neunundzwanzig

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Haben Ricardo und ich uns geküsst?
Ja.
Haben wir uns unsere Liebe gestanden?
Ja.
Haben wir seither gesprochen?
Nein.

Nachdem wir uns geküsst haben, hat er einen Anruf von jemanden bekommen und verschwand. Davor sagte er, dass ich und Luisa lieber nach Hause gehen sollten und gab dann mir einen Kuss auf die Stirn. Danach stieg er in sein Auto und fuhr davon. Seitdem liegt Funkstille zwischen uns. Eigentlich hatte ich gehofft ihn in der Schule wiederzusehen aber dort erschien er gestern nicht und um zu anzurufen bin ich zu stolz. Wenn nicht er anruft, wieso sollte ich dann? Stimmt's?

Ich seufzte und legte meine Mathe Bücher ins Fach und holte die Bücher raus, die ich für die nächste Stunde brauchte. Ich muss die ganze Zeit an unserem Kuss denken, während er wahrscheinlich irgendeine Scheiße baut und bestimmt nicht mal an mich denkt. Plötzlich nahm ich eine große Gestalt neben mir wahr und dachte mit voller Hoffnung, dass es Ricardo sei. Ich drehte mich zu der Person um und sah einen lächelnden Chase. Als er meinen enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkte, runzelte er seine Augenbrauen und lachte ironisch auf.

„Hab ich dich so sehr enttäuscht?", fragte er und lachte.

„Ach was, hab dich nur mit jemanden verwechselt.", sagte ich wahrheitsgemäß und schloss meinen Spind zu. Er nickte und lehnte sich an den daneben liegenden Spind an.

„Und wie kommst du an deiner neuen Schule zurecht?", fragte ich und sah ihn interessiert an.

„Ganz gut würde ich sagen. Hab neue Freunde gefunden, meine Noten sehen gut aus und ich wurde im Football- Team angenommen.", erzählte er lächelnd.

„Freut mich für dich.", sagte ich und lächelte ihn warm an.

„Nur eins fehlt mir und dann wäre alles perfekt.", sagte er während er mich gedankenvoll ansah.

„Ach ja? Was denn?", fragte ich neugierig als etwas anderes meine komplette Aufmerksamkeit auf sich zog. Kein etwas, sondern jemand. Ich sah wie Ricardo die große Eingangstür aufmachte und anfing in meine Richtung zu laufen. Wie gewohnt, hatte er seinen kalten Blick darauf und schlenderte den Gang herunter. Sein Blick hing an meinen fest und er schaute nicht weg. Während ich erwartete, dass er zu mir kommen würde, mich begrüßen würde oder mich wenigstens anlächeln würde, schaute er mich einfach nur kalt an und lief weiter an mir vorbei den Gang runter. Verwirrt und ziemlich enttäuscht sah ich auf den Boden und runzelte meine Stirn. Was hatte der denn schon wieder? Wieso war er wieder so kalt und ignorierte mich wieder eiskalt?

„Mariah? Alles gut bei dir?", fragte mich plötzlich Chase und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich nickte nur und zwang mir ein gefälschtes Lächeln auf meinen Lippen, was er zum Glück nicht bemerkte.

„Also, ich weiß wir kennen uns kaum aber ich würde das gerne ändern. Würdest du eventuell mit mir was essen gehen?", fragte er mich und lächelte leicht.

„Es tut mir leid, Chase. Ich bin eher verwirrt zurzeit und denke, dass ein Date nicht so gut wäre.", sagte ich und sah ihn entschuldigend an. Erst sah er enttäuscht weg aber zwang sich doch ein Lächeln ins Gesicht und nahm seine Hand wieder weg.

„Klar, wie du es für richtig hältst. Sag dann einfach Bescheid, wenn du es dir es anders überlegt hast.", sagte er bevor er dann sich umdrehte und wegging. Immer noch geschockt über Ricardo, lehnte ich mich an meinem Spind an und schloss meine Augen erschöpft. Wieso würde jemand seine Liebe jemanden gestehen, um danach ihn komplett kalt liegenzulassen? Wieso liebt es dieser Junge mich einfach nur zu verletzten?! Die Klingel schreckte mich auf und ich atmete tief ein bevor ich dann in die Richtung meines Klassenzimmers ging.

Nach der qualvollen Stunde in dem ich nur an Ricardo denken konnte, machte ich mich auf dem Richtung Pausenhof. Dort traf ich auf Carolin, die mit ihren Freundinnen in einer Ecke stand. Ihre langen pechschwarzen Haare hatte sie gebunden und ihre blauen Augen leuchteten in der Sonne auf.
Ohne Witz, wäre ich ein Junge, würde ich sie sofort zur Frau nehmen und niemals loslassen. Sie bemerkte mich und kam lächelnd zu mir rüber und umarmte mich sofort.

„Ich muss dir soviel erzählen.", sagte sie und zerrte mich zu einer leeren Bank. Dort angekommen setzten wir uns und sie fing sofort an zu erzählen. Leider bekam ich nicht so viel mit wovon sie erzählte da ich zu sehr fokussiert auf Ricardo war, den ich auf dem Pausenhof entdeckte. Er stand neben seinen Freunden und als ich gerade mein wieder Blick von ihm wenden wollte, da mich sein Anblick sauer machte, entdeckte ich wie ein Mädchen zu ihm rüberlief. Und obwohl ich erwartete, dass er sie zurückweisen würde, redete er einfach mit ihr. Während sie dumm kicherte, sah Ricardo sie mit seinem verführerischem Blick an. Und tatsächlich legte sie ihre Hand auf seine Brust und Ricardo kam ihr einen Schritt näher. Ich kochte vor Wut und am liebsten würde ich erst Ricardo ins Gehirn schießen und gleich darauf das Mädchen.

„Hörst du mir überhaupt zu, Mariah.", sagte Carolin und verfolgte schließlich meinen Blick, da ich ihr keine Aufmerksamkeit schenkte. Als sie wohl auch das Mädchen neben Ricardo bemerkte, seufzte sie auf und legte ihre Hand auf mein Schoß.

„Gib diesem Idioten nicht deine Beachtung. Er macht das doch nur, um sich von dir abzulenken."

„Was denkt er wer er ist?! Mir seine Liebe gestehen und dann mit einem anderen Mädchen flirten?!", sagte ich wütend und ballte meine Hände zusammen.

Und dann sah ich Chase. Wie er neben seinen Freunden stand und lachte. Er war nur wenige Meter von Ricardo entfernt, wodurch, wenn ich mit Tyler reden würde, Ricardo alles hören würde. Ich wusste nicht, was mich dazu bewegte, aber ich stand einfach auf und lief mit schnellen Schritten in die Richtung von den beiden. Dabei sah ich die ganze Ricardo tief in die Augen, der nach der Zeit es auch bemerkte. Erst zog er seine Augenbrauen hoch und während dieses Flittchen mit ihm die ganze Zeit flirtete, sah er mir in die Augen. Wahrscheinlich dachte er dass ich zu ihm rüberlief aber ich drehte mich zu Tyler um anstatt zu ihm. Ich bemerkte wie er verwirrt seine Stirn runzelte und mich geschockt ansah. Auch Chase war von meinem Besuch überrascht und sah mich erwartend an.

„Hey!", sagte ich und lächelte Chase breit an.

„Hey.", sagte er und lächelte zurück.

„Weißt du, ich hab es mir anders überlegt, ich würde liebend gerne mit dir essen gehen.", sagte ich und sah wieder zu Ricardo um sicher zustellen, dass er auch zuhörte.

„Wirklich? Toll!", sagte Chase glücklich.

„Willst du meine Handynummer? Dann können wir schreiben.", sagte ich und holte mein Handy raus. Er nickte überrumpelt und ich übergab ihm mein Handy worauf er sich meine Nummer aufschrieb und mir dann wieder mein Handy zurückgab.

„Man sieht sich dann.", sagte ich, umarmte ihn und lief dann wieder weg. Ich spürte nur noch die stechenden Blicke von Ricardo hinter meinen Rücken.

Was du kannst, kann ich schon längst, Ricardo.

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