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Tag 16 war richtig gut. Du ließt zu, dass ich dich zu Joon und Fintan schleppte.

Sie freuten sich unglaublich dich wiederzusehen. Joon redete auf dich ein, während Fintan sie mit einem knappen Wort zum Schweigen brachte.

Für einen Moment dachte ich, es wäre noch zu früh. Es wäre zu viel für dich. Doch entgegen meiner Erwartungen blühtest du in ihrer Gegenwart auf. Du lächeltest, das erste Mal seit Wochen. Deine Augen sprühten Freude und dein Körper erwachte wieder zum Leben. Der Lebenswille kehrte in dich zurück und schenkte dir den nötigen Mut, um auch den Rest des Weges zu gehen, den du so wagemutig eingeschlagen hattest.

Von da an wurde es mit jedem Tag einfacher. Du kehrtest jeden Tag ein Stückchen mehr zurück in deinen Körper. Du nahmst dein Leben wieder an und gabst dein Bestes, um aus den Tiefen der dunklen Mächte heraus zu krakseln.

*

Joons Körper hüpfte, während ihrer Kehle ein amüsiertes Glucksen entfloh. Ihre Füße lagen neben meinen auf dem Couchtisch. Ihre Seite war gegen mich gelehnt und ihr Kopf an meine Schulter. Mein Arm lag auf der Sofalehne hinter ihr.

Lewis saß zu unseren Füßen, Nash in dem alten Sessel seines Grandpas und Fintan kam gerade aus der Küche wieder.

»Hab sie gefunden!«, jubelte er und wedelte mit der Tequila Flasche in der Luft herum. Ich grunzte und ließ meinen Kopf nach hinten gegen die Lehne fallen. Nachdem wir den Kasten Bier bis auf den letzten Tropfen geleert hatten, war Fin auf die glorreiche Idee gekommen, noch ein paar Shots zu kippen. Dabei hatte jeder von uns schon ausreichend Biere sitzen.

Ich stieß die Luft durch die Nase aus und warf einen Seitenblick zu Nash. Er hatte seine Beine über die Armlehne geschwungen. Seine Füße zeigten zu mir, doch sein Oberkörper war zu Fintan gedreht. Mit einem Grinsen auf dem Lippen nahm er die Flasche von ihm entgegen.

Meine Mundwinkel knickten ein und mein Blick wanderte zurück auf meine Zehenspitzen.

Ich war kein Fan davon, dass Nash wieder trank. Nicht so kurz nach seiner Depression. Nicht so kurz nach den Gedanken, die ihn mir beinah genommen hätten.

Nur es ihm verbieten, konnte ich schlecht.

»Mack ma Platz.«

Fintan ließ sich ohne zu warten neben Joon aufs Sofa plumpsen. Sie riss empört den Mund auf und verpasste Fin einen Schlag gegen den Oberarm, bevor sie näher zu mir rückte und sich dabei geradezu an mich presste. Die Couch war eigentlich zu klein für drei Personen, aber Fin schien das nicht groß zu stören. Hauptsache, er konnte Joon auf die Nerven gehen.

»Also, wann muss man trinken?«, fragte Lewis und drehte sich zu uns um. Er lehnte sich rücklings gegen den Couchtisch, genau zwischen Joons und meinen Beinen.

»Wie wärs mit ich-hab-noch-nie?«, kam es von Joon.

Mit Mühe konnte ich mir ein genervtes Augenrollen verkneifen. Ich hasste Party-Spiele. Einer der Gründe, warum ich nie zu irgendwelchen Feiern ging, zu denen mich meinen Kommilitonen im College einluden.

»Oh, ja!«, stieß Fintan euphorisch aus und klatschte in die Hände. Von Nash kam ein Grunzen, während Lewis zustimmend mit dem Kopf nickte.

Ich schloss die Augen und ließ die ersten Runden mehr oder minder an mir vorbeiziehen. Während es den Rest nicht groß zu kümmern schien, ließ mich Joon nicht so leicht davon kommen.

Sie rammte mit ihren Ellenbogen in die Seite und stieß mit der Tequilaflasche gegen meine Hand. Ich schlug meine Augen auf und begegnete sofort Joons fordernden Blick. Ich seufzte, richtete mich etwas auf und nahm ihr die Flasche ab.

Crowded RoomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt