p r o l o g

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Das Meer war wunderschön. Kleine Wellen schlugen ununterbrochen gegen den Rumpf des Schiffes und im ewigen Blau konnte ich sogar einige Fische entdecken. Mich überraschte es, dass sie sich überhaupt so nahe an das Schiff heran trauten. Es war zauberhaft, doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Bilder der letzten Wochen tauchten immer wieder vor meinen Augen auf; die Festnahme, das Verhör. Sie hatten mir erzählt, ein Mann namens Howard Stark hätte mich gefunden, auf der Suche nach Captain America. Ich konnte mich nicht daran erinnern. Ich konnte mich an fast gar nichts erinnern.
Immer wieder ging ich langsam nach und nach die Ereignisse durch. Meine Erinnerungen kreuzten sich, meist viel mir erst spät ein, dass ich Steve nicht auf dem Flugzeug fast umgebracht hätte, dass ich nicht Schmidt umgebracht hatte, sondern Markus.
Am häufigsten kam mir der Tag ins Gedächtnis, an dem Johann Schmidt in unser Haus kam. Als ich ausgewählt wurde, in diesem verdammten Projekt mitzumachen. Ich wünschte, ich hätte mich geweigert, wäre einfach stur zu Hause geblieben. Andererseits läge ich dann neben meiner Familie unter der Erde.
Die Woche in Kärnten war verschwommen. Ich konnte mich an Ninas rote Haare erinnern, an Markus Lächeln, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, an Pauls Hass. Und an den Angriff der Soldaten. Ich wusste nicht, warum mir das auf einmal so zusetzte. Damals töte ich einen nach dem anderen, ohne zu zögern, ohne ihnen ins Gesicht zu sehen.

Der Wind wehte mir meine braunen Haare ins Gesicht. Ich strich sie mir hinters Ohr zurück. Hatte ich nicht einmal eine andere Farbe gehabt? Braun kam mir so unnatürlich vor. Das war Buckys Haarfarbe gewesen.
Wer war Bucky? Irgendwie verband ich den Namen mit Steve, aber ich konnte mich sonst an nichts an ihm erinnern. Außer blaue Augen.
Steve hatte blaue Augen. Das wusste ich. Zu oft habe ich den kleinen schmächtigen Jungen in New York angesehen, um mich nicht daran erinnern zu können.

Eine Frau und ein Mann kamen Hand in Hand auf mich zu. Sie sahen glücklich aus, lachten hin und wieder während ihres Gespräches. Ich senkte meinen Blick, bedacht, nicht aufzufallen. Ich wollte unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen. Auch wenn mich wahrscheinlich niemand erkennen würde.
Ein Funkeln am Meer erregte meine Aufmerksamkeit. Erst als ich aufsah, bemerkte ich, dass wir schon fast am Ziel angekommen waren.
Einige hundert Meter vor dem Schiff erhob sich die Freiheitsstatue in die Luft. Dahinter erstreckten sich bereits die hunderten Hochhäuser New Yorks bis außerhalb meines Sichtfeldes.
Auch wenn der Anblick atemberaubend war, konnte ich mich nicht darauf konzentrieren. Der Deal war ein zu großes Risiko, als dass ich ihn einfach aufs Spiel setzten könnte.

How do you plan on beating Death? [2] || {Death-Saga}Where stories live. Discover now