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Am nächsten Morgen warst du weg.

Doch bevor ich Panik schieben konnte, ertönte dein schallendes Lachen durch die Wand. Ich richtete mich auf, fuhr mir durch die Haare und blickte mich verdutzt um. Erneut hörte ich dein Lachen. Dann leises Gemurmel und ein leichtes Scheppern.

Ich schälte mich aus dem Bett, tapste über die Holzdielen und öffnete die Tür.

»Toll, dass du das so lustig findest«, erklang Lewis' Stimme. Ich schob mich aus dem Zimmer und lief hinüber zur Küche, aus der nun wieder Nashs Lachen drang.

Kaum war ich in den Türrahmen getreten, fiel Lewis Blick auf mich. Er verharrte eine Sekunde, bevor er die Augen verdrehte und den Kopf wegdrehte. Fragend legte sich meine Stirn in Falten.

Nash bemerkte Lewis' Verhalten und drehte sich zu mir um. Seine Mundwinkel bogen sich nach oben und auf seinen Lippen erstrahlte ein Lächeln.

»Hey.« Ich nickte nur kurz und schaute dann wieder zu Lewis, der mit starrem Blick auf den Teller sein Brötchen schmierte.

Hatte er irgendein Problem?

»Kümmer dich nicht um ihn.«

Verdutzt drehte ich meinen Kopf zu Nash, der mit einem Mal direkt vor mir stand und mir einen Kuss auf die Lippen drückte. Perplex erstarrte ich zu einer Salzsäule und blickte ihn mit großen Augen an.

»Er hat die Nacht nicht viel geschlafen.«

Nash unterdrückte ein Lachen und ging hinüber zur Kaffeemaschine, während ich noch zu verarbeiten versuchte, dass er mich gerade einfach so geküsst hatte. Vor Lewis.

»Ihr wohl auch nicht«, gab Lewis zurück. Bei seinem scharfen Unterton zuckte ich zusammen.

»Ach, hör doch auf. Du bist nur angepisst, weil Fin und Joon sich geküsst haben.«

Ich erwachte aus meiner Starre und ließ meinen Blick verdutzt zwischen Nash und Lewis hin und her springen.

»Übrigens« Nash drehte sich wieder zu mir und blickte mich über den Rand seiner Tasse an. »wusstest du davon?«

Ich schüttelte träge den Kopf. Zu mehr war ich nicht in der Lage.

Lewis stieß ein grimmiges Schnauben aus.

»Komm, lassen wir den Grinch alleine.« Nash kam auf mich zu, berührte mich an der Hüfte und drückte mich Richtung Schlafzimmer.

Mein Körper war nicht in der Lage etwas dagegen zu unternehmen. Erst als die Tür hinter uns ins Schloss rastete, kehrte das Leben in meine Glieder zurück. Ich blinzelte ein paar Mal und fuhr mir durch die Haare, bevor die Gedanken in meinem Kopf einsetzen. Binnen eines Fingerschnips drehte sich alles und in mir herrschte ein Chaos an Gefühlen.

»Hey.«

Ich schüttelte den Kopf und spürte gleich darauf Nashs Hände an meiner Seite. Ich drehte mich zu ihm und blickte auf ihn hinunter. Er sah mich an, lächelnd und mit einem unfassbaren Glänzen in den Augen. Doch es verschwand, kaum dass er mein Gesicht musterte. Sein Lächeln erstarb und seine Stirn legte sich in Falten.

»Du zweifelst.«

Ich schluckte.

»Ich kann's nicht fassen.« Er schnaubte, wandte sich von mir ab und hob die Klamotten des Vortags vom Boden auf.

»Nash...«, versuchte ich es, wobei ich gar nicht genau wusste, was ich hätte sagen wollen. Ja, ich zweifelte. Das konnte ich nicht verneinen. Aber nicht, weil ich Nash nicht wollte, sondern mehr weil ich Angst davor hatte, was es alles verändern würde. Die Dynamik der Gruppe würde sich wandeln und mit Veränderungen war ich noch nie gut klargekommen.

Nash reagierte nicht. Stattdessen griff er nach dem Hoodie, der über seinem Schreibtischstuhl hing und streifte ihn sich über.

»Nash...«

Wieder nichts. Er ignorierte mich.

»Nash, ich rede mit dir.«

»Dann rede doch endlich!«, platzte es auf ihm heraus. Er fuhr zu mir herum und ich trat instinktiv einen Schritt zurück.

»Verdammt! Dann sprich ich es doch endlich aus. Dass das zwischen uns nie funktionieren wird! Dass du die Freundschaft nicht wirklich riskieren willst! Dass wir damit alles ruinieren! Nicht nur uns, sondern auch die Freundschaft zu den anderen! Wir ruinieren alles, nur weil wir uns nicht zusammenreißen können! Richtig?«

Mit großen Augen und offenstehenden Mund sah ich ihn an. Glaubte er wirklich, dass ich so dachte?

»Ich hab mich all die vergangenen Jahre zusammengerissen ohne es zu wissen.« Er trat einen Schritt auf mich zu und schluckte. »Doch jetzt wo ich es weiß, habe ich keinen Bock mehr darauf. Ich will nicht mit angezogener Handbremse leben.«

Seine stürmisch blauen Augen fixierte mich eindringlich und jagten mir eine unbändige Gänsehaut über den Körper. Er presste seinen Kiefer aufeinander, ehe er sich von mir abwandte.

»Nash...«

»Nein, Sut.«

Und damit verschwand er aus dem Zimmer. Die Tür ließ er scheppernd hinter sich zufallen.

Fuck.

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