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Du bist weggerannt', las Kyungsoo stumm, als er am nächsten Morgen in den Hosentaschen seiner Jeans nach seinem Telefon gefischt hatte. Getrocknete Farbe juckte auf seiner Haut, während Sonnenstrahlen durch das Fenster auf Jongdaes schlafende Gestalt neben ihm fiel. ‚Schon wieder.'

Er seufzte leise. Jongin hatte nicht Unrecht. Er sah auf Jongdae hinunter. Dieses Mal war er auf mehr als nur eine Art geflüchtet.

Kyungsoo ignorierte die restlichen Nachrichten von Yixing und Luhan, weil er nicht mit Yixing sprechen wollte und er wollte nicht wissen, ob Luhan es bereits wusste...ob Yixing es ihm erzählt hatte. Gar Jongin selbst.

Jongdae seufzte leise im Schlaf, bevor sein Gesicht sich kurz verzog und er schließlich die Augen öffnete. Er drehte sich auf den Rücken und gähnte.

„Du bist noch hier", sagte er leise. „Damit habe ich nicht gerechnet."

„Wer weiß, wer in meiner Wohnung auf mich wartet", erwiderte er.

„Das ist der Grund? Ich dachte, du wärst bereit für eine zweite Runde?"

Kyungsoo hielt inne, bevor er sein Telefon sinken ließ. „Das...hast du Gefühle für mich, Jongdae?"

Jongdae betrachtete ihn überrascht. „Jede Menge, natürlich."

„Das meine ich nicht."

Er lächelte. „Was du für mich verkörperst ist einerseits faszinierend und andererseits sehr abstoßend. Ich sagte doch, ich bin im Zwiespalt."

Kyungsoo seufzte. „Mit deinen Antworten kann ich so gut wie gar nichts anfangen." Aber schön, fürs erste würde er es dabei belassen. Was nachts zwischen ihnen geschehen war, war in dem Moment unausweichlich gewesen, aber Kyungsoo hatte kein Verlangen danach, es zu wiederholen und auch Jongdae schien nicht...weniger sein übliches Ich zu sein. Das zumindest war gut. „Was ist das?" Er deutete mit dem Kinn zur Seite. Eine neue Staffelei – an die sich Kyungsoo nicht erinnern konnte – war mitten im Raum erschienen. Ein Tuch war – wie so oft - über das Bild gespannt.

„Mein neuestes Werk." Er lächelte. „Ich zeige es dir bei Gelegenheit, wenn du möchtest?"

„Nein, schon gut." Kyungsoo richtete sich langsam auf. „Hast du was dagegen, wenn ich deine Dusche benutze?"

„Tu dir keinen Zwang an." Er stand ebenfalls auf, nur um sich kurz darauf auf die Couch fallen zu lassen. Kyungsoo sah rote Flecken auf seiner Haut, wo Kyungsoo seine Spuren auf seinem Körper hinterlassen hatte. Deutlicher und abstruser, als all die bunte Farbe, die noch an ihm haftete. Farbe gehörte zu Jongdae, aber das...das war falsch. Er wandte sich ab.

Das Wasser wischte die Farbe von seiner Haut und sammelte sich in einem blassen grau auf dem Boden, bevor es im Abfluss verschwand. ‚Schwarz-weiß Do Kyungsoo', dachte er. ‚Wie verflucht passend.' Er ging in die Hocke, die Hände über dem Kopf gefaltet und wartete darauf, dass das Wasser wieder klar wurde und seine Brust nicht mehr so schmerzte.

Er hatte Luhan betrogen. Zwei Mal in einer einzigen Nacht.

Er dachte an Jongins Lippen und Jongdaes dunkle Augen und fragte sich, wie es nur so weit kommen konnte. Wieso...

Kyungsoo stand auf und erhöhte die Wassertemperatur, bis Dampf sich im gesamten Raum ausbreitete und seine Haut rot und wund war. Der Spiegel war beschlagen, als er die Duschkabine schließlich hinter sich ließ, aber er war froh darüber. Er wollte sich nicht ins Gesicht sehen müssen.

Blüten so kalt wie SchneeWhere stories live. Discover now