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Ich schob mich durch die Menschenmenge, in Richtung des Durchganges. Der Regen prasselte unaufhörlich auf meine Kapuze, mehrmals wäre sie fast von den Regenschirmen der vorbeirennenden Männern heruntergerissen worden. Es war eine einzige Masse schwarzer Gestalten, die so schnell wie möglich zu ihrer Arbeit kommen wollten.

Ein leises Tropfen hallte durch den Durchgang. Ich hielt nicht an, sondern eilte weiter, ohne auf die Plakate auf den Wänden zu sehen. Die meisten waren schon halb verblichen, jedoch stichen einzelne Farben auch hervor, wie ein grelles Grün oder ein sanftes Blau.

Kurz nachdem ich wieder in den Regen hinausgetreten war, wandte ich mich nach links und lief die Metallstiegen hinauf. Ohne nachzudenken versetzte ich der Tür einen Tritt und ein lautes Krachen hallte durch die Gasse. Schnell sah ich mich um, ob mich irgendjemand gesehen hatte, doch hinter mir lag alles wie ausgestorben da. Das ewige Prasseln des Regens war alles, was ich hörte. Ich drehte mich wieder um und trat in den Raum.

Erst nach einigen Sekunden konnte ich in der Dunkelheit vor mir irgendetwas erkennen. Ein spährlich eingerichteter Raum, dessen einzige Lichtquelle die zerstörte Glühbirne über meinem Kopf gewesen war. Ich wagte mich vorsichtig weiter in den Raum hinein, nach jeder noch so kleinen Bewegung Ausschau haltend.

Das leise Geräusch zerbrechenden Glases ließ mich herumschnellen. Ich zog meine Waffe, doch bevor ich mich irgedwie wehren konnte, schlug sie mir jemand aus der Hand und ich wurde mit einem kräftigen Stoß nach hinten geschleudert.
Schnell fieg ich mich wieder und erkannte vor mir auch sofort den Angreifer. Er hielt meine Waffe in der Hand, doch er schoss nicht. Er stand einfach nur da.
Ich wollte nicht ewig so stehen bleiben. Kurzerhand sprang ich einen Schritt nach vorne, drehte mich im Bruchteil einer Sekunde um die eigene Achse und nutzte den Schwung daraus, um ihm mit einem Tritt meines Fußes die Waffe aus der Hand zu schlagen. Sie prallte an der Wand ab, doch ihn schien das nicht zu interessieren. Ohne die Waffe eines weiteren Blickes zu würdigen, griff er mich an.

Seine Schläge waren gut gesetzt, doch ich merkte, dass er aus der Übung gekommen war. Zehn Jahre konnten viel mit einem machen.
Immer wieder warf ich ihn gegen eine Wand, beförderte ihn auf den Boden, immer in der Hoffnung, dass er endlich nachgab. Doch das tat er nicht. Ich wusste, dass er gut kämpfen konnte, darauf war ich auch vorbereitet gewesen. Aber seit unserer letzten Begenung war ich stärker geworden, trainierter. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis er aufgeben würde.

Ich wich gerade wieder einer seiner Schlägen aus, als ich die Waffe neben einer zerbrochenen Vase liegen sah. Es war eine Chance.
Schnell versetzte ich dem Mann einen Schlag, der ihn einige Meter zurücktaumeln ließ. Ich sprang auf die Pistole am Boden zu, rollte mich ab und ergriff währenddessen den Griff.
Als ich jedoch wieder im Stehen die Waffe auf mein Gegenüber gerichtet hatte, stand dieser schon knapp vor mir, eine weitere Pistole in der Hand haltend. Ich stand nun unbeweglich da, wissend, dass die kleinste Bewegung ihn zu einem Schuss verleiten könnte. Und einen Schuss in den Kopf würde selbst ich nicht überleben.

Ihm war das auch klar. Selbst in der Finsternis konnte ich das hämische Grinsen sehen, das sich langsam auf seinem Gesicht ausbreitete.
"Wir haben uns eine lange Zeit nicht mehr gesehen, Miss Schwarz. Ich habe unsere kleinen Kämpfe schon fast vermisst."
"Glauben Sie mir, mir wäre es lieber, wenn es dabei geblieben wäre, Herr Schneider. Doch man kann nicht jeden Konflikt mit einem Kampf lösen."
"Wirklich? Es wäre mir aber so vorgekommen, als hätten Sie das vor zehn Jahren noch so gemacht."
"Zeiten ändern sich, Menschen ebenfalls. Sie aber nicht. Sie sind immer noch derselbe Mann den ich vor Jahren in Kärten beim Schwertkampf getroffen hatte."
"Nicht gleich so ungestüm, meine Liebe. Immerhin sind wir doch Freunde."
"Wir waren noch nie Freunde. Damals nicht und heute nicht. Wenn ich Sie damals einfach hätte sterben lassen, wären mir einige Probleme erspart geblieben."
"Andererseits wären Sie dann jetzt auch tot."
"Das wäre mir vielleicht auch lieber gewesen."

Darauf wusste er dann keine Antwort. Also standen wir wieder da, die Waffen auf den Kopf des jeweils anderen gerichtet, wärend ich überlegte, wie ich aus dieser gesamten Situation entkommen sollte.
"Hören Sie, Herr Schneider. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Also wenn Sie jetzt so nett wären, die Waffe niederzulegen, sodass ich Sie zum Hafen bringen könnte, wäre ich Ihnen sehr dankbar."
"Was soll ich denn am Hafen? Wartet dort etwa jemand auf mich?" Er nahm mich nicht ernst, hatte er nie getan. Doch langsam riss mein Geduldsfaden.
"Beim Hafen nicht. In Deutschland aber schon. Dort gibt es ein paar Menschen, die sich gerne mit Ihnen unterhalten würden."
"Wissen Sie, ich habe mir hier ein wunderschönes Leben aufgebaut. Und Sie wollen mir das jetzt einfach wegnehmen?"
"Ein Leben ständig auf der Flucht? Während man das Leben tausender anderer Menschen zu verantworten hat? Kann sich das überhaupt Leben nennen?"
"Sagen Sie es mir."

Bevor er den Abzug drücken konnte, schlug ich seinen Arm nach unten und der Schuss ging in den Boden. Er wollte die Waffe wieder in die Höhe heben, doch mit meiner freien Hand griff ich danach und zog sie ihm mit einem Ruck weg. Seine Hand schoss zu seinem Hosenbund, doch bevor er mit einer zweiten Waffe auf mich schießen konnte, ertönte ein lauter Knall und er fiel mit weit aufgerissenen Augen nach hinten.
Mit einem dumpfen Geräusch schlug er auf dem Boden auf. Langsam bildete sich ein roter Fleck auf der Höhe seines Herzens, der immer größer und größer wurde. Ich steckte meine Waffe wieder ein und nahm seine mit, die ich noch immer in der Hand hielt. Langsam ging ich auf die Tür zu.

Der Regen hatte nicht nachgelassen. Schnell zog ich mir meine Kapuze über und lief die Metallstiegen hinab.
Ich lief in Richtung der Straße, doch bevor ich den Durchgang betrat hob ich ein Metallgitter hoch und ließ die Waffe in den Schacht fallen. Ein leises Klatschen vermittelte mir, dass die Waffe ins Kanalwasser gefallen war. Vorsichtig senkte ich den Deckel wieder hinab und lief weiter. Je weniger Spuren ich hinterließ, um so besser. Ich wollte die Aufmerksamkeit nicht, denn wenn ich sie erst einmal hatte, würde es umso schwieriger sein, meinen Auftrag auszufüllen.











Ha, ich uploade rechtzeitig, mit dem myeriösesten Kapitel aller Zeiten. Ich versuche, jeden Teil dieser Reihe ein anderes Genre zu geben. Während der erste Teil noch ein sehr krasses Superheldenspektakel mit sehr viel Action war, versuche ich, dieses Buch etwas bodenständiger zu halten, mit Elementen von Mystery, Drama und Thriller.

Wer sich nicht erinnern kann: "Herr Schneider" war der Typ, der mit Livia Schwertkampf geübt hat, als sie in Kärnten war. Der Typ, den sie fast getötet hätte.

Ihr seid frei zu raten, was Livias ominöser Auftrag ist. Vielleicht gibt es euch einen kleinen Tipp, wenn ihr an den Epilog vom letzten Teil denkt.

Dann hoffentlich bis nächsten Sonntag. ^-^

How do you plan on beating Death? [2] || {Death-Saga}Where stories live. Discover now