie sagt sie würde am nächsten Freitag Abend in Los Angeles landen." ,erklärte mir Chester als ich wieder nach unten kam. Meine Haare waren noch etwas nass und so klebten sie an meiner Stirn. Chester saß im Rollstuhl - er hätte sich ja auch nicht aus diesem heraus weg bewegen können - und sah aus dem großzügigen Wohnzimmerfenster nach draußen in den Garten, der nun im Hochsommer üppig blühte. Bald würden unsere Zitronen und Orangenbäume wieder Früchte tragen und dann kam auch schon wieder der Herbst und es wurde kühler - wenn auch global gesehen nicht sonderlich - und der ein oder anderen Regentag zog über's Land. Eigentlich schade. Ich könnte es gut vertragen für den Rest meines Lebens in einem utopischen Paradis zu leben.. Wobei wahrscheinlich wäre das gar nicht so toll wie es ausschauen mag und nach einigen Monaten vermisse ich meine angestammte Heimat. Wahrscheinlich waren da ein paar Happy Pills billiger und befriedigender. Chester lachte immer darüber, wenn ich ihm vorschlug mit mir nach Okinawa oder doch nur nach Hawaii auszuwandern. Schmunzelnd stellte ich mich schließlich neben ihm und schaute schweigend noch einen Moment lang in den Garten, beobachtete wie sich die Blätter der Bäume und Wedel der Palmen im Wind bewegten.

„Trägst du mich hoch und hilfst mir ein bisschen beim Umziehen und Waschen?" ,brach der Brünette die Stille zwischen uns. Nickend beugte ich mich zu ihm herunter und nahm ihn dann vorsichtig hoch und trug ihn so nach oben in unser gemeinsames Bad.

„Und was wollen wir heute machen?" ,fragte ich dann.

„Es ist Sontag.. Wollen wir vielleicht meine Eltern besuchen? Sie waren recht besorgt über deinen Zustand und wollen dich sicherlich noch mal an einem Stück sehen."

„Aber nur auf Krücken." Ich setzte ihn schließlich im Bad wieder ab und machte ihm seine Zahnbürste fertig.

„Das versteh ich." ,lächelte ich ihn sanft an und überreichte ihm die fertige Zahnbürste. Seufzend ging ich dann hinüber ins Ankleidezimmer, wo ich ihm etwas zum Anziehen heraussuchte: Ein buntes Polohemd und eine enge schwarze Jeans. Das stand ihm wirklich gut. Dann ging ich wieder hinüber und legte die Sachen weg. Chester wartete geduldig auf mich, hatte sich schon zum Teil ausgezogen und so saß er da halb nackt. Ich biss mir kurz auf die Unterlippe, doch dann schüttelte ich den Kopf und half ihm sich mit einem Lappen zu waschen, rasierte ihn dann und half ihm sich umzuziehen.

„Siehst gut aus." ,lächelte ich ihn dann schüchtern an und trug ihn wieder nach unten. Chester lächelte mich sanft an, kuschelte sich an meine Brust. Doch da er mir allmählich etwas schwer wurde, setzte ich ihn zurück in seinen Rollstuhl. Just in diesem Moment vibrierte mein Smartphone in meiner Hosentasche. Etwas unruhig sah ich darauf. Die Nachricht war von Elliott. Das konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen und stopfte mein Telefon einfach wieder zurück in die Hosentasche.

„Alles ok? Du bist so bleich?" Ich nickte einfach nur und versuchte ihm nicht in die Augen zu schauen. Das mit Elliott durfte auf keinen Fall auffallen.

„Schau doch noch etwas fern oder so und ich gehe kurz hoch und mach mich fertig. Danach können wir ja los." ,schlug ich ihm vor und ging fort, ohne auf seine Einwilligung zu warten. Ich fühlte mich schlecht, dass ich ihn betrog, aber ich konnte auch nicht mehr den glücklichen Ehemann spielen. Klar ich liebe Chester über alles, aber er ist auch auf Dauer anstrengend Hand zu haben. Seit dem Unfall geht es ihm zwar erstaunlich gut, er war schließlich auch in umfassender psychologischer Betreuung gewesen, und machte auch keine Anzeichen darauf wieder in irgendeine Downphase oder Sucht zu fallen. Seitdem wir zusammen waren, war er schon drei Mal in der Klinik deswegen gewesen, in seiner zweiten akuten Suchtphase hatte er irgendwelche Pille herum liegen gelassen, welche mein alter Kater Lemon gefressen war und dann morgen tot im Flur gelegen hatte. Insgeheim war ich immer noch sauer auf ihn. Im Nachhinein hätte ich mich vielleicht in diesem Moment besser von ihm getrennt... Seufzend setzte ich mich aufs Bett und sah umher. Auf der Kommode unterm Fenster stand unser Hochzeitsphoto. Es war von ziemlich weit weg aufgenommen worden, sodass man Chesters Gesicht nicht sehen konnte wie schlecht es ihm damals ging. Daneben war ein Bild wo ich die neugeborene Florence im Arm hatte und Chester daneben. Dort ging es ihm gut. Für sie hatte er sich zusammengerissen, ich hoffte das würde noch länger so bleiben. Ich wusste ich sollte darüber stehen, denn ich konnte ein paar Jahre Ehe nicht einfach so über Boot schmeißen. Außerdem wollen wir ja eine Familie sein und ich möchte wieder glücklich mit ihm sein. Schließlich liebe ich ihn irgendwie...

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