siebenunddreißig

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Aufgeregt strich ich mir mein Kleid zurecht und schaute nochmal im Spiegel nach, ob mein Make-up noch gut saß. Als alles in Ordnung war, ging ich die Treppen runter und achtete darauf, dass ich mit den Stöckelschuhen nicht stolperte. In der Küche kam mein Vater mir entgegen. Er hatte überall Soße auf seinem T-Shirt und seine Jogginghose war dreckig. Eigentlich wollte ich ihm beim Kochen helfen aber er bestand darauf, dass er alles selber machen wollte.

„Liebling, könntest du bitte den Tisch denken so lange ich mich umziehe.", bat er mich und ich nickte schmunzelnd mit dem Kopf.

„Natürlich, Dad.", sagte ich selbstverständlich und er gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er aus der Küche stürmte. Sofort machte ich mich daran den Tisch für drei Personen zu decken. Als ich den letzten Teller abstellte, klingelte es an der Tür.

„Dad, er ist da!", schrie ich zu ihm hoch und lief dann zum Eingang. Ich machte die Tür auf und ein lächelnder Ricardo kam mir entgegen.

„Hey.", sagte er und gab mir einen flüchtigen Kuss auf dem Mund.

„Hey.", sagte ich auch und tritt einen Schritt zurück damit er reintreten konnte. Plötzlich kamen laute Getrampel die Treppen runter und mein Vater stand neben mir.

„Hallo, Ricardo.", sagte mein Vater und lächelte ihn freundlich an.

„Hallo, Mr. Smith.", sagte Ricardo und überreichte ihm seine Hand. Doch mein Vater ignorierte seine Hand und umarmte Ricardo stattdessen. Erst war Ricardo geschockt, doch umarmte ihn dann zurück.

„Ich hab dir Blumen gebracht.", sagte Ricardo zu mir gewandt und überreichte mir den Blumenstrauß. Sofort breitete sich ein Lächeln auf mein Gesicht auf und ich nahm die Blumen entgegen.

„Danke. Die sind wunderschön.", sagte ich lächelnd und blickte glücklich runter zu den Blumen.

„Ich hab Pizza für uns gemacht.", sagte mein Vater stolz und lief dann in die Küche rein. Ricardo und ich liefen ihm hinterher und während sich Ricardo schon mal hinsetzte, holte ich eine Vase raus und legte die Blumen darein.

„Es riecht auch schon köstlich.", sagte Ricardo und mein Vater nickte stolz.

„Mein Vater ist ein Meister darin Pizzen zu machen.", sagte ich und half meinem Vater die Pizza auf den Tisch zulegen.
Während wir die Pizzen aßen, erzählte mein Vater uns witzige Geschichten aus seiner Jugend. Ricardo und er verstanden sich super und wir hatten eine tolle Zeit zusammen. Meine zwei wichtigsten Männer am gleichen Tisch zu sehen, wie sie zusammen lachen und miteinander redeten, machte mich so unglaublich glücklich. Unter dem Tisch, spürte ich wie Ricardo meine Hand in seine nahm, mich kurz anlächelte und dann sich wieder in das Gespräch mit meinem Vater vertiefte. Die meiste Zeit hörte ich denen zu und lachte einfach mit. Viel lieber höre ich deren witzigen Gesprächen zu und genieße diese wertvolle Zeit.

Plötzlich klingelte aber das Handy meines Vaters irgendwann und er seufzte daraufhin genervt auf.

„Tut mir sehr leid. Ich muss da ran gehen.", sagte mein Vater und sah uns entschuldigend an.

„Ist kein Problem.", sagte Ricardo und mein Vater nahm sein Handy und verschwand aus dem Raum.

„Ich glaub dein Vater kann mich gut ausstehen.", sagte Rico stolz und nahm den letzten Bissen von der Pizza.

„Ganz gut ausstehen? Er liebt dich.", sagte ich, worauf er anfing zu lachen.

„Ich würde auch gerne mal deinen Vater kennenlernen.", sagte ich und sah bittend zu Ricardo. Ich bin ehrlich, ich hatte am Anfang meine Zweifel wegen Ricardos Vater. Er ist schließlich nicht ein ungefährlicher Mann und könnte tatsächlich mich in sekundenschnelle auslöschen, ohne dass es die Außenwelt mitbekommen würde. Aber ich liebe Ricardo, da ist es mir egal wen er als Vater hat. Und ich will keine Vorurteile gegen über jemanden haben, mit dem ich nicht mal ein Wort gewechselt habe.

„Er will dich auch mal kennenlernen.", sagte Ricardo, weshalb ich geschockt meine Augen weitete.

„Wirklich?", fragte ich geschockt und sah ihn mit großen Augen an.

„Ja, natürlich. Es gibt eine Gala nächste Woche wo unsere Familie eingeladen ist. Und er wollte, dass ich dich frage, ob du mitkommen willst.", sagte er und strich mir mit seiner Hand dabei eine Strähne hinters Ohr.

„Natürlich will ich mitkommen.", sagte ich glücklich. Er gab mir daraufhin einen Kuss auf den Mund, welches ich lächelnd erwiderte.

„Tut mir wirklich sehr leid.", sagte plötzlich mein Vater, der in die Küche trat, woraufhin wir beide uns sofort wieder trennten.

„Ich hab einen wichtigen Anruf bekommen und die im Krankenhaus erwarten mich dringend dort.", sagte er traurig.

„Kein Problem, Dad. Geh ruhig.", sagte ich selbstverständlich und er seufzte erleichtert aus. Dann kam er zu mir rüber, gab mir einen Kuss auf die Stirn und umarmte dann Ricardo.

„Ich erwarte dich wieder.", sagte er zu Rico. Ricardo nickte mit dem Kopf und dann verschwand mein Vater wieder aus der Küche.

Obwohl mein Vater schon lange nicht mehr da war, saßen Ricardo und ich immer noch einfach in der Küche. Ricardo hatte seine Krawatte und sein Hemd gelockert und ich hab meine Stöckelschuhe ausgezogen. Wir redeten über belangloses, aßen die ganze Zeit Eiscreme mit Sahne und alberten rum. Doch irgendwann bekam Rico einen Anruf, weshalb er kurz die Küche verließ und mich alleine lies. Verwirrt darüber, wer ihn noch um Mitternacht anrufen würde, tat ich mir noch eine Portion Eis in die Schüssel. Nach paar Minuten kam Ricardo wieder in die Küche. Doch sein Lächeln, was er noch vor fünf Minuten trug, war verschwunden.

„Alles Gut? Ist was passiert?", fragte ich besorgt nach.

„Die Jungs brauchen mich. Ich muss los.", sagte er. Er lief aus der Küche und ich folgte ihm sofort. Während er seine Jacke anzog, sah ich ihn stirnrunzelnd an.

„Du wirst mir nicht sagen, wofür die Jungs dich jetzt brauchen, oder?", fragte ich enttäuscht und sah bedrückt auf den Boden. Ich bemerkte wie Ricardo mir näher kam und dann meinen Kopf an meinem Kinn nach oben leicht drückte, damit ich ihm wieder ins Gesicht sehen konnte.

„Mariah, du weißt, ich könnte dir mein Leben anvertrauen. Ich will nur nicht, dass du zu sehr in diese Sachen eingemischt wirst. Ich will dich einfach nur beschützen.", sagte er und gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn. Ich nickte und zwang mir wieder ein Lächeln ins Gesicht.

„Pass auf dich und die Jungs auf.", sagte ich und er nickte daraufhin. Dann machte er die Tür auf und verschwand aus dem Haus. Ich seufzte leise und ging wieder in die Küche. Während ich fast die ganze Packung Eis auffraß, machte ich mir die ganze Zeit um Ricardo sorgen.

Es ist verständlich, dass ich ihn nicht zwingen kann von seinen illegalen Machenschaften abzubekommen. Schließlich ist seine Zukunft schon geplant, indem er die Mafia weiter führen wird. Aber das Problem ist, könnte ich mir eine Zukunft mit einem Mafiaboss überhaupt vorstellen? Jeden Abend die Sorgen haben, ob er wieder nach Hause kommen wird oder ob die Polizei ihn mal schnappen würde. Wie würden dann unsere Kinder leben? Würden sie sicher sein? Fragen über Fragen aber keine Antworten.

Ich weiß nur, dass ich ihn liebe und ihn niemals verlassen würde.

RICARDOWhere stories live. Discover now