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Du küsstest mich, verschlangst mich, presstest dich mir entgegen. Es war gar als würde dein Körper lauthals nach mir betteln. Nein, er verlangte mich. Und genau das jagte einen Wirbelsturm durch mich hindurch. In meinem Bauch begannen die Schmetterlinge zu fliegen, in meiner Brust schien eine Bisonherde zu rennen und meine Gedanken drehten sich so schnell, dass mir ganz schwindelig wurde.

Du warst hier. Vor mir. Und ich spürte dich. Überall da, wo ich dich niemals hätte spüren sollen, aber wo ich dich schon immer spüren wollte. Denn eins wurde mir bewusst, als wir knutschend hinter dem Baum standen und nicht mehr voneinander lassen konnten.

Ich fühlte schon immer für dich. Vielleicht niemals so stark wie in diesem Moment, aber klammheimlich, tief in meinem Herzen vergraben war schon immer ein Teil, der alleine dir gehörte. Du hattest ihn und das seit unserer ersten Begegnung. Seitdem du in mich reingelaufen warst. Seitdem du dich mit den glanzvollen Worten Oh, fuck. Sorry bei mir entschuldigt hattest.

Ich fühlte etwas für dich, das weit über die Freundschaft hinaus ragte. Das bedeutsamer, größer und mächtiger war als alles andere auf der Welt.

Nur hatte ich es nie dafür gehalten.

Oder wollte ich es all die Jahre einfach nicht dafür halten? Hatte ich mir etwas vorgespielt?

Wir beide hatten es getan. Wir hatten uns selbst getäuscht, hatten uns etwas eingeredet, das nicht falscher hätte sein können. Wir hatten uns selbst belogen und betrogen. Hatten nicht wahr haben wollen, was uns lauthals und in aller Klarheit entgegen geschrieen worden war.

Als wir uns das erste Mal gegenüber gestanden hatte, waren wir kaum älter als elf. Wir waren Kinder, die weder etwas vom Leben, noch von tieferen Gefühlen wussten.

Wie soll ein Elfjähriger verstehen, dass das was er fühlt, Liebe ist? Wie soll er diese unbändigen Gefühle begreifen? Wie soll er sie ausdrücken? Wo er doch nie im Leben ernst genommen werden würde.

Wir alle würden doch nur amüsiert den Kopf schütteln, wenn ein Elfjähriger zu uns käme und sage, dass er sich in den Jungen mit den krausen Haaren verliebt hatte. Wer würde es nicht belächeln, wenn er von seinem breiten Lächeln zu schwärmen und von seinen blauen Augen zu träumen beginne. Wer würde diese Gefühle tatsächlich für voll nehmen?

*

Ich hatte es nicht getan.

Crowded RoomWhere stories live. Discover now