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Ich schwöre dir ich habe es versucht. Ich habe versucht zu verstehen, was du nicht sagen konntest. Habe versucht in dich zu schauen ohne Ahnung davon zu haben, wonach ich eigentlich suchte. Ob ich nach etwas suchen sollte. Gab es etwas wonach ich suchen konnte?

Heute weiß ich, dass es da war seit dem Moment, in dem du in mich reingelaufen warst. Der Moment, in dem du dich entschuldigt hast und ich nur grinsen konnte. Der Moment im Sommer 2009.

Der Sommer, in dem wir nichts wussten. Nichts waren und nicht zu sein hatten. Der Sommer, der mir den Menschen schickte, der für mich das Leben sein sollte.

*

Sommer 2009.

»Oh, fuck. Sorry.«

Ich blinzelte ein paar Mal, bevor ich meinen Blick über das Gesicht des Jungen mir gegenüber fahren ließ.

Große Ohren, eine volle Unterlippe und dünn gewachsene Augenbrauen. Eine Nase, die zu dick schien, in blau und lila schimmerte und einen roten Abdruck bis hinauf zu seinen Augen trug. Die Schneidezähne standen hervor und waren etwas krumm.

Da warst du. Mit einem leichten Rempler warst du in mein Leben gedrungen, bist hindurch gestolpert und hast dabei ein Chaos veranstaltet, das nicht schöner hätte sein können.

Du standest vor mir, auf Augenhöhe, und blicktest mich an. Durch deine glasklaren blauen Augen schien die Sonne und lösten in mir ein loderndes Feuer. Es keimte auf als kleine Flamme, schwach und unsicher, mit der Gefahr jeden Moment wieder zu erlöschen. Es flackerte und ging ein, um gleich wieder neue, stärkere Flammen zu schlagen.

Dein Blick ließ etwas in mir entstehen, das mit jedem Tag, mit jedem Mal, das du bei mir warst, weiter anwuchs. Etwas unglaublich Kostbares. Doch statt es zu hüten, trat ich es mit Füßen. Jahr für Jahr, Begegnung für Begegnung gab ich einen Dreck darauf. Unabsichtlich. Denn ich wusste nicht, dass es da war. Nicht so. Nicht... so.

Crowded RoomWhere stories live. Discover now