s i e b z e h n

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Sollte ich ihm wieder folgen? Jeder neue Raum bedeutete neue Erinnerungen für mich, neue Erkenntnisse über meine Vergangenheit. Ich wusste nicht, was mich jetzt erwarten würde oder ob ich es überhaupt wissen will.

Aber jedes Mal, wenn ich kurz davor stand, einfach umzudrehen und einen Weg nach draußen zu suchen, hielt mich eine Frage zurück: Was war wirklich während des Krieges passiert?

Ich hatte eine Vermutung, aber meine Erinnerungen überschnitten sich, oder machten überhaupt keinen Sinn. Ich brauchte Antworten, ich wollte Antworten. Agent Schneider war der einzige, der wusste, was passiert war - zumindest war er der einzige des Lagers, der noch am Leben war. Wenn es mir jemand erklären konnte, dann er.



Der Wald um mich herum war mir fremd, aber dennoch vertraut. Ich konnte es mir nicht erklären. Es schien, als wäre ich in einem Traum bereits einmal hier gewesen.

Dumpfe Schritte näherten sich mir, gefolgt von einer Stimme.
"Bevor das alles hier vorbei ist, denke ich, dass ich Ihnen ein wenig über Ihre Vergagenheit erklären sollte."
"Ein wenig?" Ich versuchte die Wut in meiner Stimme zu unterdrücken, als ich Agent Schneider ansah. "Sie sind mir ein bisschen mehr schuldig."
"Immer gleich so feindselig. Was ist nur mit dem freundlichen Mädchen aus der Großstadt passiert?"
"Es wurde von Hydra umgebracht."
Er beugte seinen Kopf mit einem leichten Lächeln. Offenbar war es eine Geste, mir zuzustimmen, ohne es aussprechen zu müssen.

"Um Ihre Geschichte zu verstehen, müssen Sie erst einmal die von Hydra kennen."
"Ich kenne Hydras Geschichte!", warf ich ein. "Hydra wurde als Wissenschaftsorganisation der Nazis gegründet, bis sie sich irgendwann eigenständig machte. Da gibt es nicht viel zu verstehen."

"Doch. Denn die Geschichte, die Sie kennen, entspricht nicht der Wirklichkeit.
Hydra wurde bereits während des Ersten Weltkrieges ins Leben gerufen, in der Hoffnung, wir würden etwas erfinden, das dem Deutschen Kaiserreich helfen würde, den Krieg zu gewinnen. Sehr offensichtlich ist uns das nicht gelungen. Nach dem Zerfall des Reiches hatten wir keine Geldgeber mehr, niemanden, der uns die Forschungen ermöglichen könnte. Hydra stand kurz vor dem Aus. Ich will Sie nicht mit Einzelheiten aufhalten, denn ich denke, dass Sie so schnell wie möglich voranschreiten würden. Alles, was Sie wissen müssen, ist, dass wir es geschafft haben, dass wir uns durchgeschlagen haben, neue Mitglieder aufgenommen und uns mächtige Verbündete gesucht haben.
Eines unserer größten Ziele war die Erschaffung einer Superwaffe, die wir gegen unsere Feinde einsetzten konnten. Diese Idee war bereits seit Entstehung Hydras vorhanden, jedoch sind wir nie weit vorangekommen. Bis Erskine aufgetaucht ist.
Natürlich ist er geflohen, bevor wir die gesamte Entwicklung abschließen konnten, aber er hat uns in unseren Bemühungen sehr weit gebracht. Wir konnten endlich beginnen, uns wirklich mit der tatsächlichen Entwicklung der Superwaffe auseinanderzusetzten."

Eine dunkle Vorahnung beschlich mich. "Was- Was war diese Superwaffe?"
Agent Schneider lächelte mich an. "Sie."

Ich machte einige Schritte zurück und versuchte, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen.
"Das ist unmöglich. Hydra hätte das Experiment niemals so lange im Vorraus planen können!"
"Wirklich nicht?" Er lachte leise.

"Unsere Wissenschaftler waren der Meinung, dass es keinen Sinn machte, einfach irgendeine Person von der Straße zu holen und ihr das Serum zu injizieren. Sie könnte sich viel zu leicht von uns lösen und eine Gefahr für uns werden. Nein, wenn wir diese Waffe wirklich erschaffen wollten, musste die Person von jung auf an Hydra und unsere Grundsätze glauben. Und da kam Ihre Mutter ins Spiel.
Sie trat Hydra genau zum richtigen Zeitpunkt bei. Wir hatten gerade unsere Pläne für die Waffe fertig gestellt und brauchten nur noch jemanden, der sie werden konnte. Ihre Mutter war der Meinung, wir sollten ihre fünfjährige Tochter dafür nehmen. Selbstverständlich war der Aufruhr hoch, denn warum sollte ausgerechnet eine Frau Hydras wichtigstes Werkzeug werden? Ein Mann wäre doch klar die bessere Wahl.
Doch im Endeffekt brachte einer unserer niederrangigen Agenten das entscheidende Argument: Frauen seien von Natur aus weniger intelligent als Männer. Somit könne eine Frau besser kontrolliert, besser manipuliert werden. Sie würde unseren Befehlen genau Folge leisten und sich nie gegen uns erheben."

"Schwachsinn!", warf ich ein.
Agent Schneider schüttelte nur leicht seinen Kopf. "Offensichtlich."

"Also haben wir begonnen, Sie vorzubereiten. Sie wurden den richtigen Leuten vorgestellt, wir haben Ihnen die best mögliche Ausbildung verschafft, dafür gesorgt, dass Sie Kampfunterricht nehmen und an die Ideale von Hydra glauben."

Mein Atem wurde schwer. Ich wollte nicht begreifen, was Agent Schneider mir erzählte. Alles, was in meinem Leben passiert ist - dass ich so eine gute Ausbildung hatte, dass ich trotz allen Umständen gelernt hatte, mit Waffen umzugehen, dass mir alles zu Füßen gelegt worden war - das alles war von Hydra konstruiert worde. Nur, damit sie die perfekte Waffe hatten.

Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich hätte niemals ein normales Leben führen können. Ich hätte niemals etwas anderes als ein Soldat - eine Waffe - werden können. Alles, was ich je gemacht hatte, wurde geplant, wurde mir vorgesetzt, damit ich genau den richtigen Weg gehen konnte.

Für Hydra.





Sorry für das kurze Kapitel, aber ich wollte nach so langer Zeit unbedingt etwas herausbringen. Und ich glaube, ihr habt genug gelernt, damit euch das noch eine Weile beschäftigen kann.

Nächstes Mal wird Agent Schneider noch mehr erklären und genau auf die Geschehnisse während des ersten Teils eingehen. Es werden ein paar Überraschungen auf euch zukommen...

Sagt mir gerne, wie ihr das Kapitel gefunden habt, schreibt mir Verbesserungsvorschläge, Theorien oder einfach Kommentare zu den Events.

Bis nächstes Mal (hoffen wir mal, dass das nicht so weit entfernt liegt ;) ).

How do you plan on beating Death? [2] || {Death-Saga}Where stories live. Discover now