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[Taehyung]

Ein letztes Mal schaute ich zu Hoseok, der gerade in sein Auto stieg und wegfuhr, bevor ich die Haustür dann letztendlich abschloss.

„Taehyung?", hörte ich Jungkooks helle Stimme hinter mir sagen. Man konnte fast schon denken, er sein noch ein Jugendlicher gewesen, denn er sprach so und hatte auch dasselbe aussehen. Vom Verhalten ähnelte er tatsächlich irgendwie schon einem Kind, denn er hatte wohl noch immer nicht verstanden, dass er mich nicht bei meinem Namen ansprechen durfte. Irgendwie störte es mich aber nicht mehr wirklich.

Ich drehte mich um, schaute ihn an und ging einen Schritt auf ihn zu, sodass er schon zur mir aufschauen musste. Aus irgendeinem Grund sah er so verwirrt aus, aber gleichzeitig auch, als sei er in einem inneren Konflikt, vielleicht auch Nervosität.

„Darf ich wissen, wie viele Leute du heute umgebracht hast?", fragte er mich ganz leise, traut sich dabei schon gar nicht mehr noch aufzuschauen und mir somit in die Augen zu blicken.

„Zum Glück waren nicht mehr viele dort, ich habe geschossen und getroffen, deswegen weiß ich, dass ich jemanden verletzt habe, aber ich kann dir nicht sagen, wer davon auch gestorben ist", erzählte ich ihm und strich mit meiner Hand sanft durch sein seidig weiches Haar.

Einmal laut schluckend, fing er plötzlich an zu zittern und brauchte wohl auch eine Stütze, da er nicht mehr wirklich stehen konnte, ohne sich in den Stoff meines schwarzen Hemdes zu Krallen.

„Du hast das Blut an deinen Schuhen mit ins Haus gebracht", vermerkte er und zeigte dabei mit seiner bebenden Hand auf den Boden, wo sich tatsächlich einige Blutflecken befanden.

Er verkraftete dies wohl nicht, weshalb ich ihn schnell an mich zog und meine Hand auf deine Augen legte, damit er sich das nicht mehr länger anschauen müsse. „Alles ist gut, ja? Das ist nichts Schlimmes", sagte ich und merkte schnell, wie seine Augen in meine Hände tränten. Schnell ging ich mit Jungkook in das Wohnzimmer, zog vorher natürlich die Schuhe aus, und setzte ihn dort auf das Sofa.

„Lass mich schnell duschen gehen, dann bin ich auch wieder bei dir, okay?"

Er nickte zwar, sodass ich gerade losgehen wollte, da bemerkte ich plötzlich einen schwachen Griff an meinem Handgelenk, den Griff einer zitternden Hand. Ein Blick dorthin genügte mir schon, denn Jungkook so zu sehen, mit glasigen Augen, rot angelaufenen Wangen und diesen perfekten Lippen, denen ich nicht länger widerstehen konnte, sodass ich meinen Daumen darauf legte.

„Wenn du mich weiterhin so anguckst, kann ich mich nur schwer zurückhalten", entgegnete ich leise, selbst laut schluckend und merkte schon, wie die Lust allmählich in mir aufkam.

„Ich möchte dich akzeptieren", sagt der Kleine. „Dich und all das, was du tust, egal was es auch ist, aber es fällt mir so schwer."

Seufzend setzte ich mich zu ihm.

„Auch wenn ich bestimmte Dinge tue, weiß ich, dass sie unmenschlich und falsch sind, jedoch mach ich sie trotzdem. Es ist nichts, wofür du mich akzeptieren brauchst und nichts wofür du mich akzeptieren solltest, denn so gesehen habe ich dieses Leben auch nicht freiwillig gewählt, wurde hineingeboren und habe somit keine andere Wahl. Ich bin ein Monster."

Hastig schüttelte Jungkook mit seinem Kopf und schaute mich mit großen Augen an.

„Heute habe ich gemerkt, dass das nicht stimmt. Du bist kein Monster, weil du nicht so schlimm bist wie Hos-", und er stoppte sich selbst mitten im Satz. Sofort riss er die Augen auf und schlug sich die Hände auf den Mund, was ich nur mit einem verwirrten Blick beobachtete.

„Hos-? Hoseok? Sagst du Hoseok ist ein Monster? Willst du mir was erzählen?", fragte ich und sah, dass Jungkook sofort knallrot wurde.

„Nein, das war nur ein Sprachfehler!", meinte er, seine Stimme laut und erhitzt. Solch ein schlechter Lügner.

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Danke für euren ganzen Support bei diesem Buch, auch wenn es schon ewig alt ist und ich es gerade nur überarbeite! Seitdem ich angefangen habe damit, sind 2.000 neue, individuelle Leser dazu gekommen! Das ist unglaublich 🥺

slut ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt